Rezension „Einmal“ von Morris Gleitzman – Carlsen Verlag

  • Taschenbuch : 192 Seiten
  • Herausgeber : Carlsen; 1. Edition (3. Dezember 2020)
  • Sprache : Deutsch
  • Originaltitel : Once
  • übersetzt von: Uwe-Michael Gutzschhahn
  • Lesealter : 11 Jahre und älter
  • ISBN-10 : 3551319243
  • ISBN-13 : 978-3551319241
  • D : 5,00 Euro

Inhalt:

Mehrfach ausgezeichnet – und absolut lesenswert: Der Schrecken des Holocaust aus der Sicht eines Kindes

Der 9-jährige Felix lebt seit über drei Jahren in einem Waisenhaus. Dabei sind seine Eltern gar nicht tot. Sie müssen nur die Probleme mit ihrem Laden lösen. Denn für jüdische Buchhändler ist es 1942 in Polen sehr schwierig. Wie schwierig, das begreift Felix erst, als Männer mit Armbinden im Waisenhaus jüdische Bücher verbrennen. Felix reißt aus, um seine Eltern zu warnen. Unterwegs rettet er die kleine Zelda, deren Familie ermordet wurde – und er beginnt zu ahnen, was die Nazis wirklich vorhaben.  

Ein eindringliches, ein wichtiges Buch. Immer wieder lesen – und niemals vergessen!

Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Quelle: Amazon

Der Autor:

Morris Gleitzman wurde 1953 in England geboren, 1969 wanderte seine Familie nach Australien aus. Er arbeitete als Drehbuchautor für Film und Fernsehen, bevor er 1985 sein erstes Kinderbuch schrieb. Heute ist er einer der erfolgreichsten Autoren Australiens und seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet.

Quelle: Amazon

Rezension:

„Einmal“ ist keine einfache Geschichte. Die Handlung ist laut dem Autor rein fiktiv und doch könnte sie realer nicht sein. Sie steht für Tausende von jüdischen Kindern und Familien. Die rein kindliche Sicht auf die Ereignisse bringt diese schmerzhafter und intensiver an den Leser als aus einer distanzierteren Perspektive.

Felix bricht aus einer relativ heilen Welt aus und lernt nach und nach das Wesen des Nationalsozialismus kennen. Mit sechs Jahren kam er zu den Nonnen ins Waisenhaus. Abgeschottet von der Welt und den politischen Entwicklungen ist sein Blick noch naiv, kindlich. Er erfindet selbst kleine Geschichten und seine größte Sorge gilt den Büchern.
Büchern, die von den Männern mit den Armbinden verbrannt werden. Büchern, die er doch so liebt, die ihn an seine Eltern erinnern. Diesen Hass kann Felix nicht verstehen.

Die Sehnsucht nach seinen Eltern treibt ihn, den gerade einmal neunjährigen Jungen hinaus in eine Welt, die sich innerhalb von drei Jahren gravierend verändert hat, die er nicht mehr versteht.

Die Wirklichkeit bricht mit brutaler Härte auf den Jungen herein. Hoffnungen und Träume sterben, neue erwachsen einem wacheren Blick. Felix muss innerhalb weniger Wochen erwachsen werden, viel zu früh. Die Erkenntnis, dass der Hass nicht den Büchern sondern Menschen, Juden wie ihm gilt, kann er nicht begreifen.

Er sieht und erlebt Dinge, mit denen ein Kind niemals konfrontiert werden sollte, ja nicht einmal ein Erwachsener. Und doch gehört dies zu unserer Geschichte.
Aus kindlicher Sicht geschildert, dringen diese Erlebnisse noch tiefer in unser Bewusstsein. Es tut weh. Und das ist gut so. Es ist eine stetige Mahnung, dass wir all diejenigen, die dem Holocaust zum Opfer fielen, nicht vergessen dürfen und sich die Geschichte nicht noch einmal wiederholen darf.

„Einmal“ zeigt auf, wie die bitteren Wahrheiten in den Verstand eines Kindes dringen, nur langsam ein Verstehen erwächst, dass die Wirklichkeit dennoch nie voll erfasst.
„Einmal“ erzählt von verschiedenen Stationen eines kleinen Jungen und all den Menschen, die ihn auf diesem Weg begleiten. Als Leser hoffen wir von Seite zu Seite, dass die Odyssee von Felix gut ausgeht, dass das Schicksal dieses kleinen Jungen eine positive Wendung nimmt. Für viele Kinder tat es dies nicht. Sie durften nie wirklich erwachsen werden.

Morris Gleitzman schreibt auf eine sehr eindringliche und sensible Art. Die Szenen, die wir erleben sind ungeschönt, aber dennoch kindgerecht geschrieben, so dass diese Buch auch 11jährige bereits lesen können.
Mit diesem Buch kann man Kinder auf eine sensible Weise an ein sehr schwer zu fassendes und zu verarbeitendes Thema heranführen. Dennoch darf hinterher ein gemeinsames Gespräch über die Handlung und den Hintergrund der Geschichte nicht fehlen.

„Einmal“ ist der erste Band einer Trilogie. Mit „Dann“ und „Jetzt“ erzählt Morris Gleitzman, wie es mit Felix und auch Zelda weitergeht. Beide Bücher werden sicher bald bei mir einziehen und auch hier auf dem Blog ein Plätzchen bekommen.

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