Rezension “Juni 53” von Frank Goldammer – dtv Verlagsgesellschaft

  • Broschiert: 368 Seiten
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (23. Dezember 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 342326232X
  • ISBN-13: 978-3423262323
  • D: 15,90 Euro

Inhalt:

Der fünfte Fall für Max Heller

Sommer 1953. Der Alltag in der jungen DDR ist beschwerlich, die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst und die Zahl derer, die das Land verlassen, steigt unaufhörlich. Mit harter Hand setzt die SED-Regierung ihre Forderungen durch. Auch Max und Karin Heller erwägen die Flucht in den Westen. Als es am 17. Juni zu großräumigen Protestbewegungen kommt, wird Heller zu einem Dresdner Isolierungsbetrieb gerufen: Der Leiter wurde brutal mit Glaswolle erstickt. Ein Opfer der Aufständischen? Heller hat einen ganz anderen Verdacht und sucht in den Wirren des Volksaufstands einen unberechenbaren Mörder. Währenddessen drängt Karin zu Hause auf eine Entscheidung: gehen oder bleiben?

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Der Autor:

Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren und ist gelernter Maler- und Lackierermeister. Neben seinem Beruf begann er mit Anfang zwanzig zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag. Mit ›Der Angstmann‹, Band 1 der Krimiserie mit Max Heller, gelangte er sofort auf die Bestsellerlisten. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.

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Rezension:

Max Heller ist für mich mittlerweile ein guter und vertrauter Freund geworden.

Wir sind involviert in seine privatesten Geheimnisse, sein Denken und Fühlen. Seine Ermittlungsarbeiten sind manchmal ein wenig unkonventionell, dafür immer geradlinig.

Zu Kriegszeiten und auch danach konnte er sich den Fängen politischer Machenschaften immer wieder entziehen. In „Juni 53“ wird der Kommissar aber auf eine harte Probe gestellt.

Max Heller geht es um die Menschen, die in die von ihm zu klärenden Verbrechen verwickelt sind. Er ist auf der Suche nach der Wahrheit und Antworten, möchte sich keinem System unterwerfen. Sein Agieren wird allerdings immer schwieriger.

Auch privat nimmt der Druck auf Heller zu. Karin ist unglücklich und überfordert. Der eine Sohn weit weg und unerreichbar im Westen, der andere entfernt sich mental immer weiter von seinen Eltern. Heller steht dem Machtstreben seines Sohnes im Weg. Aber auch seiner Adoptivtochter legt er mit seiner Haltung bereits erste Steine in den Weg. Karin versucht immer wieder zu schlichten, die Wege neu zu ebnen. Jedoch verlassen sie langsam die Kräfte. Eine Flucht in den Westen wird immer wahrscheinlicher und verlockender. Wie wird sich Heller entscheiden?

Frank Goldhammer hat es erneut geschafft, mich bis zum letzten Wort zu fesseln. Sein Blick auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung in der noch jungen DDR ist objektiv. Er wertet nicht und gibt uns Lesern die Möglichkeit, das Leben und die Denkweise der Menschen zu verstehen.

Nicht alles war schlecht. Doch gerade die Zeit nach dem 17. Juni 1953 war geprägt von Unruhen, Machtkämpfen und Unsicherheit. Dieser Kriminalfall lehrt uns ein Stück Geschichte besser zu begreifen. Nicht nur das, was war, sondern auch das Warum. Er zeigt, den Zwiespalt der Menschen innerhalb der politischen Systeme.

Es braucht kein Massaker und blutiges Gemetzel, um den Spannungsfaktor dieses Krimis zu erhöhen. Die psychologischen Aspekte gehen viel tiefer. Es sind die kleinen Details, die seine Charaktere vielschichtig und interessant werden lassen. Atmosphärisch und packend nimmt uns der Autor immer wieder mit auf eine besondere Zeitreise.

Zerrissen zwischen seinem Gerechtigkeitsempfinden und dem Pflichtgefühl gegenüber der Familie, scheint Max Heller seinen Biss zu verlieren. Er ist des Kämpfens müde. Als Systemverweigerer fehlen ihm die gerade momentan so wichtigen Privilegien und vor allem eine Zukunftsperspektive für seine Arbeit.

Es wäre leicht, den einfachen Weg zu gehen. Eine Unterschrift und verschlossene Türen würden sich öffnen, das Leben würde sich leichter und komfortabler gestalten lassen. Doch Max Heller ist nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen und sich zu verbiegen. Er bleibt sich selbst treu. Noch gelingt es ihm, sich zwischen den Mahlwerken politischer Machtspiele nicht zerreiben zu lassen.

Dabei schmerzt es ihn zu sehen, wie sehr Karin unter der aktuellen Situation zu leiden hat. Dennoch steht sie immer fest an seiner Seite. Auch am Schluss wird wieder einmal deutlich, warum ich Karin und Max Heller so sehr ins Herz geschlossen habe und die beiden trotz aller Hindernisse fest zueinander stehen.

Ich habe mich bis zum Schluss gefragt, in welche Richtung die Reise der Familie Heller gehen wird. Frank Goldhammer überrascht auch hier wieder.

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