Rezension „Muttertag“ von Nele Neuhaus – Ullstein Buchverlage

Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Ullstein Hardcover; Auflage: 3. (19. November 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3550081030
ISBN-13: 978-3550081033
D: 22,00 Euro

Inhalt:

Sie hatten ein Geheimnis. Sie mussten sterben. An einem Sonntag.

Der neue Bestseller von Nele Neuhaus

Im Wohnhaus einer stillgelegten Fabrik wird eine Leiche gefunden. Es handelt sich um den ehemaligen Betreiber des Werks, Theodor Reifenrath, wie Kriminalhauptkommissarin Pia Sander feststellt. In einem Hundezwinger machen sie und ihr Chef Oliver von Bodenstein eine grausige Entdeckung: Neben einem fast verhungerten Hund liegen menschliche Knochen verstreut und die Spurensicherung fördert immer mehr schreckliche Details zutage. Reifenrath lebte sehr zurückgezogen, seit sich zwanzig Jahre zuvor seine Frau Rita das Leben nahm. Im Dorf will niemand glauben, dass er ein Serienmörder war.

Rechtsmediziner Henning Kirchhoff kann einige der Opfer identifizieren, die schon vor Jahren ermordet wurden. Alle waren Frauen. Alle verschwanden an einem Sonntag im Mai. Pia ist überzeugt: Der Mörder läuft noch frei herum. Er sucht sein nächstes Opfer. Und bald ist Anfang Mai.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Schon als Fünfjährige schrieb die in Münster Geborene ihre erste Geschichte, mit 14 Jahren füllten die Storys schon mehrere Hefte. Und als Nele Neuhaus nach dem Studium von Jura, Geschichte und Germanistik das erste „richtige“ Buch geschrieben hatte, ließ sie es „on demand“ drucken und vertrieb es selbst. Es verkaufte sich bestens, der Berliner Ullstein-Verlag nahm Nele Neuhaus unter Vertrag, und ihre folgenden Krimis um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff machten aus ihr eine Erfolgsautorin. Der Durchbruch gelang ihr 2010 mit dem vierten Band der Taunuskrimi-Reihe. „Schneewittchen muss sterben“ stürmte seit Erscheinen im Juni 2010 die Bestsellerlisten, Lizenzen wurden in 31 Länder verkauft, ebenso die Filmrechte. Auch ihr erstes Buch „Unter Haien“ eroberte nach der Wiederauflage im Mai 2012 die Top-Position der Bestsellerliste, genauso wie die Taunuskrimis „Wer Wind sät“ und „Böser Wolf“. Im ZDF wurden die Filme nach Motiven aus Neuhaus‘ Romanen Quotenhits.
Außerdem schreibt Nele Neuhaus unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg Romane und Jugendbücher, in denen es um Pferde geht, denn die Autorin ist leidenschaftliche Pferdeliebhaberin, Reiterin und Züchterin. Ihre Bücher verkauften sich bis heute (Mai 2016) allein in Deutschland über 10 Millionen Mal.
Nele Neuhaus lebt mit ihrem Ehemann und Australian Cattle Dog Aki im Vordertaunus.

Quelle: Amazon

Rezension:

Normalerweise sollte der Muttertag ein Tag der Familie, der Freude und Liebe sein. Doch bei Nele Neuhaus wird dieser Tag zu einem Tag der leeren Versprechungen, des Verlassen seins und der Enttäuschung. Es ist der Tag, an dem eine Kinderseele zerbricht.

Alles beginnt mit einem spannenden Prolog, der eine enorme Sogkraft auf die Leser ausübt. Fragen werden aufgeworfen, die sich größtenteils erst wirklich am Ende beantworten lassen und so immer im Hintergrund herumgeistern, das Gelesene hinterfragen lassen und auf eine Lösung drängen.

Speziell die Frage nach dem Mörder lies mich immer wieder in Sackgassen enden. Der Täterkreis war rasch abgesteckt und dennoch blieb der Mörder immer im Schatten. Niemand in dieser Verflechtung aus Gewalt, Aggression, Naivität und Geheimniskrämerei ist frei von Schuld oder unverdächtig. Jeder könnte die Taten begangen oder zumindest etwas gewusst haben.
Vielleicht liegt hier auch gerade hier der Focus der Autorin.
 
Nele Neuhaus weiß, die Gefühle ihrer Leser wie eine Puppenspielerin zu dirigieren. Keine der verdächtigen Personen erscheint besonders sympathisch. Ich konnte mich mit niemandem wirklich anfreunden, empfand eher Mitleid und Bedauern. Nur die Ermittler schaffen es, den Leser zu packen.

„Muttertag“ ist mein erster Krimi von Nele Neuhaus. Ihr geht der Ruf voraus, dass ihre Krimis recht blutig daher kommen. Dieser ist da ein wenig anders. Die Morde sind hier eher von psychologischer Grausamkeit geprägt und vieles obliegt der Fantasie der Leser. Im Mittelpunkt stehen vorrangig die Gefühle, die den Mörder zu seinen Taten trieben und dessen Gedankengänge.  Das „Warum“ hinter den Taten bzw. der Auslöser. Dieser Aspekt war interessant.

Dennoch muss ich sagen, dass sich das ganze Prozedere viel zu lange hinzog. Nach einem spannenden Anfang, war der Mittelteil recht zäh und der Plot kommt erst im letzten Drittel wieder so richtig in Fahrt. Auch gab es hin und wieder kleine Unstimmigkeiten, die mich störten.

Trotz meiner Kritik ist „Muttertag“ ein solider und düsterer Krimi, der die Leser bis zum Schluss mitraten lässt und den Mörder in einem großen Showdown entlarvt.

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Rezension „Der Stift und das Papier“ von Hanns-Josef Ortheil – Luchterhand Literaturverlag

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag; Auflage: Originalausgabe (9. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3630874789
ISBN-13: 978-3630874784
D: 21,99 Euro

Inhalt:

Nach dem Erscheinen seines zweiten Kindertagebuchs „Die Berlinreise“ wurde Hanns-Josef Ortheil häufig gefragt, wie er als Zwölfjähriger ein derart beeindruckendes Buch schreiben konnte. Dieser Frage ist er jetzt in dem Band „Der Stift und das Papier“ nachgegangen. Schritt für Schritt wird erzählt, wie er, begleitet und angeleitet von Vater und Mutter, sich das Schreiben beibrachte. Er beschreibt, wie er übte und wie diese Übungen langsam übergingen in kleine Schreibprojekte, die er sich selber ausdachte und verfolgte. Es ist die bewegende Geschichte eines Jungen, der lange Zeit nicht sprach und der einen eigenen Weg zum Sprechen und Schreiben suchen musste. Und es ist bei allen Widerständen, die sich in den Weg stellten, die Geschichte eines Wunderkinds, das früh ein Gefühl für das Erzählen besaß und das über eine Gabe verfügte, die alle anderen überstrahlte: beobachten zu können und das Beobachtete traumwandlerisch in die richtigen Worte zu fassen.

Quelle: Amazon

Der Autor:

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den beliebtesten und meist gelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis und zuletzt dem Hannelore-Greve-Literaturpreis. Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.

Quelle: Amazon

Rezension:

Vorsicht beim Lesen dieses Buches, es verleitet dazu, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und die eigenen Gedanken zu Papier zu bringen.

Ich habe das Lesen bis zur letzten Seite genossen. Wortgewaltig, bildhaft und doch im Tenor eines kleinen Jungen, der sich entwickelt und die Welt des Schreibens entdeckt. Es war mir ein Vergnügen. 

Anfangs dient Hanns-Josef das Schreiben nur dazu, die Worte im Kopf zu behalten, ihre Bedeutung nicht zu vergessen. Die Worte lassen sich nicht greifen und scheinen immer wieder Reißaus zu nehmen. Wiederholungen helfen ihm, diese zu verankern, festzuhalten.

Wie wichtig Sprache für das Sozialverhalten sein kann, erleben wir in dieser Lebensgeschichte. In Gesellschaft einer Mutter, die viele Jahre lang kein Wort sprach und sich durch viele kleine Zettel durch den Tag hangelte, lebte Hanns-Josef in einer sehr stillen Welt. Die Bedeutung der Worte erschloss sich ihm nicht. Dafür entwickelte sich seine Fantasie. Aufmerksam nahm er die Welt um sich herum wahr. In späteren Jahren, beschäftigen sich Vater und Mutter sehr intensiv mit ihrem Sohn. Der Junge erhält Einblicke in die Welt der Kunst, Musik und Literatur. 

Hanns-Josef beginnt mit kleinen Fingerübungen und der Stifthaltung. Es folgen kurze Schreibübungen und Nacherzählungen. Die Vielfalt der elterlichen Einflüsse und ein großes Talent, sein feines Gespür für Töne und Wortnuancen verbinden sich zu einem großen Ganzen. 

Der Autor nimmt uns mit auf eine sehr bewegende und feinfühlige Reise durch seine Kindheit. Fast wie nebenbei erhalten wir einen Einblick in die Lebensgeschichte seiner Familie und erfahren auch den Grund für das jahrelange Schweigen seiner Mutter. Hanns-Josef Ortheil versteht es meisterlich mit Worten umzugehen und zeigt uns die Bandbreite der deutschen Sprache. In manchen Passagen empfand ich ein Gefühl, das dem des Nachhausekommens sehr ähnlich ist. Er verwendet Worte, die ich schon sehr lange nicht mehr in dieser geballten Form lesen durfte. Nicht im Sinne von altmodisch, nein, im Sinne von abwechslungsreich, anspruchsvoll und lebendig.

Dieses Buch ist eine wunderbare Reflexion, wie sich Sprache entwickelt, wie ein Autor durch Fingerübungen und Ausprobieren seine eigene Welt des Schreibens entdeckt. Talent ist nur ein Part, um einen guten Text vorlegen zu können. Es bedarf auch eines gewissen Maßes an Ehrgeiz, Rückgrat, Mut neue Wege zu beschreiten und Übung. 

Hanns-Josef jongliert mit den Worten. Viele Beispieltexte und kleine Geschichten verführen uns Leser förmlich dazu, die Gedanken schweifen zu lassen und selbst etwas nieder zuschreiben. Er gibt eine Menge Anregungen, die es verdienen, in einer ruhigen Minute ausprobiert zu werden.

Interessant und geprägt von einer abwechslungsreichen Sprache verleitet uns der Autor, selbst den Stift in die Hand zu nehmen.

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Rezension „Das dunkle Herz des Waldes“ von Naomi Novik – cbj Verlag

Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Verlag: cbj; Auflage: Deutsche Erstausgabe (21. November 2016)
Sprache: Deutsch
übersetzt von Marianne Schmidt
ISBN-10: 3570172686
ISBN-13: 978-3570172681
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: Uprooted
D: 17,99 Euro

Inhalt:

Agnieszka liebt das Tal, in dem sie lebt: das beschauliche Dorf und den silbern glänzenden Fluss. Doch jenseits des Flusses liegt der Dunkle Wald, ein Hort böser Macht, der seine Schatten auf das Dorf wirft. Einzig der »Drache«, ein Zauberer, kann diese Macht unter Kontrolle halten. Allerdings fordert er einen hohen Preis für seine Hilfe: Alle zehn Jahre wird ein junges Mädchen ausgewählt, das ihm bis zur nächsten Wahl dienen muss – ein Schicksal, das beinahe so schrecklich scheint wie dem bösen Wald zum Opfer zu fallen. Der Zeitpunkt der Wahl naht und alle wissen, wen der Drache aussuchen wird: Agnieszkas beste Freundin Kasia, die schön ist, anmutig, tapfer – alles, was Agnieszka nicht ist. Niemand kann ihre Freundin retten. Doch die Angst um Kasia ist unbegründet. Denn als der Drache kommt, wählt er nicht Kasia, sondern Agnieszka.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Naomi Novik wurde 1973 in New York geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Baba Yaga und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war außerdem an der Entwicklung von äußerst erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Doch dann erkannte Naomi Novik, dass sie viel lieber schreibt als programmiert. So machte sie sich daran, ihren Debüt-Roman zu schreiben, mit dem sie sofort die Herzen von Kritikern und Lesern gleichermaßen eroberte: „Drachenbrut“, den ersten Band um die Feuerreiter Seiner Majestät. Naomi Novik lebt mit ihrem Mann und sechs Computern in New York.

Quelle: Amazon

Rezension:

Nicht nur aufgrund der Seitenzahl von 576 Seiten ist dieses Buch eine Herausforderung. Meine Meinung zu „Das dunkle Herz des Waldes“ ist gespalten.

Ja, ich mochte die Geschichte und die farbenprächtigen Beschreibungen. Es steckt sehr viel Liebe und Fantasie zwischen diesen Seiten. Die Magie und auch die sehr fein eingearbeitete Liebesgeschichte konnten mich begeistern. Dennoch fällt man als Leser in regelmäßigen Abständen in ein Loch der Langeweile. Es passiert einfach nicht wirklich etwas. Wiederholungen geben sich die Hand und es wird einfach langatmig.

Die Welt der Magie, die uns Naomi Novik eröffnet ist facettenreich. Es ist, als würde man eine Fantasiewelt mit märchenhaften und mittelalterlichen Elementen unserer Welt vermischen und somit etwas Neues schaffen. Der Plot ist gut durchdacht und die handelnden Personen wurden originell entworfen.

Für 14jährige empfand ich gerade den letzten Teil des Buches als zu blutig. Dagegen gefiel mir die in der Story enthaltene Botschaft sehr. So hält man nach all diesen Seiten inne und sieht nicht nur das Böse selbst, sondern erkennt die Hintergründe. Es entschuldigt nichts, doch erwirkt Verständnis. Der Abschluss war dann irgendwie simpel. Zwar glaubwürdig, aber dennoch unbefriedigend.

Die Welt rund um den dunklen Wald hat mich schon in ihren Bann gezogen. Es hat Spaß gemacht, mich lesend in dieser magischen Umgebung zu bewegen. Aber ich muss auch sagen, ich war froh, das Buch beenden zu können. Als Film könnte ich mir die Geschichte von Agnieszka allerdings sehr gut vorstellen.

Leider wurde hier sehr viel Potential vergeben, da ich die Grundidee als spannend empfinde. Weniger Seiten und enger ausgearbeiteter Spannungsbogen hätten dieser Geschichte gut getan.

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Rezension „Kleinhirn an alle: Die große Ottobiografie – Nach einer wahren Geschichte“ von Otto Waalkes – Heyne Verlag

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (14. Mai 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453201167
ISBN-13: 978-3453201163
D: 22,00 Euro

Inhalt:

Otto wird rund! 70. Geburtstag am 22.07.2018

Darauf haben Generationen von Fans gerade noch gewartet: Otto erzählt aus den ersten 70 Jahren seines Lebens – einem märchenhaften Aufstieg vom Deichkind zum Alleinunterhalter der Nation. Seine Sketche und Figuren haben unser kollektives Gedächtnis und unseren Witzwortschatz bereichert: Harry Hirsch (übergibt sich ins Funkhaus), Robin Hood (der Stecher der Entnervten), Susi Sorglos (föhnt ihr goldenes Haar), Louis Flambée (kocht Pommes de Bordell) Peter, Paul and Mary (are planning a bank robbery) und der „Schniedelwutz“ (hat’s bis in den Duden gebracht).

Aber: Wer waren eigentlich Ottos Vorbilder? Wo kommt er her? Was treibt ihn an? Wie entsteht seine eigene Art von Komik? Und wozu überhaupt? Gibt es ein Geheimnis?

Jetzt erzählt Otto freiwillig von Höhe- und Tiefpunkten, von den glücklichsten und den glanzvollsten Momenten, ohne die peinlichsten und traurigsten auszulassen. Nicht zu vergessen einige noch unveröffentlichte Fotos und selbstgemalte Bilder.

Quelle: Amazon

Der Autor:

Otto Waalkes, geb. 1948 in Emden, Ostfriesland, lebt in Hamburg und ist einer der erfolgreichsten Komiker Deutschlands. Bereits während seines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste trat er in kleinen Clubs auf. 1972 produzierte er seine erste LP, es folgten unzählige Goldene Schallplatten, TV-Shows, Bücher in Millionenauflage, Filme mit Rekordbesucherzahlen. Dafür gab‘s zahlreiche Auszeichnungen. Fehlt nur noch ein Literaturpreis.

Quelle: Amazon

Rezension:

Menschen, mit denen wir aufwachsen, erscheinen uns oft alterslos. Mit Erschrecken stellen wir irgendwann fest, dass wir gemeinsam mit Ihnen und unseren Idolen aus Jugendzeiten gealtert sind. Denkt nur einmal an Eure Lieblingssongs und wie alt davon einige bereits sind. Wir hören manche Lieder fast täglich oder schauen uns Filme in Dauerschleife an. So sind sie immer präsent und wir merken nicht, wie die Zeit vergeht.
Auch mit Otto geht es mir so. Ich bin mit seinen Fernseh- und Filmauftritten groß geworden. Jetzt feierte er seinen 70. Geburtstag und beschenkt uns mit seiner Biografie. Auch bei ihm hat das Leben seine Spuren hinterlassen und dennoch wird Otto immer Otto sein. Allein der optische Faktor hat sich bei ihm in all den Jahren kaum verändert, dessen Wiedererkennungswert man nicht unterschätzen sollte. Ohne Starallüren und Eitelkeiten ist er sich immer treu geblieben.

Otto Waalkes seine Biografie war für mich ein MUSS, besonders aus nostalgischen Gründen. Beim Lesen werden viele Erinnerungen wach.

Dieses Buch zeigt neben viel Wortwitz auch eine ernstere, nachdenkliche Seite von Otto. Ich fand es sehr spannend, seinen Gedanken über das Leben, Kollegen,  den Wert von wahrer Freundschaft, den Bereich der Komik ansich und die Filmbranche zu folgen. Er gibt interessantes Hintergrundwissen preis, lässt die letzten Jahrzehnte noch einmal Revue passieren und uns an den verschiedenen Stationen seiner Kariere teilhaben. Otto Waalkes zeigt, dass es auch oder gerade im Leben eines Prominenten nur einen kleinen Kreis an echten Vertrauten und Freunden gibt. Es sind die Menschen, die auch dann hinter uns stehen, wenn die Zeiten nicht rosarot scheinen. Auf seine Art schickt er mit diesem Buch auch ein wunderbares Dankeschön an die, die wichtig waren bzw. es noch sind.
Diese Biografie beeindruckt, berührt und ließ mich als Leserin ganz oft schmunzeln. Er wirkt sehr bescheiden und gibt den „Ruhm“ lieber an seine Mitstreiter weiter, als das Lob allein für sich einzunehmen. Dennoch macht ihn das Lob von Kollegen stolz und ist für ihn wichtig.
Selbstkritisch und gewohnt humorvoll beschreibt er die Höhen und Tiefen seiner Kariere sowie die in seinem Privatleben. Er schafft es gekonnt, genügend private Details mit einzuflechten, um die Neugier der Fans zu befriedigen, ohne zu viel preis zu geben. Wir treffen hier einfach auf den ganz normalen Menschen Otto Waalkes, nicht den Star, den wir im Film bewundern.
Wer an Otto Waalkes denkt, hat automatisch einen quirligen, immer zu Späßen bereiten Komiker vor Augen. Doch Otto kann auch ernst. In ihm verbinden sich Intelligenz und eine natürliche Begabung zur Komik. Er stellt uns seine Vorbilder vor, ohne die er sich seine Kariere nicht vorstellen kann und spricht voller Hochachtung z. B. von Heinz Erhardt. Seine Liebe zur Musik und zu Märchen zeigt sich in vielen Bereichen seines Wirkens.

Beim Lesen habe ich ganz oft seine Stimme im Kopf gehört. Sicher ist es ein Vergnügen, dem von Otto Waalkes selbst eingelesenen Hörbuch zu lauschen und seine Intonierung des Textes auf sich wirken zu lassen. Wer die Biografie nicht selbst lesen möchte kann sie natürlich auch als Hörbuch genießen.

Otto Waalkes ist ein Unikum, von dem wir hoffentlich noch ganz lange etwas zu sehen und zu hören bekommen.
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Rezension „Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ von Tanja Kokoska – Heyne Verlag

Broschiert: 336 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (12. November 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453422538
ISBN-13: 978-3453422537
D: 12,99 Euro


Inhalt:

Mit Blumen macht sie andere glücklich, doch ihre eigene Liebe hat sie noch nicht zum Erblühen gebracht

Juli Mahlo ist nicht ganz von dieser Welt. Sie liebt es, inmitten vertrauter Dinge zu sein, besonders in ihrem Blumenladen, eingehüllt von tausenderlei Farben und Düften. Und sie fürchtet das Schweigen nicht, das sie umgibt. So still sie selbst ist, so groß ist ihre Gabe, andere zum Sprechen zu bringen. So gelingt es ihr immer wieder, Menschen von einer dunklen Erinnerung zu befreien. Nur ihrem eigenen Glück steht Juli im Weg. Dann lernt sie Oskar kennen, der so schön ist wie Gregory Peck. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, und es scheint, als wäre für Juli die Zeit des Alleinseins endlich vorbei. Doch sie ahnt nicht, dass die Liebe sie zu einem Geheimnis aus ihrer eigenen Familie führen wird.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Tanja Kokoska ist Redakteurin bei der Frankfurter Rundschau und verantwortlich für das Wochenendmagazin FR7. „Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ ist ihr erster Roman bei Heyne.

Quelle: Amazon

Rezension:

Was bedeutet Glück? Ich glaube, den Begriff „Glück“ und alles, was damit im Einklang steht, definiert jeder Mensch anders. Gemeinsam mit Juli lässt uns Tanja Kokoska verschiedene Arten von Glück erleben und darüber nachdenken, was Glück für uns selbst bedeutet.
Juli ist weltfremd, ein wenig naiv und hat kaum Kontakt zu anderen Menschen. Die Wohnung gleicht einem Museum, in dem man in die Vergangenheit eintauschen kann. Klingt auf den ersten Blick sogar etwas nostalgisch, zeigt aber auch, wie abgegrenzt von ihrer Umwelt Juli lebt. Selbst der Weg zur Fleischerei ist für sie eine Art Abenteuer. Lediglich in der Umgebung von Blumen taut sie auf. Dabei wird Juli von allerlei Ängsten begleitet. Sie führt sogar ein Tagebuch über die Vielzahl möglicher Arten von Ängsten. 
Juli liebt Blumen und findet, diese sollten auch andere Menschen glücklich machen. Aus einer zufälligen Begegnung wächst Zutrauen und Juli beginnt, sich aus ihrem Kokon zu winden. Dabei ist es ihre liebenswert naive und selbstlose Art, die sie zu Handlungen treibt, die sagen wir einmal, recht unkonventionell sind. Sie mischt sich ohne Bedenken in das Leben anderer ein und schafft es, ihnen das Glück ins Haus zu bringen. Die stille Juli hat noch eine besondere Gabe. Sie kann zuhören und zwischen den Zeilen lesen. Sie ist eine gute Beobachterin und empathisch genug, das Wesen der Menschen in ihrer Umgebung intuitiv zu erfassen. Am Ende gewinnt auch unsere Protagonistin an Stärke, umarmt das Leben mit beiden Armen und findet als Belohnung die Liebe.
„Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ ist erfrischend und voller Sonnenstrahlen. Es gibt auch traurige, dunkle Kapitel im Buch, die dafür sorgen, dass die Geschichte nicht kitschig wird. So behält Tanja Kokoska die richtige Balance bei und zaubert eine wunderschöne, warme Geschichte. Es ist ein leises Buch, mit dem sich das Glück ganz unbemerkt in die Herzen schleicht.
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Rezension „Das Mädchen mit dem Edelweiß“ von Jillian Cantor – Heyne Verlag

Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (10. September 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783453422384
ISBN-13: 978-3453422384
ASIN: 3453422384
Originaltitel: The Lost Letter
D: 12,99 Euro

Inhalt:

Ein fast vergessener Brief, der Mut zweier Menschen und eine grenzenlose Liebe

Schon als Kind war Katie mit ihrem Vater auf Flohmärkten, um nach Briefmarken zu suchen. Immer hoffte er, eines Tages einen ganz besonderen Schatz unter ihnen zu finden. Doch daran erinnert er sich schon lange nicht mehr. Um ihrem an Alzheimer erkrankten Vater eine Freude zu bereiten, bringt Katie seine Sammlung zu dem Philatelist Benjamin. Er soll herausfinden, ob sich unter den vielen Marken eine ganz besondere befindet. Und tatsächlich entdeckt Benjamin einen ungeöffneten Brief, der mit einer seltenen Briefmarke aus den Dreißigerjahren versehen ist. Darauf zu sehen: der Stephansdom, in den ein Edelweiß eingelassen ist. Katie und Benjamin beschließen, dem Geheimnis des Briefs auf die Spur zu gehen und dessen Adressaten zu finden. Doch was sie nicht ahnen: Ihre Suche wird sie ins Österreich des Jahres 1938 führen. An den Ort, wo ein junges Paar sich einst begegnete und sich ewige Liebe versprach.

»Jillian Cantor hat mich von der ersten bis zu letzten Seite in ihren Bann gezogen.« – Jerusalem Post

Quelle: Amazon


Die Autorin:

Jillian Cantor studierte Englisch an der Penn State University, bevor sie mit dem Schreiben begann. Für ihre Romane wurde sie in den USA bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen in Arizona.

Quelle: Amazon

Rezension:

Diese Geschichte hat mich sehr berührt und gefesselt. Der Erzählstrang bewegt sich auf zwei Zeitebenen. Jillian Cantor versteht es, diese geschickt parallel verlaufen zu lassen, so dass sich die Ereignisse der Vergangenheit und der Gegenwart immer wieder ergänzen. Am Ende finden die Schicksale der Protagonisten glaubhaft zusammen. 
Ich habe mit Christoph und Elena bzw. mit Katie und Benjamin gebangt, gelitten und mich gefreut.
Elena erschien mir stellenweise als sehr herb und wie ein bockiges Kind. Dafür erleben wir Katie als recht unsichere Frau, die mit der Suche nach der Geschichte hinter einem nie abgeschickten Brief auch sich selbst findet. Letzteres sogar in vielerlei Hinsicht. 
Gerade die Szenen mit Ted und dem Umgang mit seiner fortschreitenden Demenz, hat die Autorin behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen ausgearbeitet. Es tat weh zu sehen, wie ihm die Erinnerungen langsam entgleiten und wie schwer es sein muss, das eigene Leben nicht mehr selbst bestimmen zu können.
Wir machen uns allgemein viel zu wenig Gedanken über die Vergangenheit und das Leben unserer Eltern und Großeltern. Was haben sie in Jugendzeiten und später alles erlebt, was hat ihr Leben geprägt? Welche Wünsche mussten begraben werden und warum? Wenn uns die Erkenntnis, mehr erfahren zu wollen kommt, ist es meist zu spät, die Geheimnisse, die es in jeder Familie gibt zu ergründen.
Katie hat das Glück, einen wichtigen Part aus dem Leben ihrer Vorfahren aufzuspüren und verstehen zu dürfen, was ihre Großeltern und auch ihr Vater einst zurück lassen mussten, welche Ängste und Verluste sie erlebten. 
Ob alle Ausführungen historisch korrekt sind, möchte ich hier gar nicht beurteilen wollen. Einzig die Sicht der Autorin auf die Wendezeit in der DDR empfand ich als recht amerikanisch. 
Jillian Cantor beschreibt dafür auf sehr eindringliche Weise die Zeit des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung. Das Schicksal ihrer Protagonisten bewegt. 
„Das Mädchen mit dem Edelweiß“ ist eine realistische anmutende Erzählung, die historische Fakten und eine fiktive Geschichte sehr gut in Einklang bringt.
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Rezension „Liebe ist das schönste Geschenk“ von Ivy Pembroke – Wunderlich Verlag (Rowohlt Verlag)

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten

Verlag: Wunderlich; Auflage: 1. (23. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
übersetzt von Sabine Längsfeld
ISBN-10: 3805200226
ISBN-13: 978-3805200226
Originaltitel: Snowflakes on Christmas Street
D: 18,00 Euro

Inhalt:

Es ist nur eine kleine Straße in einer großen Stadt – aber hier wohnt die Liebe
Mr. Hemmersley lebt schon sein ganzes Leben in der Christmas Street in London. Er hat Nachbarn kommen und gehen und Kinder aufwachsen sehen. Den Tod seiner Frau allerdings konnte er nie verwinden. Jetzt, im Alter, will er nur noch in Ruhe gelassen werden.
Alles, was der siebenjährige Teddy liebte, musste er in Amerika zurücklassen – vor allem seine Mutter.

Quelle:Amazon

Die Autorin:

Ivy Pembroke ist Juraprofessorin mit der Fachrichtung Copyright- und Markenrecht, Spezialgebiet Fanfiction. Sie schreibt schon ihr ganzes Leben lang, benutzt viel zu viele Kursivierungen und findet nichts schöner als eine Geschichte, die den Leser zum Lächeln bringt. Sie lebt abwechselnd auf Rhode Island und auf einer Farm im US-Staat Mississippi.

Quelle: Amazon

Rezension:

Ich lade Euch ein, mir in die Christmas Street zu folgen. Sam und Teddy sind hier nach einem schweren Schicksalsschlag gelandet. Der Einzug verläuft nicht unproblematisch und auch den Empfang durch die neuen Nachbarn hätten sich die beiden herzlicher gewünscht. Doch hier kümmert sich eigentlich jeder nur um sich selbst und beäugt die Nachbarn gelegentlich misstrauisch. Das erträumte Miteinander bleibt anfangs aus.
Lediglich ein Mitbewohner der Christmas Street ist überall willkommen. Er wird von allen toleriert, geliebt und verwöhnt. Es ist Jack, der Straßenhund. Jack wir zum Seelentröster, treuem Freund und Retter in der Not. Es war herzerwärmend zu verfolgen, wie allein seine Anwesenheit die Menschen bewogen hat, ihr Verhalten zu verändern.

Sam versucht schon im Interesse für seinen Sohn Teddy, Kontakte zu den Nachbarn zu knüpfen. Diese lassen sich anfangs nur widerwillig von Höflichkeit oder Neugier angetrieben auf dieses Experiment ein. Selbst der einsame und griesgrämige Nachbar, Mr. Hemmersley, taut auf und kann vor Teddy sin weiches Herz nicht lange verstecken. Mit tatkräftiger Unterstützung von Jack gelingt es Sam und Teddy nach und nach aus der eigenbrötlerischen Nachbarschaft eine Gemeinschaft zu schaffen, die in Notsituationen fest zusammenhält.

„Liebe ist das schönste Geschenk“ ist ein warmherziges Buch, das seinen Anfang im Sommer nimmt und am Weihnachtsabend abschließt. Weihnachten ist eine Zeit, in der Wunder geschehen und Träume wahr werden können. Mit einem ganz eigenen Zauber und einer emotionsgeladenen Atmosphäre. Dennoch möchte ich dieses Buch ungern als Weihnachtsroman abstempeln. Diese Geschichte ist zu jeder Zeit einfach wundervoll zu lesen. Es geht um Nächstenliebe, Freundschaft, Aufmerksamkeit und vor allem und die kleinen Dinge im Leben, die wichtiger sind, als Geld und Arbeit.

Als Leser verlässt man die Christmas Street mit eine wohligen Gefühl von Zufriedenheit sowie Freude und nimmt ein kleines bisschen Glück mit zu sich selbst nach Hause.


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Rezension „Hazelwood – Wo alles beginnt“ von Melissa Albert – Dressler Verlag

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Dressler; Auflage: 1 (20. August 2018)
Sprache: Deutsch
Einbandgestaltung von Frauke Schneider
Aus dem Englischen von Fabienne Pfeiffer
ISBN-10: 3791500856
ISBN-13: 978-3791500850
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre
Originaltitel: The Hazelwood
D: 19,00 Euro

Inhalt:

Geh hin, wo alles beginnt … Hazel Wood zieht alle in seinen Bann.

Seit Alice denken kann, wird sie vom Unheil verfolgt. Dann stirbt ihre Großmutter, die mysteriöse Märchenerzählerin Althea Proserpine, und kurz darauf verschwindet Alices Mutter spurlos. Zurück bleiben die Worte „Halt dich fern von Hazel Wood”. Alice spürt, dass sie ihre Mutter erst wiedersehen wird, wenn sie an den Anfang ihrer eigenen Geschichte geht. Schritt für Schritt entdeckt sie eine unheimliche Wahrheit. Um endlich frei zu sein, bleibt Alice nur eine Wahl: Sie muss nach Hazel Wood … Dorthin, wo alles beginnt.

Ein Roman wie ein Rausch: Herausragender, international gefeierter All-Ager mit absoluter Sogwirkung, düsteren Märchenelementen, eingebettet in das urbane Setting New Yorks.

Quelle: Dressler Verlag

Die Autorin:

Melissa Albert ist Gründerin des Barnes & Nobles Teen Blog und hat unter anderem für McSweeney’s, Time Out Chicago und MTV geschrieben. Ursprünglich kommt sie aus Illinois, lebt mittlerweile aber in New York und arbeitet bereits am Folgeband von „Hazel Wood“.

Quelle: Dressler Verlag

Rezension:


„Es war einmal, vor langer, langer Zeit…“
So beginnen die uns bekannten Märchen. Als Kinder liebten wir sie, später gehören sie unseren nostalgischen Erinnerungen und danach erzählen wir sie unseren Kindern weiter. Märchen werden geliebt und gehasst. Wir träumen davon als Prinzessin mit unserem Prinzen in den Sonnenuntergang zu reiten, als Ritter heldenhafte Taten zu vollbringen und fürchten uns vor bösen Hexen, Zwergen oder Königen. Ja, Märchen, so schön und lehrreich sie auch sind, sie beherbergen immer ein gewisses Quäntchen an Grausamkeiten
Doch was passiert, wenn neue Märchen entstehen, deren Grausamkeiten ohne Reglement verlaufen? Was, wenn sich diese in die Normalität unserer Welt schleichen und sich verselbständigen? Was, wenn Du plötzlich ein Teil, nein, die Geschichte selbst bist?
Das Leben von Alice war noch nie einfach und an eine geregelte Normalität kann sie sich nicht erinnern. Immer wieder geschehen unerklärliche Unglücksfälle. Bis eines Tages das ihr bekannte Leben völlig aus den Fugen gerät. Alle Hinweise deuten auf Hazelwood. Einen Ort, von dem Alice seit ihrer Kindheit träumt. Einen Ort, an dem ihre Großmutter lebt, von der fremde Menschen mehr zu wissen scheinen, als sie selbst. Einen Ort, vor dem sie ihre Mom immer wieder warnte.
Trotz der auf sie wartenden Gefahren, begibt sich Alice auf die Suche nach Hazelwood und findet sich in ihrer ureigenen Geschichte wieder…
„Hazelwood“ ist ein modernes Märchen, mit einer facettenreichen Protagonistin und schillernden, zum Teil sehr präsenten Nebendarstellern. So habe ich zum Beispiel Ellery Finch ganz fest in mein Herz geschlossen. Ohne ihn wäre dieses Abenteuer nicht denkbar gewesen.
Farbenprächtig und doch düster, abenteuerlich, gefährlich und magisch tauchen wir ein in eine Parallelwelt, in der die Märchen und Geschichten ihr eigenes Leben haben. Die Grenzen zwischen den Geschichten und der Realität verschieben sich immer wieder. Die kommenden Ereignisse lassen sich nur schwer voraussagen.

Melissa Albert hat mich gepackt und das Buch einen ganz eigenen Sog entwickelt. Düstere und märchenhafte Bilder wechseln sich perfekt ab. Ich hätte noch viel länger in der Geschichte verweilen können.
Wir erleben als Leser ein Karussell der Emotionen. Ohne zu Spoilern möchte ich hervorheben, das der Autorin ein für mich sehr runder Abschluss gelungen ist. Zum Glück kein märchenhaft sonniger oder kitschiger Abschluss, sondern ein für die Geschichte passender, realistischer Abschluss mit einer wohl dosierten Portion Feenstaub. 
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Rezension „Misteln, Schnee und Winterwunder“ von Stina Jensen – Books on Demand

Taschenbuch: 260 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 2 (1. November 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3748147198
ISBN-13: 978-3748147190
D: 9,99



Inhalt:

Stell dir vor, Du wünschst dir etwas so sehr, und übersiehst dabei, was dir wirklich fehlt.

Sina wünscht sich sehnlichst ein Kind, allerdings driften sie und ihre Jugendliebe Nils momentan immer weiter auseinander.
Nach einem Streit flüchtet sie in die vorübergehend leerstehende Wohnung ihrer Eltern und trifft im Haus auf die kleine Leila. Das marokkanische Mädchen scheint so kurz vor Weihnachten genauso einsam zu sein wie sie.
Erst als sie Leilas Vater Elyas kennenlernt, wird Sina klar, dass sie das Mädchen keineswegs bedauern muss. Nach einer unfreiwilligen Schlittenfahrt würde sie selbst am liebsten jede freie Minute mit dem anziehenden jungen Witwer verbringen.
Mitten in dieses Gefühlschaos hinein sendet ihr Körper Signale, dass es mit einem Baby von Nils endlich geklappt haben könnte …

Eine herzerwärmende Weihnachtsromanze voller Winterknistern.

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Die Autorin:

STINA JENSEN liebt die ostfriesischen Inseln genauso wie die Balearen – seit 2016 gehören auch Irland und Island ganz oben auf die Liste ihrer Lieblingsinseln. Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm – meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman.
Im wahren Leben wohnt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.Wenn Sie keine Neuigkeiten um Veröffentlichungen, Gewinnspiele oder andere News verpassen möchten, registrieren Sie sich einfach für den Newsletter der Autorin unter www.stina-jensen.de/newsletter.

Quelle: Amazon

Rezension:

„Misteln, Schnee und Winterwunder“ ist zwar eine Weihnachtsgeschichte, kann aber eigentlich immer gelesen werden. Dieses Buch ist eine gelungene Fortsetzung zu „Plätzchen, Tee und Winterwünsche“, das ich noch unter dem Titel „Fräulein Millas Gespür für Tango“ gelesen und rezensiert habe.

Dieses Mal steht Millas Zwillingsschwester Sina im Mittelpunkt der Ereignisse. Mit ihr warm zu werden fiel mir ein wenig schwer, da ihre Art, die Dinge anzugehen, etwas nervig ist. Doch mit der Zeit verändert sich Sinas Verhalten und am Ende konnte sie mein Herz erobern. Mit Elyas und der kleinen Leila verhält es sich da schon anders. Beide muss man einfach gern haben. Ob dies mit der Assoziation von Elyas zu Elyas M´Barek zu tun hatte oder einfach seiner Persönlichkeit, kann ich am Schluss gar nicht mehr sagen.


Sinas Kinderwunsch und alles, was damit im Zusammenhang steht, ist für Außenstehende sicher anstrengend. Doch wenn ein solcher Wunsch plötzlich das Leben und den Alltag bestimmt, verselbständigen sich Handlungsweisen. Auch, wenn Sinas Art meine Geduld auf die Probe stellte, hat Stina Jensen die Situationen und Gedankenspiele sehr gut dargestellt und glaubhaft ausgearbeitet.

Anfangs lässt sich Sina treiben, hat einige unschöne Angewohnheiten und ihre Verhaltensmuster wirken fremdgesteuert. Man möchte oftmals rufen: „Mach, was Du für richtig hältst. Du bist keine Marionette und auch kein Dienstbote.“ Doch mit der Zeit geht eine Verwandlung in Sina vor. Es ist, als würde sie endlich aufwachen und die Welt um sich herum mit anderen Augen betrachten – kritischer und mit größerem Selbstvertrauen. Sie beginnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Wir erhaschen aber auch einen Blick hinter die Fassaden des schönen Scheins. Reichtum und ein Leben in Luxus ist nicht alles. Gegen wahre Gefühle und Sehnsüchte ist niemand immun.

Wir erleben in diesem Buch die unterschiedlichsten Facetten von Familiengefühl, Träumen, Wünschen und Veränderungen. Es knisterst und die Luft ist erfüllt von Wärme. Nachdenkliche und amüsante Begebenheiten wechseln sich ab und sorgen für Kurzweil.

Wer auf der Suche nach einem warmherzigen Roman, mit viel Humor, aber auch nachdenklichen Seiten ist, hat hier das richtige Buch gefunden.

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Rezension „Vorhang auf für Johanna!“ von Annika Thor – Verlag Urachhaus

Gebundene Ausgabe: 239 Seiten
Verlag: Urachhaus; Auflage: 1 (8. März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783825179717
ISBN-13: 978-3825179717
ASIN: 3825179710
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 11 – 13 Jahre
Originaltitel: Dit ljuset inte nar
D: 15,00 Euro

Inhalt:

Ein Junge springt über den hohen Zaun eines Waisenhauses und geht in gestohlenen Mädchenkleidern Richtung Stadt. Aus Johan wird Johanna. Wird er in der großen Welt zurechtkommen? Und wer ist er eigentlich? Wo gehört er wirklich hin? Als Johanna wird er Ankleiderin bei einer reisenden Theaterkompanie. Die Welt des Theaters mit ihren Schicksalsdramen, Verwechslungen und Hosenrollen fasziniert ihn, steckt er doch selbst in einer Rolle. Doch jemand verfolgt ihn, jemand, der verhindern will, dass er erfährt, wer er wirklich ist …

Ein hochspannendes, absolut stimmiges Geflecht aus historischer Schilderung, Theater-, Freundschafts-, Identitätsfindungs- und Liebesgeschichte. Lesevergnügen auf hohem Niveau!

Quelle: Verlag Urachhaus

Die Autorin:

Annika Thor – geboren 1950 in Göteborg, ist gelernte Bibliothekarin und machte sich als Film- und Fernsehkritikerin einen Namen, bevor sie zum Schreiben kam. Seit 20 Jahren verfasst sie Drehbücher und Theaterstücke, meist für Kinder und Jugendliche. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem deutschen Jugendliteraturpreis, dem schwedischen August-Preis, der Nils-Holgersson-Plakette, dem Astrid-Lindgren-Preis und der Elsa- Beskow-Plakette ausgezeichnet.

Quelle: Verlag Urachhaus

Rezension:

Der Klappentext zu diesem Buch hat mich relativ schnell in Versuchung geführt. Mich reizte die Beschreibung zum Buch und doch hat sich vor mir eine völlig andere Geschichte als erwartet entfaltet. Dies ist nicht im negativen Sinn gemeint. Vielmehr beeindruckte mich Annika Thor mit dem sprachlichen Niveau des Buches, das dennoch nicht anstrengend zu lesen ist. Ihre Beschreibungen der Lebensumstände und Standesunterschiede im 19. Jahrhundert sind lebendig und gerade für junge Leser gut nachvollziehbar und bildhaft.
Würde ich „Vorhang auf für Johanna!“ einem Genre zuschreiben müssen, würde ich sagen, es ist eine Art historischer Abenteuer- und Liebesroman für junge Leser. Vielleicht auch eine bunte Mischung aus „Der kleine Lord“ und „Die kleine Prinzessin“, beides Geschichten, die ich immer wieder sehr gern mag. Dennoch erzählt die Autorin ihre ganz eigene Geschichte und hat mich damit berühren können. 
Ein kleiner Junge, der sehr viel Mut und Kreativität beweist, dabei sein Herz auf dem rechten Fleck hat und im richtigen Moment auf die richtigen Menschen trifft. Es ist ein Buch, in dem es ein wenig übersinnlich wird und der Leser auch Verluste ertragen muss. Aufopferung, aber auch Habgier spielen eine nicht unbedeutende Rolle. Wir erleben gemeinsam mit Johann eine Suche nach dem eigenen Ich, seiner Herkunft und der Sehnsucht nach Familie. Nebenbei erhaschen wir einen Blick auf die Welt des Theaters und dessen Entwicklung vor über 150 Jahren. 
Schillernd bunt, anrührend, traurig, aber auch voller Gefahren und Geheimnisse ist die Welt, in die uns Annika Thor mitnimmt. Es ist eine Geschichte, die sich nicht im Mainstream der allgemeinen Aufmerksamkeit ansiedelt, mich aber gerade deshalb beeindruckt hat und hoffentlich ein wenig mehr Beachtung findet. 
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