Taschenbuch: 302 Seiten
Verlag: DichtFest; Auflage: 1 (26. November 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3946937209
ISBN-13: 978-3946937203
D: 9,99 Euro
Inhalt:
Im beschaulichen Mecklenburger Dorf Vertikow wird eine alte Frau überfahren – ein Unfall, wie alle glauben. Alle bis auf Peer Wesendonk, den einzigen Zeugen. Der ehemalige Dorf-Organist sitzt seit einem Motorradunfall im Rollstuhl und fühlt sich nutzlos. Grund genug für ihn, den Fall zu untersuchen. Aber gibt es überhaupt einen Fall? Und lohnt es sich, deswegen in der Vergangenheit herumzustochern, sich mit dem halben Dorf zu überwerfen, und sein Leben in Gefahr zu bringen?
Der Autor:
1969 wurde ich in Hamburg geboren und bin bis zu meinem 38. Lebensjahr nicht weit von dort weggekommen. Gut, meine Kindheit und Jugend habe ich streng genommen in Schleswig-Holstein verlebt – aber nur einen Steinwurf von der Hamburger Stadtgrenze entfernt. Wenn ich so gut hätte werfen können.
Mit 25 zog es mich dann wieder in die Großstadt – endlich frei und unabhängig. Endlich jederzeit alles machen können. Endlich mitten im Leben. Gut, gemacht habe ich nicht wirklich viel, außer lange zu studieren (Germanistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, ein bisschen Psychologie, Alte Geschichte und Archäologie), ein Vokalensemble zu gründen und den Mann fürs Leben kennenzulernen. Okay, wenn ich das rückblickend betrachte, ist das doch eine Menge. Und vor allem sehr bereichernd.
Nichtsdestotrotz bin ich 2007 in ein winziges Dorf in Mecklenburg gezogen – endlich frei und unabhängig. Endlich jederzeit in die Natur gehen können. Endlich mitten im Grünen. Und in der Ruhe. Ehrlich: Die Hamburger ahnen gar nicht, wie viel Himmel es um sie herum gibt …
Natur, Landleben, Idylle – das fließt auch immer wieder in meine Bücher ein.
Ja, Bücher. Ich habe schon mehrere geschrieben, die aber meiner Ansicht nach noch nicht auf die Leserschaft losgelassen werden sollten, ehe sie nicht ausgereift sind. Dazu zählen eine Fantasy-Trilogie und ein heiterer Frauenroman.
Vor allem aber meine neue Krimi-Reihe widmet sich diesem Thema. Sie spielt in einem fiktiven Dorf in West-Mecklenburg, nicht weit von meinem eigenen Wohnort. Und sie fängt jede Menge Mecklenburg ein: Natur, Landleben, Idylle … und den typisch mecklenburgischen Menschenschlag, der es einem Ermittler nicht immer leicht macht, an Informationen zu kommen – vor allem, wenn der Ermittler der eigene Nachbar ist …
Viele Infos zur Krimireihe, zu Vertikow, seinen Bauten und der Umgebung gibt es unter www.vertikow.de
Rezension:
Es entspannend, mal wieder einen Regionalkrimi zu lesen.
Beim Lesen entwickeln sich hier ganz andere Gefühle, als bei einem Krimi oder Thriller, der im Ausland spielt. Irgendwie erscheinen die Umgebungen und Menschen fühlbarer, vertrauter, selbst wenn man wie ich, nicht aus Mecklenburg kommt.
Frank Friedrichs nimmt uns mit in die Idylle des kleinen verschlafenen Dorfes Vertikow in Mecklenburg. Hier scheint noch jeder jeden zu kennen. Doch die Idylle trügt. Klatsch und Tratsch, Neid und Missgunst finden sich auch hier. Peer als zugezogener Städter findet nur schwer Anschluss an das Dorfleben. Durch seine Behinderung fühlt er sich noch ausgegrenzter als zuvor. Doch dann wird er Zeuge eines Mordes. Oder war es vielleicht doch ein Unfall? Anfangs vermischen sich hier Erinnerungen an seinen eigenen Unfall und das aktuelle Tatgeschehen.
Wir gewinnen während des Krimis einen Einblick in den Dorfalttag und lernen die einzelnen Bewohner von Vertikow kennen. Mit Witz und einer Portion Sarkasmus wird hier der noch immer in den Köpfen schwärende Konflikt zwischen „Ost“ und „West“, „Stadt“ und „Land“ aufgegriffen. Sicher wird so auch das ein oder andere Klischee bedient. Wobei ich immer das Gefühl hatte, dass diese vom Autor gewollt aufgegriffen wurden, um dem Leser einen Spiegel vorzuhalten. Die Situationen wirken sehr authentisch.
Fast schon paranoid verfolgt Peer jede noch so kleine Spur. Gleichzeitig stellen die Ermittlungen eine Art Selbstfindungstrip für ihn dar. Nach seinem Unfall nunmehr auf einen Rollstuhl angewiesen, stellen sich ihm viele Hindernisse im Alttag in den Weg. Täglich muss er mit physischen und psychischen Belastungen kämpfen. Dabei ist Peer ein absoluter Egomane, der droht in Selbstmitleid zu versinken. Seine Frau ist ihm gefühlstechnisch zu nah, um eine wirkliche Hilfe zu sein. Fast könnte man annehmen, der Mord ist seine Rettung.
Die Dorfgemeinschaft wird durch die Ereignisse zusammengeschweißt und unser Protagonist findet zu einem neuen Selbstbewusstsein.
Wir klären mit ihm nicht nur einen Mordfall auf, sondern bewältigen auch Ereignisse aus der Vergangenheit. Unvorhergesehene Wendungen und der stellenweise recht ironische Unterton fesseln. Dabei entbehren die Schilderungen und einzelnen Beschreibungen nicht einer gewissen Poetik.
„Erntedank in Vertikow“ ist ein recht ruhiger Krimi, der dadurch aber nichts an Spannung einbüßt. Sprachlich ansprechend und flüssig zu lesen, verspricht er unterhaltsame Lesestunden.
Da es sich um einen Reihenauftakt handelt, dürfen wir uns auf weitere Verwicklungen, Intrigen und Kriminalfälle rund um Vertikow und seine Bewohner freuen.
Liebe Anja,vielen Dank für die nette Rezension!Toll, wie intensiv und genau du gelesen und die einzelnen Handlungsebenen durchdrungen hast. Es freut mich sehr, dass offenbar alles so bei den Leserinnen und Lesern ankommt, wie ich es mir gedacht habe …Und natürlich freue ich mich sehr darauf, von dir auch Rückmeldungen zum zweiten Band zu bekommen – und im nächsten Jahr wieder von dir in Leipzig besucht zu werden. Oder vielleicht sogar schon vorher, z.B. auf der BuchBerlin???Liebe GrüßeFrank