Gebundene Ausgabe: 440 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (26. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423280921
ISBN-13: 978-3423280921
D: 22,00 Euro
Inhalt:
Ein Bierkeller, ein fürstliches Hotel und eine Großmutter, die zweimal stirbt
Reich an Glanz und voller Schatten ist die Geschichte der Familie Salz – im Zentrum dabei immer: das prächtige Hotel Fürstenhof in Leipzig. Herr Salz, der ehemalige Pächter des Löwenbräukellers in München, kauft es 1914; seine Tochter, die Schauspielerin Lola aber wird es lange nicht betreten – nicht im Zweiten Weltkrieg, nicht danach, als das Hotel Staatseigentum der DDR ist und Lola mit ihrer fragilen Tochter Aveline in München lebt. Erst Kurt Salz holt es nach 1989 wieder in den Familienbesitz zurück. Lola regiert endlich über das Hotel und immer noch über eine Familie, die zerrüttet ist – vom Wandel der Zeiten und den Versuchen, ein Leben jenseits des Fürstenhofes zu führen. Der überraschende, faszinierende Roman einer höchst eigenwilligen Familie, in der sich die Schatten einer Generation auf die nächste legen – auch wenn jeder versucht, sein Leben in ein ganz neues Licht zu rücken.
Der Autor:
Christopher Kloeble wuchs in Oberbayern auf und studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, unter anderem den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung für das beste Romandebüt 2008, ›Unter Einzelgängern‹, und für das Drehbuch zu ›Inklusion‹ den ABU-Prize für das beste TV-Drama. Er war Gastprofessor in Cambridge (GB) sowie an diversen Universitäten in den USA, zuletzt am Dartmouth College. 2012 veröffentlichte er viel beachtet den Roman ›Meistens alles sehr schnell‹, der u.a. auch in Israel und den USA erschien. Derzeit arbeitet er an der Verfilmung. Kloeble lebt in Berlin und Delhi.
Rezension:
Als Kinder haben wir mit ihnen fangen und verstecken gespielt. Danach gehörten sie einfach zum Leben dazu und fristen ihr Dasein irgendwo am Rande unseres Blickfeldes. Doch habt ihr euch schon jemals Gedanken über eure Schattenbilder gemacht? Was sind sie? Eine reine optische Abbildung eures Körpers durch den Einfluss von Licht? Oder ist der eigene Schatten eine Art Spiegelung der Seele, ein Freund, Vertrauter, Beschützer?
Im Leben der Familie Salz kommt den Schatten eine besondere Bedeutung zu. Was passiert, wenn man seinen Schatten verliert, ihn nicht mehr sehen kann? Eine interessante Frage, deren Beantwortung im Buch mehrere Facetten anspricht und dennoch im Auge des Betrachters verbleibt.
In „Die unsterbliche Familie Salz“ von Christopher Kloeble dreht sich das Denken und Handeln immer wieder um den Fürstenhof in Leipzig.
Er ist eine Art Zentrum, an dem alles beginnt und auch wieder zu enden scheint. Dennoch erwartet den Leser kein imponierendes Bild einer reichen Hotelierdynastie oder gar ein Ausflug in die Welt der Highsociety. Vielmehr treffen wir auf die miteinander verbundenen Schicksale von Generationen einer Familie über den Verlauf von 100 Jahren hinweg. Wir erleben, wie sich das Leben und Handeln jedes Einzelnen auf die nachfolgenden Generationen auswirkt. Wie Schicksalsschläge und Erlebtes einen Menschen verändern.
„Meine Großmutter starb zwei Mal. Nur war sie nach dem ersten Mal nicht tot…“
Im Mittelpunkt steht Lola Rosa Salz. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt. Eine recht eigenwillige und starke Persönlichkeit, die dennoch weit davon entfernt ist, perfekt zu sein. Im Laufe eines Jahrhunderts entdecken wir viele Seiten ihrer selbst.
Lola hat in ihrem langen Leben viel erlebt und riskiert für die, die ihr am Herzen lagen, aber auch zum Eigennutz oder soll ich sagen Selbstschutz. Manchmal scheint es schwer hinter ihre Fassade zu blicken und die große Verletzlichkeit dahinter zu entdecken. Doch sie ist da. Lola Rosa Salz wird bis zum Schluss auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit sein und so manchen großen Fehler begehen.
Sie ist einer der umfassendsten vielschichtigsten Charaktere, der mir seit langem begegnet ist. Ob fantasiereiches, ängstliches Kind oder ans Bett gefesselte in ihren Gedanken und Erinnerungen gefangene Großmutter, Lola fasziniert, polarisiert. Ihr Leben stimmt nachdenklich, wehmütig und auch traurig. Verpasste Gelegenheiten und die zu geringe Kraft, ihren inneren Schatten überwinden zu können, werden dazu führen, dass von der eigentlichen Lola bis zu ihrem ersten Tod nicht mehr viel übrig geblieben zu sein scheint.
Dennoch steckt davon noch ganz viel in ihr und ich konnte am Ende das kleine liebenswerte Mädchen in ihr wiederfinden.
Lola scheint unsterblich durch die Zeiten zu wandern und die Geschicke aller zu beeinflussen. Ihr Schatten überragt die aller folgenden Generationen und wird den Verlauf der Geschichte der Familie Salz grundlegend bestimmen.
„Die unsterbliche Familie Salz“ ist ein Familienepos, das dem Leser durch die unterschiedlichen Erzählstränge immer wieder neue Blickwinkel eröffnet. Das Ende kommt trotz allem überraschend schnell und auch nach 438 Seiten ist man eigentlich noch nicht bereit, sich aus den Fängen der Familie Salz zu lösen.
Dieses Buch wird Euch gefangen nehmen, inspirieren und ganz wichtig, eine besondere Verbindung zu Euren Schatten schaffen.
Ich hätte gern herausgefunden…, aber nein, da verrate ich zu viel, denn gerade der Schluss könnte ein weiterer Anfang sein…eine neue Generation mit Träumen und schicksalhaften Begegnungen macht sich auf den Weg.