Rezension „Mein letzter Sommer“ von Cesarina Vighy – Atlantik Verlag

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Atlantik (16. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3455650880
ISBN-13: 978-3455650884
D: 10,00 Euro

Inhalt:

Mit siebzig Jahren ist Amelia schwer erkrankt. Den nahen Tod vor Augen, lässt sie ihr Leben Revue passieren, erzählt von der ungewöhnlichen Liebesgeschichte ihrer Eltern in Venedig, von der beglückenden Flucht des Mädchens in die Welt der Bücher, vom Entkommen aus der Enge des Elternhauses an die Universität in Rom, von der ersten Liebe und dem Leben als Bibliothekarin mit Mann und Kind. Ein Leben, das schließlich eine dramatische Wendung erfährt, als die Ärzte bei ihr die Nervenkrankheit ALS diagnostizieren. Doch dieses Schicksal meistert Amelia mit scharfzüngigem Witz und ohne jedes Selbstmitleid. Auch wenn sie all ihre Sinne verliert, ist sie fest entschlossen, sich einen Sinn zu bewahren: den für Humor.

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Die Autorin:

Cesarina Vighy wurde 1936 in Venedig geboren und lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 in Rom. Mein letzter Sommer war ihr Romandebüt, das 2009 in Italien zum gefeierten Bestseller avancierte und mit dem Premio Campiello ausgezeichnet wurde.

Quelle: Amazon

Rezension:

Wie lange oder in welcher Qualität wir unser Leben leben dürfen, weiß zum Glück niemand im Voraus. In „Mein letzter Sommer“ nimmt uns Cesarina Vighy mit auf eine Abschiedsreise durch ihr Leben. Die Dame Z. verbindet hier biografische Züge aus dem Leben der Autorin mit der Fantasie entsprungenen Gegebenheiten.

Es beginnt mit leichten Gleichgewichtsstörungen und bedeutet schon bald das unausweichliche Ende. Was im ersten Moment wie ein Geschenk anmutete, wird zu einer düsteren Prognose. Während ihr Köper immer mehr verfällt, bleibt ihr Geist hell wach. Bestechend klar nimmt sie – bereits der Unbeweglichkeit verfallen und komplett auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen – ihre Umwelt wahr.

Dennoch beweist unsere Protagonistin große innere Stärke. Sie verzagt nicht, gibt nicht einfach kampflos auf und bewahrt sich einen tiefen Sinn für Humor. 

Dabei sind Cesarina Vighy´s Ausführungen mal sarkastisch, mal voller Witz- und Lebensfreude, aber auch Trauer. Sie schreibt von wundervollen Lebensmomenten, verlorenen Zeiten und ihrer Wut auf die Krankheit. Ehrlich, unverblümt ist ihr Blick auf die Menschen und sich selbst. Wie feine Nadelstiche ritzen ihre Worte an der Oberfläche. Wir erleben mit ihr das Bedauern über ungenutzte Momente und die Erkenntnis, bestimmte Dinge ihres Lebens noch einmal genauso handhaben zu wollen, wenn sich die Chance bieten würde. 
Es sind Worte der Liebe für ihre Familie und das Wissen, wie viel diese ihr bedeutet, wie wichtig die Menschen in ihrem Leben für sie waren bzw. noch sind. Mal hart, unerbittlich und mit großer Distanz, dann wieder warmherzig, voller Gefühle und Blick für die schönen Dinge des Lebens, brillieren die Ausführungen in ihrer Authentizität. Die eigene Vergänglichkeit schärft den Blick der Autorin für das Wesentliche.

„Mein letzter Sommer“ ist ein sehr intensives und realistisches Buch, dessen Schreibstil zwischen sezierender Distanz und farbenprächtiger Dichtkunst wechselt.

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