Literaturabend mit Felix Leibrock – Thalia Buchhandlung in Weimar

Bereits seit zwanzig Jahren nimmt uns Felix Leibrock mit auf eine literarische Reise durch das abgelaufene Buchjahr. Eine mittlerweile zur Tradition gewordene Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit. Findet man doch auf diese Art viele Ideen, um den eigenen Wunschzettel zu erweitern oder lieben Menschen eine Freude zu bereiten.

Wen wundert es da noch, dass der gestrige Abend bereits seit mehreren Wochen ausverkauft war? Man kennt sich und in jedem Jahr treffen sich die Wiederholungstäter auf einen gemütlichen literarischen Austausch. Natürlich finden sich auch neue Gesichter ein und die Stuhlreihen werden von Jahr zu Jahr mehr. Dennoch bleibt das gemütliche Wohnzimmerfeeling erhalten.

Zwanzig Jahre sind ein großer Zeitraum. Felix Leibrock ließ uns noch einmal an seinen Eindrücken der Vergangenheit teilhaben. Zwölf gut sortierte Bücher verschiedener Genres aus dem Jahr 2018 stellte er uns gespickt mit Anekdoten, Lustigem und Nachdenklichem sowie schauspielerischen Einlagen vor. Da gab es kein Ablesen vom Manuskript. Die Buchvorstellungen kamen von Herzen und Felix Leibrock gab gerade so viel über den Inhalt preis, dass die Neugier des Publikums geweckt wurde.

Im Anschluss konnte man die vorgestellten Bücher auch direkt mitnehmen. Auch ich kam nicht ohne einen Buchkauf aus der Thalia heraus. Natürlich musste es das dickste der Bücher sein, welches mich am meisten anlachte.

Es war wieder einmal ein rundum gelungener Abend mit Felix Leibrock in der Thalia Buchhandlung in Weimar.





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Rezension „Waldviertelmorde“ von Maria Publig – Gmeiner Verlag

Taschenbuch: 310 Seiten

Verlag: Gmeiner-Verlag; Auflage: 2018 (7. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839222737
ISBN-13: 978-3839222737
D: 14,00 Euro

Inhalt:

Walli Winzer hat die Nase voll: von den Männern, den immer länger werdenden Aufenthalten im Kosmetikstudio und von den Shoppingtouren in den Designershops der Wiener City. Als ein drohendes Burnout seine Schatten vorauswirft, weiß die erfolgreiche Inhaberin einer PR-Agentur eines ganz genau: Sie braucht Ruhe!
Ein altes Haus im Waldviertel nahe Wien soll ihre künftige Oase sein. Doch schon bald erweist sich diese als intrigendurchsetzte, mörderische Fallgrube.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch – ziemlich oft im Waldviertel.

Quelle: Amazon

Rezension:


„Waldviertelmorde“ ist ein typischer Regionalkrimi, der seinen Plot auf den Eigenheiten der Dorfbewohner und einer teilweise schrullig anmutenden Ermittlerin aufbaut. Dabei hat es Maria Publig verstanden, eine einfühlsame Geschichte über die Menschen in Waldviertel zu entwerfen. Diese wird untermalt von bildhaften Landschaftsbeschreibungen.

Alles könnte idyllisch anmuten, wenn da nicht um Walli herum merkwürdige Dinge geschehen und die oder der Täter sogar vor Mord nicht zurückschrecken würden. Ohne es zu wollen, gerät unsere Protagonistin in das Visier der Verbrecher. Wallis Neugier und ihr Tatendrang sind geweckt. Dabei handelt es sich bei ihr um eine Zeitgenossin, die nicht unbedingt von Anfang an Sympathien weckt. Ich habe ehrlich gesagt sehr viel Zeit benötigt, um mit ihr warm zu werden. Dennoch ist Walli eine interessante Person, die oft unfreiwillig komisch wirkt und so die Situationen immer wieder auflockert.

Schilderungen, die anfangs noch informativ und spannend wirken, lassen den Leser leider in der Mitte des Buches in Langeweile abdriften. Hier waren mir einige Ausführungen zu nichtssagend und ausschweifen. Auch bewegt sich die Geschichte über viele Seiten hinweg auf der Stelle. Wer allerdings dabei bleibt, wird im letzten Viertel dafür belohnt. Hier steigt der Spannungsbogen noch einmal rasch an und trägt den Leser zu einem rasanten Ende.

Beim Lesen konnte ich mich nicht so recht entscheiden, was ich von diesem Krimi halten soll. Meine Gefühle waren eher durchwachsen. Dabei ist der Schreibstil von Maria Publig flüssig und bildhaft. Auch der Kriminalfall an sich ist gut durchdacht und schlüssig. Vielleicht lag es an der nur schwer zu fassenden Walli oder dem Abschweifen in zu viele Nebensächlichkeiten, die das Lesen beeinträchtigten.

Dennoch ist es ein solider Krimi, mit einem besonderen Augenmerk auf die regionalen Eigentümlichkeiten der dort lebenden Bevölkerung sowie deren Traditionen.

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Rezension „Peter Hase – Der Weihnachtswunsch“ von Beatrix Potter – FISCHER Sauerländer Verlag

Gebundene Ausgabe: 18 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer; Auflage: 1 (26. September 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783737355834
ISBN-13: 978-3737355834
ASIN: 3737355835
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 3 Jahren
D: 8,99 Euro

Inhalt:

Peter Hase, ein Klassiker zu Weihnachten!
Bei Peter Hase und seinen Geschwistern weihnachtet es sehr. Der Wald ist tief verschneit und im gemütlichen Hasenbau glitzern schon die Lichter am Weihnachtsbaum. Ob wohl für alle der liebste Weihnachtswunsch in Erfüllung geht? Noch einmal schlafen, dann ist es soweit. Aber Peter Hase bleibt vor lauter Aufregung wach. Dieses Knistern, Knacken und Tapsen im Hasenbau. Ist das etwa der Weihnachtsmann? Aber dann fallen auch Peter Hase die Augen zu. Und es bleibt ein Geheimnis, wer die Weihnachtsgeschenke gebracht hat.
Ein bezauberndes Pappbilderbuch als ideales Weihnachtsgeschenk schon für die Kleinen.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Beatrix Potter wurde 1866 in London geboren. Ihr ganzes Leben war bestimmt von der Liebe zu Tieren und zur Malerei. Ihre Kindheit war von viktorianischer Enge und den Ferienausflügen nach Schottland und zum Lake District geprägt, in denen sie mit ihren zeichnerischen Studien zu Flora und Fauna begann.
Es sollte aber Peter Hase – der berühmteste und jetzt hundertjährige Held eines ihrer Kinderbücher – sein, der Potter zu ihrer Karriere als weltberühmte Autorin und Illustratorin verhalf. Sie schrieb und illustrierte noch zahlreiche andere Kinderbücher, die jeweils von anderen, liebenswerten Tiercharakteren handelten.

Quelle: Amazon

Rezension:

Kennt jemand Peter Hase eigentlich nicht? Ich habe diesen drolligen kleinen Kerl schon vor langer Zeit in mein Herz geschlossen.
 

Beatrix Potter verzaubert mich seit jeher mit ihren Geschichten und vor allem ihren wundervollen Zeichnungen. Diese sind nicht nur detailliert und voller Liebe. Sie strahlen so viel Wärme aus, dass ich mich jedes Mal zwischen den Buchseiten und Illustrationen verlieren könnte. Ich liebe ihre Geschichten und Bücher einfach. Beim Blättern durch die Seiten und dem Lesen der kleinen Abenteuer verspüre ich immer einen Hauch von Nostalgie und auch ein trüber Herbsttag verwandelt sich so in einen besonderen Tag.

Dieses Mal ist es ein Pappbilderbuch aus dem Sauerländer Verlag, das sich in meine Sammlung einreiht. Mit dicken Seiten und einem von der Größe gut gewählten Format, passt es perfekt in kleine Kinderhände. Es ist stabil und lädt zum Entdecken der Weihnachtswelt gemeinsam mit Peter Hase ein. Aber auch als kurze Vorlesegeschichte für zwischendurch ist es ein toller Begleiter durch die Vorweihnachtszeit. 
Wenn ihr noch ein schönes Nikolausgeschenk sucht, kann ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.
PS: Auch „große“ Kinder/Erwachsene freuen sich so manches Mal über ein nostalgisches Bilderbuch.
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Rezension „In der Nacht hör‘ ich die Sterne“ von Paola Peretti – dtv Verlag

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (26. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423289678
ISBN-13: 978-3423289672
Originaltitel: La distanza tra me e il ciliegio
D: 18,00 Euro

Inhalt:

140 Schritte bis zur Nacht

140 Schritte: So viele trennen Mafalda noch von dem Tag, an dem es vollkommen dunkel um sie herum sein wird. Als das Mädchen vor drei Jahren erfuhr, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmt, flüchtete es auf den Kirschbaum im Schulhof. Dank der neuen Hausmeisterin fand es wieder zurück auf den Boden der Realität. Seitdem wird Mafalda von Estella morgens mit einem Pfiff begrüßt, sobald sie in die Straße zur Schule einbiegt. Anfangs kann sie von dort aus den Kirschbaum noch sehen. Doch mit jeder Woche werden es weniger Schritte. Tapfer geht sie ihrem Schicksal entgegen − unmerklich geleitet von Estella, die ihr zeigt, dass das Wesentliche im Leben für die Augen unsichtbar ist.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Paola Peretti wurde 1986 in der Nähe von Verona geboren und kann sich in ihre blinde Romanheldin Mafalda einfühlen wie kaum eine andere: Vor 15 Jahren bekam sie selbst die Diagnose Morbus Stargardt, die zu vollkommener Erblindung führt. Doch die Italienerin lässt sich davon nicht unterkriegen: Nach einem Literatur-, Philosophie- und Journalismus- Studium schreibt sie heute für diverse Tageszeitungen. ›In der Nacht hör’ ich die Sterne‹ ist ihr Romandebüt.

Quelle: Amazon

Rezension:

Schließt einmal Eure Augen und versucht Euch in der gewohnten Umgebung Eurer Wohnung oder auch nur Eures Zimmers zurecht zu finden. Gar nicht so einfach oder? Mafalda ist erst neun Jahre alt und erlebt ihre Erblindung seit drei Jahren schleichend. Dennoch ist es für ein kleines Mädchen, dem die Welt offen steht, in der es noch wahnsinnig viel zu entdecken gilt, eine viel zu kurze Zeit. Es ist beängstigend und doch zeigt Mafalda uns, was Mut und die Liebe zum Leben bedeutet.

„…Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unverzichtbar…“

Wir erleben hier eine tapfere kleine Heldin, die sich vom Schicksal nicht unterkriegen lässt. Mafaldas Welt wird von Tag zu Tag kleiner, zumindest die Welt, die sie mit den Augen erkunden kann. Am Anfang trennen sie noch 140 Schritte von absoluter Dunkelheit, doch täglich verringert sich diese Zahl. 

Immer an ihrer Seite Estella. Ihr werdet diese wunderbare Frau lieben lernen. Trotz aller Schicksalsschläge steckt in ihr eine Kraft, die man bewundern kann. Sie ist es, die Mafalda den Mut vermittelt, eigenständig zu handeln, Entscheidungen zu treffen und ihr Schicksal anzunehmen. Sie zeigt ihr den Weg hinein in ein anderes Leben, das genauso schön werden kann, wie das, was sie verloren glaubt.  Neben allem, was wir im Leben brauchen, sind Freunde, die zu uns stehen, im Sonnenschein sowie in der Dunkelheit eines der wichtigsten Dinge, die ein Mensch braucht. Estella hilft Mafalda dies zu erkennen und Freunde zu finden. Nein, finden ist nicht der richtige Ausdruck, Freundschaften zuzulassen und ihnen zu trauen. 

Paola Peretti verarbeitet in dieser Geschichte ihre eigenen Gedanken und Gefühle. Mafalda ist ihr Sprachrohr. Mit sehr viel Gefühl und Poesie lässt sie uns die Schönheit der Welt und unseres Lebens erspüren. Das Licht, das langsam in ihren Augen erlischt, lebt umso intensiver in ihren Gedanken, Träumen und Gefühlen weiter. 

Philosophisch, tiefgründig und metaphorisch erleben wir die Gedankenwelt eines kleinen Mädchens. Ihre Einsichten sind dabei oft weiser, als die von uns Erwachsenen. Sie lehrt uns Empathie, Liebe, Freundschaft und für einander da zu sein. Aber auch die Schönheit der Welt um uns herum nicht als selbstverständlich zu betrachten und diese mit offenen Augen zu betrachten.

Dieses Buch darf man nicht einfach nur lesen, man muss die Worte im Herzen spüren.
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Rezension „Kleines Nashorn, wo fährst du hin?“ von Meg McKinlay (Autor), Leila Rudge (Illustrator) – Thienemann Verlag

Gebundene Ausgabe: 40 Seiten
Verlag: Thienemann Verlag in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH (17. August 2018)
Sprache: Deutsch
übersetzt von Inge Wehrmann
ISBN-10: 3522458737
ISBN-13: 978-3522458733
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 – 6 Jahre
Originaltitel: Once Upon A Small Rhinoceros
D: 12,99 Euro

Inhalt:

Ein Bilderbuch über Mut und Selbstvertrauen, für Kinder ab 4 Jahren.
Das kleine Nashorn träumt davon, einmal die große weite Welt zu sehen. Die Welt außerhalb des Sumpfes am großen Fluss, wo es mit den anderen Nashörnern lebt.
Die großen Nashörner verstehen das nicht. Hier im Sumpf ist doch alles, was ein Nashorn braucht! Das sieht das kleine Nashorn ein. Aber trotzdem verfolgt es seinen großen Traum unbeirrt weiter. Es baut sich ein Floß und sticht in See – und auch wenn es sich auf dem Weg manchmal verirrt, am Ende erreicht das kleine Nashorn sein Ziel.
Ein poetisches, warmes Bilderbuch mit einem kleinen Helden, den man mit seiner freundlichen, positiven Art sofort ins Herz schließt.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Meg McKinlay wuchs in Bendigo, einer Stadt im australischen Bundesstaat Victoria, auf. Bevor sie Kinderbuchautorin wurde, arbeitete sie als Schwimmlehrerin, Reiseleiterin, Übersetzerin und Lehrerin. Heute lebt sie mit ihrer Familie nahe dem Meer in Fremantle und hat stets eine neue Geschichte im Kopf.

Quelle: Amazon

Rezension:

Heute habe ich eine bezaubernde Kindergeschichte für Euch, die auch Erwachsenen noch einmal den kindlichen Blick auf die Wunder dieser Welt öffnet.
Das kleine Nashorn besitzt etwas sehr kostbares, etwas, das den großen Nashörnern abhandengekommen ist. Neugierde und Entdeckergeist. Die große weite Welt ist beängstigend, doch der Wunsch Neues zu entdecken, andere Tiere kennen zu lernen und Grenzen zu überschreiten ist größer. Und so macht sich das kleine Nashorn auf in ein großes Abenteuer.
Am Ende seiner Reise findet es zurück nach Hause und hat ganz viel zu erzählen. Die großen Nashörner stellen aber nur eine Frage und fühlen sich bei der Antwort des kleinen Nashorns in ihrer ursprünglichen Meinung bestätigt. Dabei übersehen sie aber, wie wertvoll all die Begegnungen und Erlebnisse für das kleine Nashorn waren. Einzig ein noch jüngeres Tier hört mit offenen Ohren zu und versteht, dass es nicht schlimm ist, Angst zu haben. Angst gehört zum Leben dazu und wer den Mut aufbringt, diese Angst zu überwinden, dem eröffnen sich wundervolle Welten. 
Neugierig bleiben, mutig sein und den eigenen Träumen folgen, sind nur Teilbotschaften in dieser wundervollen Bildergeschichte. Sich nicht von anderen beirren zu lassen und sich auch einmal aus der eigenen Wohlfühlzone herauszuwagen, all das zeigt uns das kleine Nashorn. Wenn wir uns den kindlichen Blick auf die Welt bewahren, können wir unseren Kindern helfen, ihren eigenen Weg zu finden und sich mutig hinaus ins Unbekannte zu wagen. Was Kinder brauchen, um mutig voran gehen zu können, ist unser Halt und unsere Unterstützung. Wenn wir sie in ihrem Handeln bestärken, wagen sie sich von ganz allein hinaus in die Welt.
Meg McKinlay versteht es, uns mit kurzen präzisen und sehr ausdrucksstarken Texten mit auf eine ungewöhnliche Abenteuerreise zu nehmen. Die liebevollen Illustrationen untermalen diese anschaulich. So ist das Buch geeignet als Vorlesegeschichte für jüngere Kinder, aber auch für erste Leseausflüge kleiner Leseanfänger. 
„Kleines Nashorn, wo fährst du hin“ ist auf jeden Fall eine wunderbare Ergänzung für das heimische Bücherregal.
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Rezension „Veranda“ von J. P. Conrad – Books on Demand

Taschenbuch: 156 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (19. September 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 374488600X
ISBN-13: 978-3744886000
D: 7,90 Euro


Inhalt:

Was muss passieren, damit ein Mensch zum Monster wird?

David Snow ist ein erfolgreicher Londoner Psychiater. Sein friedliches und geordnetes Leben fällt ins Chaos, als er eines Tages eine schockierende Nachricht auf seinem Smartphone erhält: Jemand hat seine Frau entführt und zwingt ihn, auf seiner gut einsehbaren Veranda zu bleiben. David ist sofort klar, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wird und so keine Chance hat, unbemerkt Hilfe zu rufen.

Als die Entführer David ihre wahren Absichten offenbaren, erkennt er, dass es ihnen nicht um Lösegeld geht; sie haben einen viel perfideren Plan …

Quelle: Amazon

Der Autor:

J.P. Conrad:
J.P. Conrad (eigentlich Jens Peter Conradi), Jahrgang 1976, ist Mediendesigner und diplomierter Werbetexter. Er stammt aus der Wetterau, lebt aber seit einigen Jahren im Taunus. Er ist verheiratet und hat ein Kind.

Quelle: Amazon

Rezension:

Die Grundfrage in diesem Buch hat mich schon nach dem Klappentext nicht mehr losgelassen.

Was muss passieren, damit ein Mensch zum Monster wird?

Im Affekt oder zur Selbstverteidigung sind wir in der Lage einen anderen Menschen zu töten, doch auf Befehl und ohne Aggressionsgrund dem Opfer gegenüber – schwerlich. Dennoch müssen wir unsere Überlegungen noch einmal überdenken. Wie würden wir uns verhalten, wenn das Leben eines geliebten Menschen auf dem Spiel steht? Wie verschiebt sich hier unsere Grenze von Richtig oder Falsch?

Das grundsätzliche Geschehen spielt sich innerhalb des kleinen Radius einer Veranda ab. David Snow ist Psychiater und kennt sich mit den menschlichen Abgründen aus. Diese Situation jedoch überfordert auch ihn. Er fühlt sich macht- und hilflos. Die Umstände treiben ihn in einen Strudel der Ereignisse, denen er nur schwer entfliehen kann. Sein bisheriges Leben löst sich auf, wie ein Luftschloss. Er wird zum Spielball in einem perfide ausgeklügelten Plan und muss erkennen, dass alles, was ihm wirklich wichtig war, auf einer Lüge aufbaute.

Rache ist eine mächtige Kraft. Die Akteure vergessen sogar, dass sie letztendlich nicht besser sind, als ihr Opfer, das sie für seine Taten bestrafen möchten. Selbstjustiz ist keine wirkliche Lösung. Am Ende gibt es nur Verlierer.

J. P. Conrad versteht es geschickt, ein psychologisches Spiel mit seinen Lesern zu treiben. Die Gefühle von David Snow sind derart greifbar, dass man sich selbst in diesen Protagonisten wiederfindet und die Ereignisse mit ihm erlebt.
Die wahren Hintergründe des Verbrechens eröffnen sich uns erst nach und nach und den letzten wichtigen Faden gibt uns der Autor wirklich erst auf den allerletzten Seiten in die Hand.

Ich fühlte mich wunderbar unterhalten, konnte bis zum Schlusssatz mitfiebern und ermitteln. Ein psychologisch gut ausgereifter Thriller.



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Rezension „Blutrausch – Er muss töten: Thriller (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller, Band 9)“ von Chris Carter – Ullstein Verlag

Taschenbuch: 448 Seiten

Verlag: Ullstein Taschenbuch; Auflage: 1. (24. August 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783548289533
ISBN-13: 978-3548289533
ASIN: 3548289533
Originaltitel: The Gallery of The Dead
D: 10,90 Euro

Inhalt:

Ein Killer mit Künstlerseele. Das Los Angeles Police Department ist aufgeschreckt. Ein neuer Fall für Robert Hunter und seinen Partner Garcia. Die härtesten Profiler der Welt!

„Seit 37 Jahren bei der Truppe, und das Einzige, was ich vergessen möchte, ist das, was in diesem Zimmer ist.“ Ein Polizist vom LAPD warnt die Sonderermittler Robert Hunter und Carlos Garcia vor dem schockierenden Anblick. Die beiden Detectives sind auf Morde spezialisiert, bei denen der Täter mit extremer Brutalität vorgegangen ist. Im Morddezernat intern als ultra violent, kurz „UV“ eingestuft. Hunter und Garcia, ausgebildete Kriminologen und Psychologen, sind die UV-Einheit, und der neue Fall sprengt selbst für sie alle Grenzen des Verbrechens. Sie jagen einen Serienkiller, der die Welt einlädt, seine Galerie der Toten zu besichtigen.

Der 9. Fall für Hunter und Garcia: ein Mega-Thriller von Bestsellerautor Chris Carter.

Quelle: Amazon

Der Autor:

Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Gegenwärtig lebt Chris Carter in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.

Quelle: Amazon

Rezension:

Vor zwei Jahren durfte ich bereits im Rahmen der Erfurter Herbstlese einen Abend mit Chris Carter erleben. Er begeistert mich immer wieder aufs Neue. Dieses Mal war ich aber rein privat in Erfurt und konnte den Abend ohne Verpflichtungen genießen. Es wurde ein humorvoller Abend mit interessanten Einblicken. Wobei ich mir für die nächste Lesung wieder Margarete von Schwarzkopf als Moderatorin wünschen würde. Sie schafft es einfach, den besonderen Tenor von Chris Carter zu reflektieren und einen Leseabend abzurunden.

Chris Carter erläuterte uns an diesem Abend in der Buchhandlung Peterknecht in Erfurt noch einmal bildgewaltig den Unterschied zwischen Serien- und Massenmördern. Des Weiteren gewährte er uns einen Einblick in die knifflige Arbeitswelt eines Krimi- bzw. Thrillerautors. 

In Büchern muss all das, was an einem realen Tatort mit den Sinnen wahrgenommen wird, mit Worten in Bilder umgesetzt werden. Jedes Verbrechen muss am Ende einer Logik folgend nach dem Ursachenprinzip aufgeklärt werden. Nur dann fühlen sich die Leser auch wirklich angesprochen.

Die Wirklichkeit folgt allerdings nicht immer einer Logik und Handlungsweisen lassen sich oft nicht zufriedenstellend klären. Ein Satz von ihm sollte uns auch einmal innehalten und nachdenken lassen. 

„..Jeder Mensch kann zu einem Mörder werden, es bedarf nur bestimmter Umstände…“ 

Die Konstellation der Umstände bewirkt eine Veränderung in unserem Verhalten, wodurch wir uns über unsere eigenen ethischen bzw. grundsätzlichen Grenzen hinwegsetzen. Diese Tatsache hat er in seinem aktuellen Buch „Blutrausch – Er muss töten“ wirkungsvoll umgesetzt.

„Blutrausch“ hat mich einmal wieder bis zum Ende gefesselt und rätseln lassen, wer denn nun der eigentliche Mörder ist. Einige Seiten vor Schluss raubte mir Chris Carter sogar kurz den Atem und ich dachte. „Das kann er jetzt nicht machen. Nein! Er wird doch wohl nicht…“. 

Chris Carter beweist einmal mehr sein Geschick, die wahrhaft dunklen Seiten der Menschen in einer fiktiven Handlung so zu verarbeiten, dass man als Leser kaum zu unterscheiden vermag, inwieweit die Schilderungen einem wahren Fall nahe kommen. Nicht immer sind uns die Täter unsympathisch oder stoßen uns ab. Schlimm wird es, wenn wir beginnen, diesen Verständnis entgegenzubringen und fragen müssen: „Wie hätte man selbst reagiert?“. Gleichzeitig ist es immer wieder erschreckend, wie abgrundtief böse und krank eine menschliche Seele sein kann. 

Nach einem etwas ruhigeren, mehr in die psychologische Ermittlungsarbeit und das Umfeld seiner Ermittler eintauchenden Mittelteil, nimmt dieser Thriller am Ende noch einmal richtig an Fahrt zu. Hunter und seine Gedankenwelt faszinieren mich immer wieder.

Das Ende ist erneut mit einem Cliffhanger gespickt, der mich nun ungeduldig auf den nächsten Teil warten lässt. Zum Glück ist dieser bereits fertig geschrieben. Wie müssen uns allerdings noch bis zum Herbst 2019 gedulden, um die deutsche Fassung lesen zu dürfen. 

Chris Carter ist nicht nur ein sympathischer und humorvoller Autor, er ist auch unheimlich nah bei seinen Lesern. Zu der sich an die Lesung reihenden Signierstunde begrüßte er wirklich jeden mit Handschlag. Trotz der ihm leicht anzumerkenden Müdigkeit, nahm er sich geduldig Zeit für kurze Gespräche und gemeinsame Fotos. 
Fazit: Ein rundum gelungener Abend und ein Thriller, den ich Euch auf jeden Fall empfehlen kann.
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Rezension „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ und „Einladung zum Klassentreffen“ von Martin Schörle – Engelsdorfer Verlag

Taschenbuch: 119 Seiten
Verlag: Engelsdorfer Verlag; Auflage: 1 (6. Dezember 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3960084080
ISBN-13: 978-3960084082
D: 9,50 Euro


Inhalt:

Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist. Mit einer Lesung aus seinem Stück war Schörle 2008 beim Autorenwettbewerb »Perlen vor die Säue« im Literaturhaus Hamburg erfolgreich (2. Platz von acht Finalteilnehmern aus insgesamt rund 100 eingereichten Beiträgen). Das Stück wurde außerdem im Rahmen der »Hamburger Theaternacht« als offizieller Beitrag des Hamburger Sprechwerks von »Caveman« Erik Schäffler auszugsweise gelesen. – »Einladung zum Klassentreffen« In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle … Inhaltlich eine Liebesgeschichte wagt das Stück den Spagat zwischen Komik & Tragik, Lachen & Weinen. »Einladung zum Klassentreffen« wurde vom Publikum beim Wettbewerb »Stücke Schießen – Neue Dramatik. Neue Autoren. Neue Theatertexte« der Theaterliga zum Gewinnertext gekürt und erreichte bei der Spielplanwahl 2012/2013 des Thalia Theaters Hamburg den 8. Platz.

Quelle: Amazon

Der Autor:


Ich bin 58, habe zwei erwachsene Söhne und lebe mit meiner Frau in der schönsten Stadt der Welt (Hamburg, meine Perle!). Nach dem Abitur habe ich die Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Schauspielerisch habe ich anfangs Kabarett gemacht und spielte von 1994 bis 2011 bei verschiedenen Amateurbühnen. Das Repertoire umfasste sowohl Komödien (z.B. „Ein seltsames Paar“ von Neil Simon, verfilmt mit Walter Matthau und Jack Lemmon) als auch Dramen (z.B. „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert). Schreiberisch habe ich neben den beiden in meinem Buch enthaltenen Theaterstücken den Kurzkrimi „Schöne Bescherung“ verfasst, der in der Anthologie „Gepfefferte Weihnachten“ beim Leda-Verlag erschienen ist. Soweit es die Zeit erlaubt, gehe ich gern ins Theater oder zu Poetry Slams und mache Lesungen aus meinem „Beamtenmonolog“; des Weiteren betreibe ich Lauf- und Krafttraining.

Quelle: Autor über Lovelybooks

Rezension:


In diesem Buch erwarten den Leser zwei sehr unterschiedlich aufgebaute Theaterstücke. Für mich war es ein Experiment und eine interessante Erfahrung.

Das erste Stück ist eine Art Slapstick, das auf der Bühne mit dem an sich einzigen Darsteller steht oder fällt. Art und Ausdrucksweise wirken an vielen Stellen recht umständlich. Sie geben dadurch zwar das verschrobene Wesen des Protagonisten Fredenbeck sehr gut wieder, erschweren aber den Lesefluss. Es ist anstrengend, den einzelnen Gedankengängen und vor allem Gedankensprüngen zu folgen. Vielen Lesern eröffnet sich dadurch wahrscheinlich kein Zugang zum kompletten Verständnis des Inhaltes. 

Mal ironisch, sarkastisch, dann überspitzt bärbeißig und wieder tief in das Seelenleben von Fredenbeck blickend, ist das Stück ein Wechselbad der Gefühle. Stellenweise blitzt ein recht böser, schwarzer Humor durch, den ich partiell gewöhnungsbedürftig empfand. Doppeldeutigkeiten und eine überraschende Auflösung am Ende sind gut inszeniert. Fredenbeck ist eine Person, die entweder Sympathie und Mitleid oder Abneigung in den Lesern erzeugen wird. Bei mir überwog dann doch Letzteres. Er blieb mir fremd, auch wenn mich seine Unbeholfenheit dauerte. Gleichzeitig zog er mich an wie die Motte das Licht. 

Mit dem zweiten Stück „Einladung zum Klassentreffen“ konnte ich mich schon nach den ersten Sätzen direkt anfreunden. Es ist der totale Gegenpart zu  „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“. Locker, leicht, ein wenig tiefgründig und mit einer angenehmen Portion Humor, ist es wie aus dem wahren Leben gegriffen. Als Leser findet man rasch in die Dialoge hinein. Die Protagonisten sind durchweg sympathisch. Unterhaltsam und mit Wortwitz leitet uns Martin Schörle durch dieses Theaterstück. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch das Leben und die Gefühlswelt seiner Hauptdarsteller.

Auch wenn das erste der beiden Theaterstücke nicht immer meinen Geschmack traf, gestaltete sich das gesamte Buch als interessanter Leseausflug.

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Rezension „Die Schwestern vom Ku’damm: Jahre des Aufbaus (Die 50er-Jahre-Trilogie, Band 1) “ von Brigitte Riebe – Wunderlich Verlag – Rowohlt Verlag

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 1. (23. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3805203373
ISBN-13: 978-3805203371
D: 19,95 Euro


Inhalt:

Wirtschaftswunder, Kaufrausch, Träume in Pastell – drei Schwestern und ein Kaufhaus am Ku’damm.
Der Auftakt der großen 50er-Jahre-Trilogie von Bestseller-Autorin Brigitte Riebe.

Berlin im Mai 1945: Es ist die Stunde Null, die Stadt liegt ebenso in Trümmern wie die Seelen der Menschen. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku’damm ist zerstört. Fassungslos stehen die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine vor der Ruine des einst so stolzen Familienunternehmens. Doch Rike, die Älteste, hat einen Traum: Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen und mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe in das triste Nachkriegsberlin bringen. Nach der Währungsreform scheint es tatsächlich aufwärts zu gehen, die Menschen hungern nach Konsum und schönen Dingen. Doch die neuen Zeiten bringen neue Probleme. Als ein dunkles Geheimnis zutage tritt, das ein unrühmliches Licht auf das Kaufhaus und seine Geschichte wirft, müssen die Schwestern erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist…

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Für promovierte Historikerinnen ist es nicht unbedingt typisch, dass sie historische Romane zu verfassen. Doch Brigitte Riebe, 1953 in München geboren, hat sich nach ihrer Tätigkeit als Lektorin genau dafür entschieden. Sie möchte, wie sie sagt, „Geschichte durch Geschichten erzählen.“ Ihr erster Roman, „Palast der blauen Delphine“, erschien 1994, zahlreiche weitere schriftstellerische Reisen in die Vergangenheit folgten. Inzwischen ist sie im 20. Jahrhundert angekommen mit „Marlenes Geheimnis“ (Diana Verlag, 2017) und der Trilogie (Rowohlt/Wunderlich Verlag) über das Berlin der 50er Jahre: „Die Schwestern vom Ku’damm Band 1 – Jahre des Aufbaus“.
Die beiden weiteren Bände folgen.
Zusammen mit Gesine Hirsch verfasst sie unter dem Pseudonym Felicitas Gruber die Regionalkrimis über die Giesinger Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth, bei Fans bekannt als „die kalte Sofie“.
Riebe lebt als freie Schriftstellerin in der bayerischen Landeshauptstadt.

Quelle: Amazon


Rezension:

Ich kann Euch versprechen, mit „Die Schwestern vom Ku´damm: Jahre des Aufbaus“ haltet ihr einen grandiosen Auftaktband dieser Trilogie in den Händen. 

Es ist wieder einmal ein Buch aus der Feder von Brigitte Riebe, aus dessen Welt ich nur ungern wieder aufgetaucht bin. Wenige Autoren verstehen es auf diese besondere Art und Weise – Orte, Begebenheiten und Gefühle – so nahe an die Leser zu bringen. Man ist nicht mehr nur Beobachter der Ereignisse, nein, man steckt mitten drin.

Wir tauchen ein in das Leben der Familie Thalheim. Dieser Name steht für ein großes Modekaufhaus, dessen Glanzzeiten mit den Wirren des Zweiten Weltkrieges untergingen und das durch die Bombardierung Berlins vernichtet wurde. Auch in der Familie Thalheim mussten die Männer in den Krieg ziehen und die Frauen kämpften zu Hause um das Überleben. Vertrieben aus ihrem Zuhause, hangelten sie sich mit viel Mut, Kampfgeist, Einfallsreichtum und Fleiß durch Kriegszeiten und die schwere Nachkriegszeit. Ohne die große innere Verbundenheit, Liebe und ihren ausgeprägten Familiensinn, hätten sie es vielleicht nie so weit geschafft.
Claire, die bis dahin leicht verträumte Französin, beweist wie viel Durchhaltevermögen und Kraft in ihr steckt. Flori, das Küken der Familie, wächst zu einem jungen Mädchen mit einem festen Willen heran, das die Welt mit offenen Augen betrachtet. 
Und dann sind da noch die beiden ältesten Thalheimschwestern. Auf den ersten Blick könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Wer aber genau hinschaut, entdeckt sehr viele Gemeinsamkeiten. Die beiden Schwestern ergänzen sie sich in vielen Lebenssituationen perfekt. 
Silvie, lebenshungrig und sprunghaft entdeckt nach vielen Wirrnissen ihre eigentlichen Talente und  überrascht am Ende sogar sich selbst. Rike, die Älteste, ist auch immer die Vernünftigste. Sie hält die Fäden zusammen, die für eine neue Zukunft der Thalheims stehen. Dabei ist es gar nicht so leicht, das Geheimnis, welches ihr aufgebürdet wurde, über schweren Jahre der Not und des Hungers für sich zu behalten.
Fast wie eine weitere Schwester lernen wir die Jüdin Miri kennen, die als `U-Boot` die Verfolgung in Berlin überlebte. Diese Bezeichnung kannte ich bisher noch nicht. Ihr großer Traum ist der Besuch und Abschluss einer Modeschule. Das Talent dazu hat sie von ihrer Mutter geerbt. Mit Miris Unterstützung scheint der Traum von einem neuen Thalheim-Modeimperium greifbar. 
Eines ist ihnen aber allen gleich, die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und einer eigenen Familie.

Neben der Familien- und Firmengeschichte der Thalheims erleben wir die schwierige Nachkriegszeit voller Entbehrungen in Berlin. Das Leben wird geprägt von den politischen Veränderungen, der mit Euphorie und zugleich Skepsis erwarteten Währungsreform und den erneuten Existenz- und Überlebensängsten während der Luftbrücke in Berlin. Und doch erleben wir auch die Hoffnungen und Träume der Menschen. Die Liebe, Hilfsbereitschaft und den Zusammenhalt. Wir können miterleben, wie sich die Welt verändert und sich die Wege in eine neue bessere Zukunft langsam öffnen.


Brigitte Riebe hat diese vielschichtige Atmosphäre der Nachkriegszeit perfekt eingefangen. 
Liebevoll entwickelte Charaktere und authentisch wirkende Dialoge ziehen die Leser in ihren Bann. Es ist das Leben selbst, das sich hier wiederspiegelt, unsere Vergangenheit.
 
Und dann dieser das Buch beendende letzte Part. Ich kann nur sagen – perfekt. Ich hatte Tränen in den Augen und ja, ich hätte so gern noch ein paar Kapitel länger bei den Thalheims ausgeharrt. 
Doch aus sicherer Quelle weiß ich, dass Band 2 bereits in Arbeit ist und wir uns auf weitere turbulente Abenteuer mit diesen beeindruckenden Frauen freuen dürfen.
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Rezension „So dunkel der Wald“ von Michaela Kastel – Emons Verlag

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Emons Verlag (15. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783740802936
ISBN-13: 978-3740802936
D: 18,00 Euro


Inhalt:

Eine klaustrophobische Welt aus Gewalt und Angst.

Ronja und Jannik führen ein Leben ohne Zukunft, seit sie als Kinder von einem gewissenlosen Entführer tief in den Wald verschleppt wurden. Eines Tages gerät die Situation außer Kontrolle, und die langersehnte Freiheit ist zum Greifen nahe. Doch was so lange ein Wunschtraum war, erscheint ihnen plötzlich fremd und beängstigend. Und die Jagd auf sie hat bereits begonnen.

Eindringlich und schonungslos führt Michaela Kastel in eine klaustrophobische Welt aus Gewalt und Angst. Ein Ausnahme-Thriller.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Michaela Kastel wurde 1987 in Wien geboren. Nach ihrem Abschluss an einer katholischen Privatschule studierte sie sich quer durch das Angebot der Universität, ehe sie das Studentendasein an den Nagel hängte und in die Buchbranche einstieg. Nach einigen Jahren bei einem großen Buchhandelskonzern wechselte sie in eine kleine, private Buchhandlung im dritten Wiener Gemeindebezirk, wo sie seither mit Menschen über Literatur philosophiert. Sie lebt in Wien.

Quelle: Amazon

Rezension:

Wälder sind etwas Besonderes. Im Sommer glitzert der Tau auf den Gräsern und helle sonnendurchflutete Lichtungen laden zum Verweilen und Träumen ein. Es ist ein Ort der Entspannung, so voller Mystik. Doch der Wald hat auch eine andere, bedrohliche Seite. Eng beieinander stehende Bäume, undurchdringliches Dickicht verwirren die Sinne, ziehen uns in einen dunklen Bann. Rasch hat man sich in den unendlich erscheinenden Tiefen des Waldes verirrt. Wälder sind seit Urzeiten ein gutes Versteck für dunkle Gestalten und ein Nährboden für gruselige Geschichten.
„So dunkel der Wald“ ist eine dieser beklemmend düsteren Geschichten, die so nah an der Wirklichkeit spielen, dass man noch lange nach dem Ende gedanklich in ihnen verweilt. 
Es ist die Brutalität, die die Autorin ungeschönt auf uns wirken lässt, die Zerstörung, die völlige Abschottung und psychologische Zermürbung über viele Jahre hinweg, die einen Geist zerbrechen lassen. Bezeichnend hierfür sind die für uns Außenstehenden schwer zu begreifenden Handlungen der Protagonisten. Jahrelange Unterdrückung und Gewalt, haben das Urvertrauen in die Menschen zerstört. Die psychologischen Auswirkungen auf den Einzelnen sind unterschiedlich. Das komplette Ausmaß lässt sich nur erahnen. Ist nach einem dermaßen langen Martyrium ein normales Leben noch möglich? 
Die Autorin zeigt die Zerrissenheit, in der sich die Kinder bzw. Jugendlichen befinden. Wo liegt die Trennung zwischen Gut und Schlecht? Zwischen den Zeilen keimt immer wieder die Hoffnung, doch kann es ein gutes Ende hier überhaupt geben? Die Lösung von Michaela Kastel ist perfekt und nur allzu realistisch. Mich hat sie damit komplett überzeugen können. 
Dennoch existieren weiterhin einzelne lose Fäden, die mich auch nach dem letzten Satz beschäftigen. Neben Erleichterung ist da eine gewisse Traurigkeit, ein Bedauern, das sich breit macht.
Dieser Thriller zieht seine Leser in  ein düsteres, sich sehr real anfühlendes Szenario und berührt tief.
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