Rezension “Die Holunderschwestern” von Teresa Simon – Heyne Verlag

Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (13. Juni 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453419235
ISBN-13: 978-3453419230
D: 9,99 Euro

Inhalt:

München 1918. Die junge Fanny – Franziska – sitzt im Zug nach München und will der Provinz entfliehen. Ihre sensible Zwillingsschwester Friederike musste sie zurücklassen. Als die reiche Witwe Dora mit ihren beiden Kindern zusteigt, ahnt Fanny noch nicht, dass ein tragisches Schicksal seinen Anfang nimmt. München 2015. Katharina erhält einen Brief aus London: In einem Archiv wurden Tagebücher ihrer Urgroßmutter Franziska gefunden. Katharina wird neugierig. Wie kommt es, dass die Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, einer einfachen Köchin, in London verwahrt werden?

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Die Autorin:

Teresa Simon ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin. Sie reist gerne (auch in die Vergangenheit), ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale, hat ein Faible für Katzen, bewundert alles, was grünt und blüht, und lässt sich immer wieder von stimmungsvollen historischen Schauplätzen inspirieren.

Quelle: Amazon

Rezension:


Geheimnisse der Vergangenheit, die ihre Fühler bis in die Gegenwart ausstrecken. So könnte man die Grundidee in “Die Holunderschwestern” beschreiben. Dennoch steckt noch sehr viel mehr in diesem Buch. Möchten wir nicht alle die Geheimnisse unserer Familien ergründen, forschen nach unseren Wurzeln, erstellen Stammbäume und erfreuen uns an über Generationen verbreitete Anekdoten? So ganz nebenbei lüftet sich dabei auch das ein oder andere streng gehütete Geheimnis.

Das Buch nimmt uns mit auf eine Reise zwischen zwei Zeitebenen. Gegenwart und Vergangenheit finden ihren Weg zueinander. Es ist eine Geschichte über Familie, Liebe, Verrat, Verlust, Stärke und Freundschaft. Sensibel ausgearbeitete und vor allem authentische Charaktere erwarten Euch.

1918 lebten Fanny und ihre Zwillingsschwester Fritzi in einem kleinen bayrischen Dorf. Der Tod ihrer Mutter ist der letzte Anstoß für Fanny, ihr Leben zu verändern, ihren Träumen zu folgen und sich aus dem Schatten ihrer Zwillingsschwester herauszuwagen. Ihr größtes Anliegen ist, die eigene Persönlichkeit entfalten zu können. Eine flüchtige Zufallsbekanntschaft auf dem Weg nach München wird ihr Leben nachhaltig verändern.

Der Weg, den Fanny beschreiten wird, ist steinig und nicht immer von Glück übersät. Doch Fanny ist ein starker Charakter, der sich gegen die Widrigkeiten des Lebens durchzusetzen weiß. 
Es ist die Zeit der schleichenden Machtergreifung Hitlers und seiner Anhänger. Fritzi, die ihrer Schwester nach München gefolgt ist, sympathisiert und bewegt sich sehr rasch in diesen Kreisen. Wohingegen Fannys Freundeskreis dem Gegenpol der politischen Ebene angehört. Daraus ergibt sich ein massiver Interessenkonflikt zwischen den Schwestern. Sie sind zwar Zwillingsschwestern, jedoch so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Fritzi braucht Fanny und möchte sie mit niemandem teilen. Die daraus entstehende Eifersucht auf Freunde ihrer Schwester, bringen bald alle in Gefahr.
Unsere beiden Hauptprotagonistinnen zeigen die Zerrissenheit, die sich damals wohl in vielen Familien abspielte.

Trotz aller Gegensätze und auch wenn meine größte Sympathie von Beginn an Fanny gehörte, muss man Fritzi gern haben. Ebenso wie Bubi und Alina, deren Schicksal mich nachdenklich und traurig zurück lies.

Der zweite Erzählstrang spielt im München der heutigen Zeit. Auch hier treffen wir auf eine bunte Mischung aus verschiedenen Charakteren. Durch Zufall stößt Katharina auf alte Familientagebücher und verliert sich in der Geschichte ihrer Ahnin. Mit ihr die alten Tagebuchseiten zu lesen, fühlte sich fast so an, als würde ich meine eigene Familiengeschichte erforschen. Spannend und enorm emotional gestaltete sich diese Reise in die Vergangenheit.

Teresa Simon ermöglicht uns mit “Die Holunderschwestern” eine sensible Zeitreise durch die Geschichte München und schafft so ein lebendiges Bild des gesellschaftlichen Lebens in einer von Umstürzen geprägten Zeit. Ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. 
Was eine alte Ladeneinrichtung, ein Bild von Klee und Alpakas mit dieser Geschichte verbindet? Das verrate ich nicht. Lasst euch von der Handlung und den liebevoll gestalteten Charakteren ebenso bezaubern wie sie mich verzaubert haben.
Mein Highlight am Ende des Buches sind übrigens die überlieferten Rezepte, von denen ich mit Sicherheit einige direkt ausprobieren werde. 
Seit den ersten Seiten des Buches verspüre ich einen Heißhunger auf Holunderkompott und -marmelade. Leider ist noch keine Holunderzeit und ich laufe seit Tagen ruhelos zwischen den Regalen im Einkaufszentrum herum, auf der vergeblichen Suche danach.

Vielleicht habt ihr ja eine Idee, wo es richtig gute Holundermarmelade und vor allem Holunderkompott geben könnte. 

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