Taschenbuch: 298 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (29. Oktober 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518467204
ISBN-13: 978-3518467206
D: 10,99 Euro
Inhalt:
Kriminalhauptkommissar Jakob Franck ist seit zwei Monaten im Ruhestand und glaubt nun, ein Leben jenseits der Toten beginnen zu können. Vor zwanzig Jahren hatte er sieben Stunden, ohne ein Wort zu sagen, der Mutter einer toten Siebzehnjährigen beigestanden. Jetzt wird der Kommissar von dieser Konstellation eingeholt: Ludwig Winther tritt mit ihm in Kontakt; er ist der Vater des jungen Mädchens, das sich umgebracht haben soll, und Ehemann jener Frau, der Franck so viel Aufmerksamkeit widmete.
Zwanzig Jahre sind vergangen, und Ludwig Winther glaubt noch immer nicht an den Selbstmord seiner Tochter. Er ist überzeugt, dass sie ermordet wurde. Ex-Kommissar Jakob Franck macht sich also daran, die näheren Umstände ihres Todes aufzuklären, »einen toten Fall zum Leben zu erwecken «. Jakob Franck folgt dabei seiner ureigenen Methode, der »Gedankenfühligkeit «: Diese ist unnachahmlich und unübertroffen bei der Lösung der kompliziertesten und überraschendsten Fälle.
Friedrich Ani und seine Kunst der Konstruktion gewöhnlich-außergewöhnlicher Kriminalistikrätsel; Friedrich Ani und seine Sprache, die vom Tod auf das Leben melancholisch gelöste Perspektiven wirft – Friedrich Ani und seine Kunst erreichen in seinem neuen Roman unvorhersehbare Dimensionen.
Quelle: Amazon
Der Autor:
Friedrich Ani (geb. 1959) schreibt Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele und Drehbücher. Er erhielt mehrfach den Deutschen Krimipreis, den Stuttgarter Krimipreis sowie den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis. Sein Roman „Der namenlose Tag“ (Suhrkamp) wurde unter die zehn besten internationalen Kriminalromane des Jahres gewählt. Friedrich Ani ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und des Internationalen PEN-Clubs. Er lebt in München.
Quelle: Amazon
Rezension:
Dieses Buch in eine bestimmte Kategorie einzuordnen fällt mir schwer. Meinem Empfinden nach handelt es sich weder um einen Krimi, noch um einen Thriller. Vielleicht könnte man es der Sparte Spannungsroman zuordnen. Dies setze ich voran, da die Erwartungshaltung, die wir in ein Buch setzen, oftmals das weitere Lesen und unsere Emotionen stark beeinflusst.
Als Leser müsst ihr vor allem Geduld und ein wenig Ausdauer mitbringen. Der Sog in das Geschehen selbst entwickelt sich erst mit dem Fortgang der Handlung von Seite zu Seite. Ich gebe zu, anfangs tat ich mich mit dem Schreibstil von Friedrich Ani schwer und war schon fast an dem Punkt angelangt, das Buch beiseite zu legen. Er führt den Leser eher bedächtig langsam an das eigentliche Szenario heran. Es gibt keinen brausenden Orkan, der durch die Handlung fegt und dennoch war da dieser eine Punkt, an dem er mich hatte. Ab da mochte ich das Buch nicht mehr weglegen und mehr über die Ereignisse erfahren.
„Der namenlose Tag“ zeigt jedem Einzelnen sein Spiegelbild auf, blickt hinter das nach außen getragene Gesicht einer angepassten Gesellschaft. Wie wirken sich die Erlebnisse der eigenen Kindheit auf das Spätere Leben und die folgenden Generationen aus? Sprachlosigkeit führt zu Missverständnissen und Hilflosigkeit, die wiederum in Gefühlskälte enden kann. Anstelle von einer einfachen tröstlichen Umarmung, tritt Distanz und man geht sich aus dem Weg. Schweigen macht sich breit und frisst die Menschen von innen heraus auf.
Welche Kreise der Verlust einfacher alltäglicher, für die Mehrheit von uns normaler kleiner Gesten, führen kann, wird hier deutlich. Melancholie und das Wissen um verpasste Gelegenheiten, aber auch der Verlust von kindlicher Naivität und die Frage nach der eigenen Identität sind in der Handlung dieser Geschichte verwoben.
Mit einer sehr komplexen Handlung, die sich mit der Psyche der Menschen beschäftigt, geht Friedrich Ani der Frage nach, was an diesem einen Tag vor zwanzig Jahren wirklich geschah.
Er zeigt, wie schnell Menschen verurteilt werden und daran zerbrechen, welche Auswirkungen eine einzige Tat haben kann. Die Lösung am Ende ist keine einfache und wirft noch viele Fragen auf, gibt aber auch den Anstoß für Veränderungen.
Und da bin ich wieder bei der Frage, in welche Kategorie ich das Buch einzuordnen würde. Vielleicht könnt ihr mir ja dabei weiterhelfen…
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