- Taschenbuch: 464 Seiten
- Verlag: Goldmann Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (21. Januar 2019)
- Sprache: Deutsch
- übersetzt von Eva Kemper
- ISBN-10: 3442488125
- ISBN-13: 978-3442488124
- Originaltitel: The Boy at the Door
- D: 10,00 Euro
Inhalt:
Cecilia Wilborg führt ein Leben, von dem die meisten Menschen nur träumen können. Sie wohnt mit ihrem erfolgreichen Mann und den gemeinsamen Töchtern in einer friedlichen und wohlhabenden Kleinstadt in Norwegen. Doch eines Tages wird sie gebeten, sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, der plötzlich in der örtlichen Schwimmhalle aufgetaucht ist. Keiner weiß, wo Tobias herkommt oder wer er ist. Dann wird eine tote Frau gefunden, die man für seine Mutter hält. Aber Tobias kommt auch Cecilia merkwürdig vertraut vor. Hat sie ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt? Und wie weit ist sie bereit zu gehen, um es zu schützen?
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Die Autorin:
Alex Dahl ist halb Norwegerin, halb Amerikanerin und lebt in Norwegen und London. Sie ist eine entfernte Verwandte von Roald Dahl, spricht fließend Deutsch und Französisch und hat einen Master in Kreativem Schreiben.
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Rezension:
Dieses Buch hat mich sehr aufgewühlt. Ich wollte es mit Distanz lesen, doch als Mutter konnte ich nicht aus meiner Haut und hatte dadurch meinen ganz eigenen Blick auf die Ereignisse.
Cecilia ist privilegiert, weiß aber ihr Leben und die damit verbundenen Annehmlichkeiten nicht zu schätzen. Sie ist egoistisch und unzufrieden. Dann wiederum entdeckt man eine Verletzlichkeit und Unsicherheit in ihr, die dazu beitragen, dass man als Leser trotz allem ein wenig Sympathie und vor allem Mitleid mit ihr empfindet.
Als Tobias auftaucht und Cecilia mit der Verantwortung für diesen kleinen Jungen konfrontiert wird, gerät ihr bis dahin geordnetes Leben aus den Fugen. Wer ist Tobias und woher kommt der kleine Junge? Was verbindet Cecilia mit Tobias?
Nach und nach erfahren wir mehr über die Ereignisse, die Jahre zurück liegen und nun ihre Schatten auf die Gegenwart legen. Cecilia ist eine notorische Lügnerin, die sich ihr Leben auf der Sonnenseite mit Halbwahrheiten und Schönrednerei, ähnlich einem Kartenhaus, errichtet hat. Als sich die Ereignisse zuspitzen, gerät dieses Konstrukt gefährlich ins Wanken.
Wichtig für die Ereignisse ist eine weitere Person, die mich fasziniert hat. Anni.
Anni hat in ihrem Leben sehr viele Fehler begangen und geriet immer wieder an die falschen Personen. In ihr steckte so viel Potential. Leider hat sie sich viele Möglichkeiten selbst kaputt gemacht, doch der gute Kern blieb immer erhalten.
Im Laufe der Handlung drängt sich ein Vergleich zwischen Cecilia und Anni geradezu auf. Dabei muss man zum Schluss Anni, trotz aller Fehler, ein großes Maß an Hochachtung zollen. Dagegen schüttelt man über Cecilias Gedankengänge und Handlungen immer wieder den Kopf.
Alex Dahl ist mit „Der Junge“ eine kritische Gesellschaftsstudie in Form eines intelligent ausgearbeiteten Psychothrillers gelungen. Der Spannungsbogen hat mich bis zum Schluss gefangen gehalten. Ihm ist es gelungen, keinen der Charaktere als grundsätzlich böse darzustellen. In den Lesern wird für jede der handelnden Personen auch ein gewisses Maß an Verständnis, Mitgefühl und Sympathie zum Leben erweckt. Wir erleben dadurch eine große Bandbreite an Emotionen.