Rezension “In der Nacht hör’ ich die Sterne” von Paola Peretti – dtv Verlag

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (26. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423289678
ISBN-13: 978-3423289672
Originaltitel: La distanza tra me e il ciliegio
D: 18,00 Euro

Inhalt:

140 Schritte bis zur Nacht

140 Schritte: So viele trennen Mafalda noch von dem Tag, an dem es vollkommen dunkel um sie herum sein wird. Als das Mädchen vor drei Jahren erfuhr, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmt, flüchtete es auf den Kirschbaum im Schulhof. Dank der neuen Hausmeisterin fand es wieder zurück auf den Boden der Realität. Seitdem wird Mafalda von Estella morgens mit einem Pfiff begrüßt, sobald sie in die Straße zur Schule einbiegt. Anfangs kann sie von dort aus den Kirschbaum noch sehen. Doch mit jeder Woche werden es weniger Schritte. Tapfer geht sie ihrem Schicksal entgegen − unmerklich geleitet von Estella, die ihr zeigt, dass das Wesentliche im Leben für die Augen unsichtbar ist.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Paola Peretti wurde 1986 in der Nähe von Verona geboren und kann sich in ihre blinde Romanheldin Mafalda einfühlen wie kaum eine andere: Vor 15 Jahren bekam sie selbst die Diagnose Morbus Stargardt, die zu vollkommener Erblindung führt. Doch die Italienerin lässt sich davon nicht unterkriegen: Nach einem Literatur-, Philosophie- und Journalismus- Studium schreibt sie heute für diverse Tageszeitungen. ›In der Nacht hör’ ich die Sterne‹ ist ihr Romandebüt.

Quelle: Amazon

Rezension:

Schließt einmal Eure Augen und versucht Euch in der gewohnten Umgebung Eurer Wohnung oder auch nur Eures Zimmers zurecht zu finden. Gar nicht so einfach oder? Mafalda ist erst neun Jahre alt und erlebt ihre Erblindung seit drei Jahren schleichend. Dennoch ist es für ein kleines Mädchen, dem die Welt offen steht, in der es noch wahnsinnig viel zu entdecken gilt, eine viel zu kurze Zeit. Es ist beängstigend und doch zeigt Mafalda uns, was Mut und die Liebe zum Leben bedeutet.

“…Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unverzichtbar…“

Wir erleben hier eine tapfere kleine Heldin, die sich vom Schicksal nicht unterkriegen lässt. Mafaldas Welt wird von Tag zu Tag kleiner, zumindest die Welt, die sie mit den Augen erkunden kann. Am Anfang trennen sie noch 140 Schritte von absoluter Dunkelheit, doch täglich verringert sich diese Zahl. 

Immer an ihrer Seite Estella. Ihr werdet diese wunderbare Frau lieben lernen. Trotz aller Schicksalsschläge steckt in ihr eine Kraft, die man bewundern kann. Sie ist es, die Mafalda den Mut vermittelt, eigenständig zu handeln, Entscheidungen zu treffen und ihr Schicksal anzunehmen. Sie zeigt ihr den Weg hinein in ein anderes Leben, das genauso schön werden kann, wie das, was sie verloren glaubt.  Neben allem, was wir im Leben brauchen, sind Freunde, die zu uns stehen, im Sonnenschein sowie in der Dunkelheit eines der wichtigsten Dinge, die ein Mensch braucht. Estella hilft Mafalda dies zu erkennen und Freunde zu finden. Nein, finden ist nicht der richtige Ausdruck, Freundschaften zuzulassen und ihnen zu trauen. 

Paola Peretti verarbeitet in dieser Geschichte ihre eigenen Gedanken und Gefühle. Mafalda ist ihr Sprachrohr. Mit sehr viel Gefühl und Poesie lässt sie uns die Schönheit der Welt und unseres Lebens erspüren. Das Licht, das langsam in ihren Augen erlischt, lebt umso intensiver in ihren Gedanken, Träumen und Gefühlen weiter. 

Philosophisch, tiefgründig und metaphorisch erleben wir die Gedankenwelt eines kleinen Mädchens. Ihre Einsichten sind dabei oft weiser, als die von uns Erwachsenen. Sie lehrt uns Empathie, Liebe, Freundschaft und für einander da zu sein. Aber auch die Schönheit der Welt um uns herum nicht als selbstverständlich zu betrachten und diese mit offenen Augen zu betrachten.

Dieses Buch darf man nicht einfach nur lesen, man muss die Worte im Herzen spüren.
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