Rezension „Vergessene Seelen – Ein Fall für Max Heller“ von Frank Goldammer – dtv Verlag / Hörbuch Der Audiao Verlag (DAV)

Broschiert: 384 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (22. Juni 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342326201X
ISBN-13: 978-3423262019
D: 15,90 Euro

Hörbuch mp3

Verlag: Der Audio Verlag
Spieldauer: 11 Stunden und 3 Minuten
Sprecher: Heikko Deutschmann
Version: Ungekürzte AusgabeD: 13,99 Euro

Inhalt:

Der dritte Fall für Max Heller – und sein ganz persönlicher Alptraum

Dresden 1948: Ein heißer Sommer, drei Jahre nach Kriegsende. Die große Währungsreform stürzt das besetzte und aufgeteilte Nachkriegsdeutschland in eine Krise. Inmitten der mühsamen Wiederaufbauarbeiten bekommt es Oberkommissar Max Heller mit dem Fall eines 14-jährigen Jungen zu tun, dessen Todesursache völlig unklar ist. War es ein Unfall, Mord oder sogar Selbstmord? Heller stößt bei seinen Ermittlungen auf eine Wand des Schweigens und wird dabei mit seinem ganz persönlichen Albtraum konfrontiert, den er längst vergessen geglaubt hatte.

Quelle: Amazon

Der Autor:

Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren und ist gelernter Maler- und Lackierermeister. Neben seinem Beruf begann er mit Anfang zwanzig zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag. Mit ›Der Angstmann‹, Band 1 der Krimiserie mit Max Heller, gelangte er sofort auf die Bestsellerlisten. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.

Quelle: Amazon

Rezension:

Nach einem entbehrungsreichen, harten Winter verlangt der Sommer 1948 weiterhin den Menschen alles ab. In Dresden ist die Versorgung mit allem noch immer dürftig, der Schwarzmarkthandel blüht. Tauschgeschäfte und Hamsterfahrten bestimmen den Alltag.

Die Kluft zwischen den einzelnen Besatzungszonen wird größer und beginnt Familiengefüge zu spalten. Noch immer sind die Auswirkungen des Krieges spürbar. Gerade die psychologischen Folgen der Kriegs- und Nachkriegsjahre sollte man nicht unterschätzen.
Es ist eine Zeit der Entbehrungen, in die sich die Frustration und Perspektivlosigkeit des Einzelnen mischt. Neue politische Wege werden eingeschlagen, doch Max Heller steht wie ein Fels in der Brandung weiterhin zu seinen Überzeugungen. Mit ihm hat Frank Goldammer einen Protagonisten geschaffen, der viele Ecken und Kanten besitzt, aber sich selbst treu und geradlinig bleibt. Sein Pflichtbewusstsein und Gerechtigkeitssinn sorgen auch im Privatleben für Spannungen. Seine Familie muss dadurch sehr oft hintenanstehen. Dennoch schafft es Max Heller immer wieder die Balance zu bekommen. 
Ohne seine starke Frau an der Seite, die ihm den Rücken frei hält, sich um die banalen und doch überlebenswichtigen Alltäglichkeiten kümmert, wäre unser Kommissar nicht der, wie wir ihn kennenlernen dürfen. Sie ist sein Halt, seine Stütze, sein Trost und bringt in im Laufe der Handlung nicht nur einmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
In „Vergessene Seelen“ wird Max Heller mit dem Tod eines 14-jährigen Jungen konfrontiert. Dieser Fall setzt alte Dämonen aus seiner Vergangenheit frei. Hier geht es nicht nur um die Aufklärung von Morden, in diesem Buch findet für unseren Protagonisten auch eine schwere, aber wichtige Vergangenheitsbewältigung statt. Gleichzeitig erleben wir die Entfremdung zu seinem Sohn, werfen einen Blick auf die Ursachen und können verfolgen, wie sich beide zumindest wieder ein wenig annähern. Hier dürfen wir auf die weitere Entwicklung gespannt sein.
Frank Goldammer schreibt auf eine ganz spezielle Art, dass ich mich jedes Mal als einen Teil der Geschichte fühle. Es ist so einfach, in diese einzutauchen. Die Sonne brennt regelrecht auf der Haut, der Hunger nagt und Durst trocknet die Kehle aus. Man spürt die Hilflosigkeit, Liebe, Sehnsucht oder Wut und Frustration. Kritisch und dennoch nicht bewertend betrachten wir durch seine Augen die Gesellschaftsentwicklung. Die Schauplätze und besonders Dresden werden lebendig und die Gefühlswelten der Protagonisten werden auf den Leser transferiert. Gerade letzteres ist mir noch nicht häufig in dieser Intensität passiert. 
Man muss nicht, sollte aber auch die beiden ersten Fälle von Max Heller gelesen haben, um das Gesamtbild verstehen und auch nachempfinden zu können. Für mich ergab sich bereits nach den ersten Seiten ein Gefühl, wie wieder nach Hause zu kommen. 

Dieses Mal habe ich das Buch gelesen und anschließend hörend erlebt. Heikko Deutschmann verleiht „Vergessene Seelen“ mittels des Hörbuches noch einmal eine tiefere Intensität, als ich sie schon beim Lesen verspürt habe. Seine Stimme hat Kraft und das perfekte Timbre, um das Geschehen direkt zu uns zu transportieren. Man kann sich ihm nicht entziehen.

Auch im dritten Band um Max Heller geht es nicht allein darum, einen Kriminalfall zu lösen. Frank Goldammer konfrontiert uns mit den gesellschaftlichen und politischen Problemen der Zeit, die eng mit dem aufzuklärenden Fall verwoben sind. Gleichzeitig erleben wir eine facettenreiche Reise durch die Stadt Dresden bei der seine Liebe zu Dresden überall spürbar ist.

Was sicher vielen Lesern aufgefallen ist, ist die Veränderung des Covers im Vergleich zu den bisherigen Bänden. Eigentlich gefällt es mir sogar sehr gut. Ich vermisse nur den ursprünglichen Schriftzug des Buchtitels. Dieser besaß für mich das gewisse Etwas, was mir ein wenig fehlt.

Schon jetzt dürfen wir auf einen neuen Fall mit Max Heller gespannt sein und uns auf ein weiteres Zeitporträt freuen.

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