Rezension “Unsere Seite des Himmels” von Hans Meyer zu Düttingdorf – Aufbau Verlag

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (15. September 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3746633796
ISBN-13: 978-3746633794
D: 12,99 Euro

Inhalt:

Solange die Liebe uns gehörte

Küstrin, 1941: Schon als Kinder waren Henriette und Hans unzertrennlich, dann verlieben sie sich. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben, denn Henriette ist Jüdin. Als die politische Lage sich zuspitzt, entschließt sich ihre Familie zur Flucht und wird auseinandergerissen.
Jahrzehnte später kehrt Henriette zurück. Noch einmal möchte sie ihre alte Heimat sehen. Aber vor allem will sie eins: endlich Hans wiederfinden.

Eine Rückkehr in die verlorene Heimat und eine hochemotionale Reise zu den Erinnerungen, die ein Leben prägen.

Quelle: Amazon

Der Autor:

Hans Meyer zu Düttingdorf wurde 1967 in Bielefeld geboren und wuchs auf dem ost-westfälischen Land auf. Er ist Musiker, Schauspieler und Unternehmenscoach und wurde für seine deutschsprachigen Chansons bereits mehrfach ausgezeichnet.

www.hadi-music.de

Seit vielen Jahren lebt er zusammen mit seinem Partner, Juan Carlos Risso, in Berlin und in der argentinischen Küstenstadt Necochea. Mit ihm entwickelte er auch die Idee zu seinem Debütroman “Das Bandoneon”.

“Das Bandoneon” ist unter dem Titel “El Canto del Bandoneón” auf Spanisch unter unter “La Mélodie du Passé” auf Französisch (auch auf Amazon.es und Amazon.fr) erhältlich.

Quelle: Amazon


Rezension:

Viele mögen denken: “Das alles liegt doch Ewigkeiten zurück!”. Aber was, wenn wir uns nicht mehr erinnern, Fehler der Vergangenheit erneut begangen werden? Die Grenze zwischen Vergangenem und dem Heute wird immer dünner. Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben, umso wichtiger sind ihre Erzählungen. Auch wenn die vorliegende Geschichte erfunden ist, zeigt sie uns ein Schicksal, wie es damals viele Menschen ereilte.

Henriette bedeuten ihre Erinnerungen alles, auch wenn Sie diese Jahrzehnte lang verdrängte. Erinnerungen und Erlebnisse prägen unser Denken und Handeln, sie steuern sogar unsere Gefühle. Manche sind so wundervoll, dass man ein Leben lang davon zehrt, andere wiederum so schrecklich, dass man sein Leben lang vor ihnen davon läuft.
Henriette konnte vor der Vernichtung gerade noch rechtzeitig fliehen, allerdings zu einem hohen Preis. Die geliebten Eltern blieben dem Tode geweiht zurück.

Einschränkungen, Verfolgung, Angst, Wut, Traurigkeit, Verluste und Entbehrungen erlebte Sie zuvor jedoch hautnah. Im Wissen, ihre Eltern womöglich nie wieder zu sehen, floh sie nach Argentinien bzw. später nach Montevideo in Uruguay. Hier starb später der letzte Funken Hoffnung, ihre Liebsten eines Tages in die Arme schließen zu dürfen.
Viele glückliche Umstände und Fügungen ermöglichten ihr einen Neuanfang. Doch gleichzeitig mit diesem verleugnete sie auch ihre eigene Identität. Am Ende eines langen Weges möchte Henriette die verlorenen Fäden ihres Lebens aufsammeln. Diese Spurensuche wird zu einer emotionalen Achterbahnfahrt der Gefühle. Seit 1941 hat sich viel verändert und erneut erlebt sie den Verlust der Heimat, von Freunden und einer unvergessenen Jugendliebe.

Der Part der Liebesgeschichte ist sanft in die eigentliche Handlung eingeflochten, überlagert das Hauptanliegen des Buches aber nicht. Für mich haben diese Einschübe noch einmal die Emotionen intensiviert. So durchleben wir mit den Erinnerungen unserer Protagonistin die gesamte Gedanken- und Gefühlspalette eines heranwachsenden Mädchens von der Machtergreifung Hitlers an, bis zum Kriegsausbruch und in den ersten Kriegsjahren. 

Hans Meyer zu Düttingdorf hat mit “Unsere Seite des Himmels” einen intensiven Roman geschaffen, der den Lesern die Schrecken und Grausamkeiten des Holocaust bildgewaltig vor Augen führt. Seine Figuren sind liebevoll und lebendig gezeichnet. Die Ereignisse empfand ich als sehr greifbar und authentisch beschrieben. 

Auch wenn es sich der Autor am Ende nicht versagen konnte, ein auf seine Art ganz eigenes “Happy End” mit einzubauen, konnte er mich mit dieser Geschichte überzeugen. Diese kurze Passage mag so Manchen mit dem Schicksal selbst auf besondere Weise versöhnen, doch notwendig empfand ich sie nicht. Auch so kamen mir am Schluss die Tränen und ich fühlte, dass Henriette glücklich am Ende einer langen steinigen Reise am Ziel angekommen war und ihren inneren Frieden finden konnte. 

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