Rezension „Das Mädchen, das rückwärts ging“ von Kate Hamer – Arche Verlag

Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Arche (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3716027243
ISBN-13: 978-3716027240
D: 16,99 Euro

Inhalt:

Im englischen Norfolk verschwindet ein Mädchen. Bei dichtem Nebel scheint die achtjährige Carmel wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt keine Hinweise, niemand hat sie gesehen, die Polizei tappt im Dunkeln. Carmels Mutter Beth, seit kurzem wieder
Single, gibt sich voller Verzweiflung selbst die Schuld: Hat sie Signale übersehen, nicht genug achtgegeben auf ihr einziges Kind?
Carmel ist ein besonderes Mädchen: Sensibel und reifer als andere in ihrem Alter, verhält sie sich oft rätselhaft, wirkt abwesend, verträumt. Zwischen Hoffnung und Ohnmacht sucht Carmels Mutter schließlich selbst nach ihr. Schritt für Schritt geht sie zurück
in der gemeinsamen Zeit, denn jede Kleinigkeit zählt. Für Carmel beginnt währenddessen eine lange und ungewöhnliche Reise.
Spannend bis zur letzten Zeile erzählen Beth und Carmel im Wechsel diese zutiefst bewegende Geschichte über eine Mutter und ihr verloren gegangenes Kind.

Quelle: Arche Verlag

Die Autorin:

Kate Hamer wuchs in Pembrokeshire (England) auf und studierte Kunstgeschichte an der Manchester
University. Nach zehn Jahren als Dokumentarfilmerin nahm sie 2011 ein Creative-Writing-Studium auf. Ihr Debüt Das Mädchen, das rückwärts ging wurde bereits während ihrer Arbeit daran mit einem Preis für den besten Romananfang ausgezeichnet. Für eine ihrer Kurzgeschichten erhielt sie den Rhys-Davies-Short-Story-Preis. Kate Hamer lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Cardiff (Wales).

Quelle: Arche Verlag

Rezension:

Hier hat sich der Arche Verlag mit der Buchgestaltung unheimlich Mühe gegeben. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Schuber auf dessen dunkelroter Umrandung groß zu lesen ist „Wo bist du?“
Das Mädchen auf dem Cover ruft förmlich: „Such und finde mich!“. als Beigabe enthält die Klappbroschüre noch ein ausführliches Interview mit der Autorin.
Dieses Buch basiert auf der größten Angst, die uns Mütter bewegt – dass unseren Kindern etwas passieren könnte…
Dies ist die Geschichte einer Kindesentführung, die wir aus zwei Sichten erleben, die aus der Sicht der Mutter Beth und aus der Sicht des Kindes Carmel. Zu jeder Zeit können wir die Gedanken und Gefühle beider miterleben.
Beth ist nach ihrer Scheidung ein wenig orientierungslos, allein, wirkt verloren und überängstlich. Als Carmel verschwindet bricht der Rest ihrer Welt zusammen. Sie droht am Schmerz und den Schuldgefühlen zu zerbrechen. Doch das Herz einer Mutter ist stärker als man glauben könnte. Kurz vor dem kompletten Absturz rafft sich Beth auf, denn die Hoffnung Carmel wiederzufinden vergeht nicht. Sie wird letztlich zur Antriebsfeder, ihr eigenes Leben neu zu gestalten. Sie entwickelt Stärken, die niemand in ihr vermutet hätte. Ungewissheit ist in dieser Situation das schlimmste aller Gefühle. Doch so lange noch einen Funken Hoffnung existiert, gibt Beth nicht auf.
Carmel ist ein hochbegabtes, verträumtes Mädchen. Die von Gramps vorgetragenen Lügen sind so ausgefeilt und glaubwürdig, dass Carmel ihm Glauben schenken muss. Er wird nach und nach zum einzigen Halt in ihrem Leben. Es ist erstaunlich, dass dieses kleine Mädchen auch über die vielen Jahre hinweg seine wahre Identität nicht verliert. Auch wenn in ihr zwischendurch Mercy und Carmel miteinander verschmelzen, findet sie immer wieder den Weg zurück zum eigenen Ich. Es zeigt, wie stark Kinder sein können, aber auch wie leicht beeinflussbar.
Die Geschichte bewegt sich so nah an der Realität, dass man als Leser psychisch und emotional tief in diesen Gefühlsstrudel hineingezogen wird. Man schwebt zwischen Ängsten, Hoffen und Bangen. 
Kate Hamer hat sich Elemente aus unseren alltäglichen Grundängsten, Aberglauben und Sektenwahn herausgepickt und eine emotional aufwühlende Geschichte erschaffen. Dabei bleibt ihr Schreibstil relativ sachlich nüchtern, berührt aber umso mehr und verursacht ein Gänsehautgefühl.

Fazit:

„Das Mädchen, das rückwärts ging“ ist ein empfehlenswerter Erstlingsroman mit psychischem Tiefgang.
Kimmy vergibt 4 von 5 Käseecken

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