Rezension „Teufelsfarbe“ von Ivonne Hübner – Dryas Verlag

Taschenbuch, 498 Seiten,
Verlag: Dryas Verlag; Auflage: Taschenbuchausgabe (12. November 2017)
ISBN: 978-3-940855-74-9
12,00 € [D]; 12,40 € [A]
E-Book ISBN: 978-3-941408-97-5
7,99 €


Inhalt:

Teufelsfarbe wurde im 16. Jahrhundert das aus der Waidpflanze gewonnene Blau genannt. Es würde Stoffe zerfressen und Unglück bringen, hieß es. Ausgerechnet diese Pflanze will Bauer Christoph Rieger aber anbauen. Und reich will er damit werden, denn die Farbe ist gefragt.

Gegen den Willen seiner Familie und zum Entsetzen der Gemeinde nimmt der Sonderling ein als Hexe verschrienes Mädchen zur Frau, um sich mit deren Mitgift seinen Traum zu ermöglichen. Zu spät erkennt er die Konsequenzen, die sein Vorhaben nach sich zieht …

Christophs Geschichte basiert auf einem realen Fall, der sich am 25. April 1510 in der Gemeinde Horka zugetragen hat.

Quelle: Dryas Verlag

Die Autorin:

Ivonne Hübner, am 29.12.1977 in der niederschlesischen Oberlausitz geboren, studierte in Leipzig Germanistik, Kunstpädagogik und Erziehungswissenschaften. Seit 2008 arbeitet sie als Studienrätin für Deutsch und Kunst in Potsdam, wo sie mit ihrer Familie lebt.

Quelle: Dryas Verlag

Rezension:

Endlich einmal wieder ein glaubhafter, ohne unnötigen Kitsch auskommender historischer Roman, der neben guter Unterhaltung auch so einiges Wissenswertes für seine Leser bereithält. Selbst, wenn es den Waidanbau in der Gegend um Horka nie gegeben hat, wird man angeregt einige historische Daten zu googeln.
Es ist ein hartes Leben auf dem Lande, als sich Christoph und Margarete begegnen. Ehen basieren nicht auf Gefühlen, sie werden rein nach geschäftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen geschlossen. Überraschend war für mich, dass die Ehe nicht unbedingt in einer kirchlichen Zeremonie geschlossen werden musste, sondern eine Vertragsunterzeichnung durch einen Kirchenvertreter und den Gutsherren schlicht ausreichte. Ebenso einfach scheint es auch bei der Aufhebung einer ehelichen Verbindung der Fall gewesen zu sein. 
Christoph und Margarete sind für ihre Zeit recht fortschrittlich, auch wenn ihnen die nötige Bildung fehlt, ihre Träume zu verwirklichen. Während der junge Rieger einer Vision nachläuft, um dem Vorbild seines Vaters gerecht zu werden bzw. dieses in den Schatten zu stellen, besitzt Margarete eine für die damalige Zeit gefährliche Voraussicht. Beide sind im Kreislauf der herrschenden Glaubens- und Gesellschaftszwänge gefangen. Letztendliche werden ihnen der Neid, die Missgunst, Habgier und der Aberglaube der Dorfbevölkerung zum Verhängnis. 
Die Wortwahl von Ivonne Hübner ist der damaligen Zeit angepasst derb. Dennoch schafft sie es, die Landschaft und Menschen mit einer besonderen Art von Poesie zu beschreiben, dass man direkt in der Geschichte zu wandeln glaubt. Die Leser erwartet eine Zeitreise, die authentisch und düster die Härte des damaligen Lebens zeigt. Gleichzeitig erfährt man aber auch, welch großes Maß an Freiheiten es dennoch gab. Gerade diese Aspekte waren für mich sehr spannend und interessant. 
Die Autorin lässt uns auf vielschichtige und nicht immer sofort einzuschätzende Charaktere treffen. Sie zeigt am Beispiel von Christoph und Margarete, dass sie in vieler Hinsicht Kinder ihrer Zeit waren und mit den eigenen Gefühlen nicht bewusst klar kamen. Die Tragik, die sich hieraus ergibt, wird erst später deutlich, geht dafür aber umso mehr unter die Haut. Aberglaube und Intrigen, die Macht der Kirche und die Angst vor dem Unbekannten, werden ihnen zum Verhängnis. Es ist keine Happy-End-Geschichte, denn sonst hätte Ivonne Hübner ihre Glaubwürdigkeit verloren. 
Ein bisschen Geduld muss man beim Einstieg in die Geschichte mitbringen, wird dafür aber mit einem gut recherchierten, bildgewaltigen, spannenden und emotional aufrüttelnden Historienroman belohnt.
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