Gebundene Ausgabe: 64 Seiten
Verlag: FISCHER KJB; Auflage: 1 (19. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3737352100
ISBN-13: 978-3737352109
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
Originaltitel: Half a Man
D: 14,99 € A: 15,50 €
Inhalt:
Bestsellerautor Michael Morpurgo erzählt von der langsamen Annäherung eines Kriegsversehrten und seines Enkelsohns
Seit Michael denken kann, fürchtet er sich vor den Besuchen seines Großvaters. Nicht, weil dem alten Mann mehrere Finger fehlen und sein Gesicht von Verbrennungen entstellt ist, sondern weil seine Eltern in seiner Gegenwart so angespannt sind. Was dem Großvater zugestoßen ist – darüber spricht niemand. Nur Michael hört nicht auf, sich diese Frage zu stellen, und eines Tages bricht der Großvater das Schweigen.
Michael Morpurgo ist ein brillanter Erzähler – zusammen mit den farbigen Illustrationen von Gemma O’Callaghan brennt diese Geschichte lichterloh, bis ganz am Ende so etwas wie Frieden einkehrt.
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Michael Morpurgo wurde 1943 in London geboren. Für seine Bücher wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, sein Roman ›Gefährten‹ wurde verfilmt und lief 2012 in den deutschen Kinos. Morpurgo hat drei Kinder und lebt mit seiner Frau in Devon, England.
Uwe-Michael Gutzschhahn, geboren 1952, studierte Anglistik und Germanistik und schloss sein Studium mit der Promotion ab. Er war viele Jahre als programmverantwortlicher Verlagslektor in diversen Verlagen tätig und lebt heute als Autor, Übersetzer, Herausgeber und freier Lektor in München. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet.
Gemma O’Callaghan ist Illustratorin und Graphikerin. Während ihres Studiums entdeckte sie ihre Leidenschaft für Siebdruck, die bis heute anhält. Sie lebt in Nottingham. ›Nur Himmel und Meer. Die Geschichte meines Großvaters‹ ist ihr erstes Buch für junge Leser.
Quelle: Amazon
Rezension:
Zwischen zwei Buchdeckeln und gerade einmal 64 Seiten findet sich eine sehr gewichtige nachdenkliche Geschichte. Mit schlichten, recht einfachen Formulierungen dringt der Inhalt direkt ins Herz der Leser und wirkt nachhaltiger als ein blumiges dickes Manifest. Ehrlich und ohne Sensationshascherei erzählt der Autor seine Geschichte in der der „Ich“-Form.
Von Michael Morpurgo hatte ich bis dato noch nichts gelesen. Dennoch kam man in der Vergangenheit an seinem Werk „Gefährten“ durch die ständige Medienpräsenz nicht vorbei. Und schon da hat mich die Thematik, die er aufgriff tief berührt. Ich habe leider einfach noch nicht die Zeit gefunden, mir dieses Buch zur Hand zu nehmen. Etwas für meine To-do-Liste.
Doch im Fall von „Nur Meer und Himmel“ machte mich die Buchbesprechung auf
Astro Librium neugierig und ich löste spontan die Buchbestellung aus. Diese Spontanität habe ich in keinster Weise bereut. Danke Arndt.
Dieses Buch gibt uns viele Aspekte zum Nachdenken mit auf den Weg.
Auf der einen Seite ist da Michaels Großvater, der ein schlimmes Traumata überlebt und dennoch viele Jahrzehnte später nicht wirklich verarbeitet hat. Dies lag jedoch nicht allein an dem Erlebten, den Erinnerungen und verbliebenen sichtbaren Verletzungen. Die Menschen seiner Umgebung begannen ihn aus Scham, Furcht oder falsch verstandenem Mitgefühl nicht mehr wirklich zu sehen. Selbst seine eigene Frau blickte die „beschädigte“ äußere Hülle nicht mehr an und vergaß dabei die inneren Werte, das was ihren Mann eigentlich ausmachte. So zu leben und das Gefühl zu haben, sich niemandem öffnen, mit niemandem sprechen zu können, muss eine schwere Last sein. Das Vertrauen in andere, aber auch das in sich selbst wird immer kleiner. Persönlichkeiten verändern sich und Menschen triften auseinander.
Doch dann kam Michael.
Auch Michaels Eltern wollten nicht, dass er seinen Großvater ansah, da es diesem nicht recht sei und ihn verletzen könnte. Doch Kinder kennen die falsch verstandene Scham der Erwachsenen noch nicht und leben eine natürliche Neugier aus. Und so begann Michael seinen Großvater zu sehen. Tief berührt hat mich in diesem Fall der folgende Abschnitt:
„Weißt du, was ich an dir mag, Michael?“, fuhr er fort. „Du schaust mich an. Die meisten vermeiden das. Nicht mal deine Mutter tut es, und die ist immerhin meine Tochter. Sie schaut weg. Die meisten Menschen schauen weg. Nicht, dass ich ihnen das vorwerfe. Früher ja, aber heute nicht mehr. Doch du schaust nicht weg.“
Wir sollten nicht immer rational oder für andere denken, uns die kindliche Neugier bewahren und offener durchs Leben gehen. Was schadet ein Blick, wenn er mit einem freundlichen Lächeln begleitet wird. Wenn wir damit Interesse, statt Sensationslust bekunden, nicht angewidert oder abgestoßen von der äußeren Erscheinung oder dem Handicap der Menschen um uns herum durch die Welt laufen. Die anderen in ihrer Persönlichkeit wahrnehmen, das ist wichtig. Ich denke, das ist auch das, was diese sich wünschen und brauchen. Nur so können wir uns einander öffnen.
Michael Morpurgo findet schlichte kindgerechte Worte, um ein schwieriges Thema aufzugreifen. Einfühlsam und mit vielen wundervollen passenden Bildern untermalt ist dies auch ein wichtiges Buch für Erwachsene.
Eine Geschichte, die sich ganz still einen Platz im Herzen der Leser sichert.
Kimmy vergibt 5 von 5 Käseecken