Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: Atlantik (14. Oktober 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3455651380
ISBN-13: 978-3455651386
D: 15,00 Euro
Inhalt:
Butler Adschei, die gute Seele der Insel, umsorgt die prominenten Aussteiger und hält sie bei bester Laune. Mit Herz und Humor erzählt er von ihrem exotischen Leben und ihren liebenswerten Marotten – und von aufregenden Tagen, in denen das größte Geheimnis unserer Zeit aufzufliegen droht …
Oliver Geissen erkundet in seinem phantasievollen Roman die wahre Heimat des Happy Ends.
Der Autor:
Rezension:
Das Jahr 2016 war geprägt von traurigen Nachrichten und wir mussten uns von vielen Größen der Buch-, Musik- und Filmbranche für immer verabschieden. Seine Idole ziehen zu lassen fällt schwer und wenn dann noch merkwürdige, manchmal geheimnisvolle Umstände zum Tod desjenigen geführt haben, bleibt für manchen ein komischer Nachgeschmack zurück. Wir möchten nicht loslassen, schauen uns immer wieder Filme an oder lauschen unserer Lieblingsmusik und dann setzen sich auch verrückte Ideen in den Köpfen fest. Was wäre, wenn er bzw. sie gar nicht tot, sondern nur untergetaucht wäre? Die angeblich verstorbenen Stars noch immer irgendwo auf der Welt leben würden? Verschwörungstheorien gab es da in der Vergangenheit schon viele sowie auch Meldungen, man hätte z. B. Elvis Presley an den verschiedensten Orten der Welt gesehen.
Lasst uns einmal ein wenig philosophieren und einfach die Möglichkeit in Betracht ziehen, einige Stars hätten tatsächlich einen Weg gefunden, dem Rampenlicht für immer zu entfliehen, um ihren Lebensabend beschaulich fern ab jedem Starruhms verbringen zu können. Was wäre wenn…
Oliver Geissen hat diese Gedankengänge aufgegriffen und einen sensiblen, nachdenklichen und witzigen Roman geschaffen. Erzählt wird unsere fiktive Geschichte aus der Sicht von Adschei, der über Jahrzehnte hinweg ein Auge auf eine illustre Gruppe von Menschen werfen durfte. Ein wenig naiv und doch sehr einfühlsam erleben wir eine Art Paralleluniversum.
Eine abgeschottete verborgene Südseeinsel, auf der Elvis, Michael Jackson, John Lennon, Marilyn Monroe, Kurt Cobain und Amy Winehouse ihren Ruhestand und Lebensabend fernab des Startrubels und dem realem Leben verbringen. Luxuriös und dennoch einfach ist das Leben auf dieser Insel.
Ich habe die Harmonie in und zwischen den Zeilen sehr genossen.
Als Leser verbringt man hier seine Zeit mit den Menschen hinter den Ikonen, nicht mit den Stars. Oliver Geissen zeigt, dass sich hinter den großen Namen ganz gewöhnliche Menschen verbergen, die ihr Leben lang nach Anerkennung, aber auch Liebe und Geborgenheit suchten. Sie sind nicht perfekt und haben alle ihre kleinen oder großen Macken, verschrobene Ticks und oft auch ein wenig weltfremde Denkweisen. Diejenigen, die Oliver Geissen in „Kokostee“ auferstehen lässt, waren am Ende ihres extrem öffentlich gestellten Lebens melancholisch und mit ihren psychischen Kräften am Ende. Mit Kokostee und der Sonne im Nacken leben sie auf und dürfen so sein wie sie sind, ohne von außen seziert zu werden.
Das Buch selbst erhebt sicher keinen Anspruch auf große intellektuelle oder tiefschürfende Lektüre, doch es ist unterhaltsam. Der Grundgedanke hinter der Buchidee stimmt dennoch nachdenklich. Geld und Ruhm allein machen nicht glücklich. Freunde, die einen verstehen, Familie, die Möglichkeit man selbst sein zu dürfen und vor allem Privatsphäre werden in ihrer Wichtigkeit unterschätzt. Genau diese Aspekte vergessen wir oft, wenn wir neidisch auf die Schönen und Reichen der Welt blicken.
Die Einführung in die Geschichte zieht sich ein wenig in die Länge und auch mit Adscheis Gemüt bzw. dem gewählten Erzählstil muss man sich erst anfreunden. Hat man einmal den richtigen Draht hierzu gefunden, fühlt man sich auf der Insel sehr wohl. Adschei ist meist recht umständlich und überbesorgt, doch genau das macht ihn auch so sympathisch. Ihm geht es um das Wohl seiner Schützlinge, nicht um sich selbst. Alle genießen die auf der Insel herrschende Harmonie.
Fantasievoll, einem Hauch von Realität (heutzutage scheint alles möglich…) und viel Charme, werden wir hier zu einem Urlaub von gesellschaftlichen Zwängen und Denken eingeladen. Wir erleben kuriose Alltagsgeschichten einer kleinen Gruppe von Ikonen, die sich eigentlich nichts anderes wünschen, als ein ganz normales Leben.
Oliver Geissen verbringt durch seinen gewählten Beruf selbst ein Leben im Scheinwerferlicht. Ob er sich manchmal auch so einen Rückzugsort wie unsere namenlose Südseeinsel erträumt?