Rezension „Hat keine Flügel, kann aber fliegen“ von von Amili Targownik – Penguin Verlag

  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
  • Verlag: Penguin Verlag (18. Mai 2020)
  • Sprache: Deutsch
  • übersetzt von Sophia Lindsay
  • ISBN-10: 3328601155
  • ISBN-13: 978-3328601159
  • D: 20,00 Euro

Inhalt:

Behindert, na und? Eine wahre Geschichte über das, was möglich ist, wenn man sich nicht unterkriegen lässt

»Als Kind glaubte ich, dass alle Menschen behindert geboren werden. Dass ich zu meinem 18. Geburtstag die Lizenz zum Gehen bekommen und normal erwachsen werden würde.« Amili kam mit zerebraler Kinderlähmung zur Welt und sitzt seit ihrer Geburt im Rollstuhl. Als ihre kleine Schwester zu laufen beginnt, hört sie auf zu sprechen. Eineinhalb Jahre lang schweigt sie. Erfindet sich ihre eigene Welt, fiktive Freunde, flüchtet sich ins Träumen. In der deutschen Schule traut man ihr nichts zu. Doch sie hat einen starken Willen. Von der Förderschule wechselt sie auf eine amerikanische Highschool. Und schließlich an die Uni. Ihre Botschaft lautet: Alles ist möglich, man darf nur nicht aufgeben. Hier erzählt sie ihre Geschichte, berührend, poetisch und mit Humor.

Quelle: Amazon

Die Autorin:

Amili Targownik, geboren 1995 in Tel Aviv, kam mit einer Hirnschädigung (Zerebralparese) auf die Welt. Ihre Kindheit verbrachte sie in Deutschland, mit vielen Therapien und Schulschwierigkeiten. In der 10. Klasse wechselte sie an eine Schule in den USA, wo sie ihr Abitur machte und begann, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Heute studiert Amili Sozialwissenschaften in Tel Aviv. Sie spricht vier Sprachen und lebt in Israel und München.

Quelle: Amazon

Rezension:

Fast wäre mir dieses Buch durch die Finger gerutscht. Dabei ist es ein wahrer Schatz und ich kann es nur jedem weiteren Leser ans Herz legen.

Ich war nicht wütend auf die Behinderung, die Amili evtl. im Weg steht, die immer ein Teil von ihr sein wird und doch oft nebensächlich erscheint. Amili hat eine enorme Kraft und innere Stärke, die uns zeigt, wie wir jede Grenze überwinden können. Ihre Behinderung verschwindet im Schatten dieser beeindruckenden jungen Frau und im Focus bleibt einfach Amili. Jemand wie Du und ich, den man sehr gern kennen lernen, mit dem man lachen und weinen und Abenteuer erleben möchte.

Wütend machen mich ignorante Menschen, unflexible Schulsysteme und eine Gesellschaft, die Menschen, die sich nicht innerhalb eines vorgeschriebenen Schemas bewegen ausgrenzen, abstempeln.

Hat keine Flügel, kann aber fliegen“ ist poetisch, ehrlich und lebensfroh.

Amili nimmt uns mit auf eine Reise durch ihr Leben, ihre Gedankenwelten. Wir überwinden gemeinsam Hürden und blicken auf ein Leben voller Fantasie, Mut und eine Welt voller Möglichkeiten. Ihre Lebensfreude ist ansteckend.

Amili wird mit Zerebralparese geboren. Als die Krankheit erkannt wird, ist Amili noch sehr klein und kann nicht verstehen, warum sie sich nicht so bewegen kann wie andere Kinder. Auch wenn sie an viele Begebenheiten aus dieser Zeit keine realen Erinnerungen hat, nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise in ihre Gedankenwelt. Es ist die Sicht einer fantasievollen und einfühlsamen jungen Frau, die mich berührt und beeindruckt hat.

Als die Realität zu bedrohlich und ausweglos erscheint, flüchtet sich Amili in ihre eigene Traumwelt. Hier hat sie Freunde, die sich mit dem Mädchen unterhalten, spielen und ihr sogar Ratschläge geben. Diese Freunde verändern sich und wachsen mit ihr. Sind es anfangs Winnie Puh und Peter Pan, die sie begleiten, treffen wir am Ende auf Harry Potter, Ron und Hermine.

Oh, ich hatte als Kind auch unsichtbare Freunde, habe mich als Teenager oft in Traumwelten geflüchtet und davon geträumt, meinem Prinzen zu begegnen oder einen düsteren Rebellen zu zähmen. So verschieden sind diese Fluchten in die Welt der Fantasie nicht, doch die Auswirkungen schon. Für Amili bedeuteten sie eine weitere Art der Ausgrenzung. Dennoch waren sie wichtig für sie, um Kraft und Mut zu tanken.

In „Hat keine Flügel, kann aber fliegen“ geht es nicht darum, dass Amili behindert ist oder im Rollstuhl sitzt. Es geht darum zu verstehen, dass sie trotz alledem eine ganz normale junge Frau ist, mit Wünschen und Träumen, wie jeder andere. Es geht um Toleranz und Verstehen.

Mut und ein eiserner Wille sowie Hilfe von Freunden können Berge versetzen oder eben Flügel verleihen. Amili hat mich sehr beeindruckt und ich bin sicher, dass sie in ihrem Leben noch viel erreichen wird.

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