- Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
- Verlag: FISCHER Sauerländer; Auflage: 1. (27. Februar 2019)
- Sprache: Deutsch
- übersetzt von Dr. Henning Ahrens
- ISBN-10: 3737356432
- ISBN-13: 978-3737356435
- Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
- D: 16,00 Euro
Inhalt:
So nennen sie uns – Kind A, Kind E, Kind I usw. Weil wir nicht nachweisen können, wie wir richtig heißen. Ich bin Kind I.
I hat weder Familie noch Papiere, das Einzige, was er hat, ist ein Buchstabe, I – so wird er genannt. Er lebt in einem Camp für Flüchtlinge, und als minderjähriger unbegleiteter Flüchtling gehört er zu jenen, deren Zukunft am unsichersten ist. Doch die Kinder halten zusammen, und jeder Tag ist eine Zukunft für sich. Und I hofft. Auf einen neuen Namen oder sogar – einen Platz im Leben.
Steve Tasane erzählt die Geschichte von I ohne jeden Kitsch und Sentimentalität. I ist kein Opfer, er ist ein zehnjähriger Junge voller kindlichem Optimismus, welcher angesichts des großen Leids, das ihm widerfährt, den Leser gleichermaßen berührt wie aufrüttelt.
Steifbroschur mit Goldlackveredelung
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Der Autor:
Steve Tasane wurde in Leeds, England, geboren und einem breiteren Publikum zunächst durch seine Slam-Poetry bekannt, mit der er u.a. auf dem Glastonbury-Festival auftrat. »Junge ohne Namen« ist sein erstes Jugendbuch, das der Sohn eines Flüchtlings vor allem aus seiner Erfahrung einer zerrütteten Kindheit heraus schrieb. Das damalige Gefühl des Ausgeschlossenseins teilt er mit seinem Protagonisten.
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Rezension:
I ist ein kleiner Junge von 10 Jahren. Auf der Flucht hat er alles verloren, seine Familie, sein Zuhause, Fotos und Andenken, ja sogar seinen Namen. Im Flüchtlingslager wird er auf einen Buchstaben reduziert. Seinen Namen kennt er noch, zwingt sich immer wieder, diesen nicht zu vergessen, genauso wie sein Geburtsdatum. Doch ohne Papiere glaubt ihm niemand.
Kinder ohne Familie stehen nicht in der Schlange, sie bekommen keine Zuteilungen und sind auf die Almosen der Erwachsenen angewiesen. Dennoch bewahren sich I und seine Freunde ihre Träume. Träume von einem besseren Leben, genügend zu Essen und Spielsachen. Sie halten zusammen, passen aufeinander auf.
Die Zustände im Lager sind erschütternd und man mag kaum glauben, dass Menschen auf dieser Welt so leben müssen. Menschen ihre Identität verlieren, wie Vieh zusammengetrieben werden und Kinder Brotkrumen im Matsch aufsammeln. Wenn sich Erwachsene mit Kindern um ein paar getragene Schuhe prügeln, dann lernt man zu schätzen, in welchen Wohlstand wir leben.
Aus kindlicher Sicht, schlicht und einfach, naiv und doch so weiße geschrieben.
Ein Buch, das komplett ohne ein aufwendiges Cover auskommt. Die Geschichte nimmt ihren Anfang bereits auf dem Buchdeckel. Ohne Schnörkel und Pathos erhalten wir einen Einblick in den Alltag der Kinder in Flüchtlingslagern. Doch viel gravierender als die Lebensumstände in den Lagern selbst, ist der Identitätsverlust, der hier zur Normalität avanciert. Die eigene Geschichte, Familie und Herkunft verschwinden in der Namenslosigkeit. Die Kinder sind nur noch Buchstaben in einem System, das sie als Person gar nicht mehr wahrzunehmen scheint.
Erschreckt ziehe ich Parallelen zu einer anderen Zeit, anderen Lagern, in denen die Menschen auf Nummern reduziert wurden. Auch heute hungern die Kinder in den Lagern, werden von Wachen in Schach gehalten und drangsaliert.
Ja, die Kinder könnten das Lager verlassen. Doch wohin sollten sie gehen? Wo liegt ihre Zukunft, wenn sie schon ihre Vergangenheit nicht mehr kennen?
Das Wenige, was sie vom Leben bisher kennen ist der Kampf ums Überleben und dennoch haben sie sich die Hoffnung bewahrt. Die Hoffnung auf ein besseres Leben, mit so wenigen Ansprüchen. Die Wünsche nach einem warmen Heim, einem eigenen Bett, Kleidung, ein wenig Spielzeug und Büchern. Sie möchten die Welt entdecken und einfach nur ein ganz normales Leben leben. Sie strahlen eine Lebensfreude aus, die ansteckend ist und die man an diesem Ort nicht erwarten würde.
Mich hat dieses Buch sehr berührt und aufgewühlt. Die Schlichtheit der ungewöhnlichen Aufmachung und der einfach gehaltene Schreibstil vermitteln eine tiefe Intensität, die lange nachhallt.
Ich hoffe, „Junge ohne Namen“ findet die Aufmerksamkeit, die dieses Buch verdient und sorgt so für eine Bandbreite an Diskussionsstoff zum Gedankenaustausch.