Rezension „Vielleicht passiert ein Wunder“ von Sara Barnard – Sauerländer Verlag

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer; Auflage: 1 (23. Mai 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783737355605
ISBN-13: 978-3737355605
ASIN: 3737355606
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
D: 16,99 Euro

Inhalt:

Steffi spricht nicht.
Rhys kann nicht hören.
Doch die beiden verstehen einander auch ohne Worte.

Steffi ist so lange still gewesen, dass sie das Gefühl hat, unsichtbar zu sein. Doch dann kommt Rhys an ihre Schule. Er ist gehörlos und schert sich nicht darum, ob jemand redet oder nicht. Steffi und Rhys finden eine ganz besondere Art, miteinander zu kommunizieren. Schnell brauchen sie nicht mehr als einen Blick, um zu wissen, was der jeweils andere gerade fühlt. Durch Rhys lernt Steffi, dass ihre Stimme etwas wert ist, dass sie gehört werden will, Rhys gibt ihr den Mut, wieder zu sprechen. Und dann passiert … ein Wunder.

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Die Autorin:

Sara Barnard, geboren 1987, liebt Bücher und alles, was damit zu tun hat. Sie hat schon geschrieben, bevor sie groß genug war, um den Familiencomputer selbst anzuschalten. Heute schreibt sie am liebsten beim Zugfahren. So kann sie gleichzeitig ihr Ziel erreichen, jedes Land in Europa zu bereisen. Sara Barnard lebt in Brighton, England.

Quelle: Amazon

Rezension:

Seit einigen Monaten lerne ich Gebärdensprache und so fand ich das Thema dieses Jugendbuches mehr als interessant.

Unsere Dozentin ist von Geburt an gehörlos. Wie Rhys beherrscht sie die Lautsprache sehr gut, was mich immer wieder erstaunt. Es ist aber nicht so, wie im Buch beschrieben, bei allen Wörtern akkurat verlautet. Dennoch kann sie sich mit ihrer Umwelt umfassender verständigen, als wir Hörenden. Es ist gar nicht so einfach, nur mit den Händen in Verbindung mit Gesichtsausdrücken zu sprechen. Du möchtest etwas sagen, doch Dir fehlt das Wissen um die richtige Gebärde. Ich kenne nun dieses Gefühl, sprachlos zu sein. Viele Ausführungen von Sara Barnard konnte ich demzufolge recht gut nachvollziehen.

Auch Stefanie lag mir emotional sehr nahe. Als Kind war ich unglaublich schüchtern und hasste es, vor einer Menschenmasse oder in der Klasse zu sprechen. Zum Glück waren diese Gefühle auf einer normalen Basis und nicht wie bei Stefanie durch Angststörungen begründet.

Mich hat ein wenig gestört, dass es als Selbstverständlichkeit ausgelegt wird, dass Rhys über Lippenlesen alles mitverfolgen und verstehen kann, solange man ihn direkt anschaut. Wir haben genau das einmal im Unterricht ausprobiert. Es funktioniert – allerdings nur zu einem gewissen Teil. Wir formen viele Töne im Rachenbereich, ohne unsere Lippenbewegungen zu verändern. So kommt es leicht zu Missverständnissen oder Fehlinterpretationen. Mir wäre dies früher nicht aufgefallen. Doch das Buch ist wirklich sehr authentisch, eindringlich, offen und sensibel aufgebaut. Da hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin auch hier genaueres Wissen weiter gibt.

Rhys und Stefanie treffen in einem Moment aufeinander, zu dem beide nach Veränderung streben. Sie sind füreinander Herausforderung und Rückhalt zugleich. Bei beiden wächst das Selbstvertrauen mit den gemeinsamen Erlebnissen. Dabei erscheint Rhys auf den ersten Blick gefestigter. Seine Verletzlichkeit zeigt sich erst nach und nach. Es war spannend die Entwicklung der beiden mitzuverfolgen. Besonders Stefanie wächst über sich selbst hinaus.
Wir erleben die Schwierigkeiten/Hürden, vor denen Stefanie und Rhys im Alltag stehen. Es tut weh zu sehen, wie Rhys ignoriert und über seinen Kopf hinweg gesprochen wird.


Dabei geht es nicht um eine Sonnenschein-Liebes-Geschichte. Beide haben Ecken und Kanten und auch in ihrem Umfeld läuft nicht alles ohne Probleme ab. Und genau das hat mir gefallen. Es ist eine Geschichte wie aus dem Leben gegriffen, die auch den Ton der Leserzielgruppe gut trifft. Unterhaltungen, die per Gebärdensprache oder im Chat geführt werden, sind im Buch entsprechend hervorgehoben und fügen sich fließend in den Text ein, ohne wiederholende Erklärungen seitens der Autorin.

Ich war immer wieder am Überlegen, ob ich mich hätte in Gebärdensprache verständlich machen können und musste feststellen, wie ärmlich mein Wissen auf diesem Gebiet noch ist.

Dieses Buch zeigt, dass wir Freiheiten benötigen, um zu wachsen. Wir müssen Fehler begehen, daraus lernen, um unseren Weg finden zu können. Am Ende wissen beide, was sie von Leben wollen, wohin es sie zieht und sie sind soweit, hinter diesen Wünschen zu stehen. Wohin sie das Leben einmal treiben wird ist offen, wie in der Realität. 

Sara Barnard ist ein glaubwürdiger und positiver Abschluss gelungen, der ein Kapitel des Lebens beendet, ein neues aufschlägt und dennoch ganz viele Möglichkeiten der Entwicklung offen lässt. Dabei schlägt der Leser die letzte Seite des Buches optimistisch zu, ohne das Gefühl zu haben, es wäre etwas nicht gesagt worden.

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2 Antworten zu Rezension „Vielleicht passiert ein Wunder“ von Sara Barnard – Sauerländer Verlag

  1. Liebe Namensvetterin =)ich finde deine Rezension ganz wunderbar! Mir ist das Buch schon vor einiger Zeit aufgefallen, aber ich war nicht ganz sicher, ob es wirklich etwas für mich ist. Nach deinen Worten dazu, sieht es allerdings nun anders aus. Ich packe es gleich auf meine Wunschliste.LGAnja

  2. Zwiebelchen sagt:

    Hallo Anja,Dankeschön. Ich hoffe, dass dir das Buch auch so gefallen wird, wie mir. Viel Spaß später beim Lesen.LG Anja

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