Rezension „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau – Luchterhand

Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (16. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3630874533
ISBN-13: 978-3630874531
D: 19,99 Euro

Inhalt:

Ein großes Generationsporträt unserer Zeit

Isabell und Georg sind ein Paar. Ein glückliches. Wenn die Cellistin Isabell spätabends von ihren Auftritten mit dem Orchester nach Hause geht oder der Journalist Georg von seinem Dienst in der Redaktion auf dem Heimweg ist, schauen sie oft in die Fenster fremder Wohnungen, dringen mit ihren Blicken in die hellen Räume ein. Bei abendlichen Spaziergängen werden sie zu Voyeuren. Regalwände voller Bücher, stilvolle Deckenlampen, die bunten Vorhänge der Kinderzimmer. Signale gesicherter Existenzen, die ihnen ein wohliges Gefühl geben. Das eigene Leben in den fremden Wohnungen erkennen. Doch das Gefühl verliert sich.

Mit der Geburt ihres Sohnes wächst nicht nur ihr Glück, sondern auch der Druck und die Verunsicherung. Für Isabell erweist sich die Rückkehr in ihren Beruf als schwierig: Während des Solos zittern ihre Hände, nicht nur am ersten Abend, sondern auch an den folgenden. Gleichzeitig verdichten sich in Georgs Redaktion die Gerüchte, der Verlag würde die Zeitung verkaufen. Währenddessen wird ihr Haus saniert. Im Treppenhaus hängt jetzt ein Kronleuchter, im Briefkasten liegt eine Mieterhöhung. Für die jungen Eltern beginnt damit ein leiser sozialer Abstieg. Isabell und Georg beginnen mit einem Mal zu zweifeln, zu rechnen, zu vergleichen. Jeder für sich. Je schwieriger ihr Alltag wird, desto mehr verunsichert sie, was sie sehen. Die gesicherten Existenzen mit ihren geschmackvollen Wandfarben sagen jetzt: Wir können, ihr nicht. Was vertraut und selbstverständlich schien – die Cafés, Läden, der Park, die Spielplätze mit jungen Eltern –, wirkt auf einmal unzugänglich. Gegenseitig treiben sich Isabell und Georg immer mehr in die Enge, bis das Gefüge ihrer kleinen Familie zu zerbrechen droht.

Kristine Bilkau zeichnet in ihrem Debütroman »Die Glücklichen« das präzise Bild einer nervösen Generation, überreizt von dem Anspruch, ein Leben ohne Niederlagen zu führen, die sich davor fürchtet, aus dem Paradies vertrieben zu werden.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Kristine Bilkau, 1974 geboren, war 2008 Finalistin des Literaturwettbewerbs Open Mike in Berlin und 2009 Stipendiatin der Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. 2010 erhielt sie das Stipendium des Künstlerdorfes Schöppingen und 2013 nahm sie an der Bayerischen Akademie des Schreibens des Literaturhauses München teil. Sie arbeitet als Journalistin für Frauen- und Wirtschaftsmagazine und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. „Die Glücklichen“ ist ihr erster Roman.

Quelle: Amazon

Rezension:

Ein Buch über das Leben. Ein Buch über Alltagsängste, Erfolgsdruck, Unsicherheit, Hoffnung, Wünsche, Träume, Partnerschaft und Familie. Eine Geschichte, die ganz ohne großes Tam Tam oder reißerische Story daherkommt.

Kann ein solches Buch ein Erfolg werden? Finden sich hierfür überhaupt Leser?
Ich sage ganz eindeutig „Ja!“

Kristine Bilkau hat mit ihrem Debütroman einen mutigen Schritt in die richtige Richtung gewagt.
Sie hat ein Werk geschaffen, das auf seine eigene Art einen jeden von uns anspricht. Es ist eine Geschichte von nebenan mit leisen Zwischentönen, in der wir uns auf die eine oder andere Art selbst wiederfinden werden. Der Leser muss genau hinhören und wird mit einem Feuerwerk an Erkenntnissen dafür belohnt. Gab es nicht auch in unserem Leben Momente, in denen unsere Gedanken denen von Isabell und Georg ähnelten? Es ist eine sehr intensive Geschichte, die mich nicht mehr loslassen wollte und die beiden wurden fast so etwas wie gute Freunde.

Isabell und Georg sind zwei starke Protagonisten auf der Suche zum eigenen Selbst und auch zueinander. Beide gewinnen im Laufe der Geschichte an Stärke und zeigen, dass die Flucht in eine Scheinwelt oder das Verdrängen von Problemen nicht dauerhaft funktioniert. Nur zusammen sind sie stark genug und das bedeutet auch, Schwächen gegenüber dem Partner und der Umwelt zugeben zu können. Kristine Bilkau möchte aufzeigen, dass wir wieder mehr miteinander sprechen, einander vertrauen müssen.

Was bedeutet es heutzutage eine Familie zu sein? Wie verändert sich die eigene kleine Welt, wenn Kinder hinzukommen? Welche Veränderung macht unser Gefühlsleben durch und können wir die Erwartungen der anderen erfüllen? Müssen wir das überhaupt?

Kristine Bilkau hat im Interview geäußert, dass man nicht automatisch Mutter ist, weil man ein Kind zur Welt gebracht hat, sondern, dass Muttersein auch eine Art Lernprozess bedeutet. Isabell ist noch immer dabei eine Mutter zu werden. Dabei muss sie aber lernen sich selbst und ihren Gefühlen zu vertrauen.

Die Autorin hat ihr Buch mit viel Feingefühl für oftmals als nebensächlich angesehene Details, die aber eine große Bedeutung im Leben haben können, geschrieben.

Über die Hintergründe zur Entstehung dieses Buches und ihre Gedanken zur Geschichte, hat Kristine Bilkau Arndt Strocher von Astrolibrium und mir ein interessantes Interview auf der Leipziger Buchmesse gegeben.

Hier könnt ihr es euch gern einmal anhören Literatur Radio Bayern
Einen tollen Artikel zum Buch findet ihr hier Astrolibrium

Fazit:

Ein grandioses Romandebüt. Ich freue mich auf mehr aus der Feder dieser Autorin.
Kimmy vergibt 5 von 5 Käseecken

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