Schon den dritten Tag folgen wir auf leisen Sohlen den Spuren von „Nachtwild“ aus der Feder von Gin Phillips, erschienen im dtv Verlag, nach.
Es ist ein herrlicher Tag und Joan besucht mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln den Zoo – da hört sie plötzlich Schüsse. Am Ausgang sieht sie Tote auf dem Boden liegen. Sie weiß nicht, ob die Polizei unterwegs ist, ob der oder die Täter noch in der Nähe sind. Als weitere Schüsse fallen, flüchtet sie mit Lincoln in ein leer stehendes Gehege. Das Leben ihres Sohnes hängt jetzt allein von ihr ab und davon, ob sie einen Weg finden wird, sie beide zu retten. Jedes Geräusch, jede Bewegung kann tödlich sein. Sie muss Entscheidungen treffen und Dinge tun, die sie nie für möglich gehalten hätte.
Heute möchte ich Euch einen Einblick in die Gefühlswelt, die dieser Thriller in mir ausgelöst hat, geben. Dabei betone ich, dass es sich hier um meine subjektiven Gedanken und Empfindungen handelt. Jeder Mensch ist anders veranlagt und so empfinden auch Mütter unterschiedlich.
In der Regel ist es so, dass eine Mutter bereits das neue Leben liebt, wenn es gerade erst im Bauch heranreift. Der erste Moment, wenn man sein Baby im Arm halten darf, ist unbeschreiblich und lässt das Herz überfließen vor Gefühlen. Mir ist bewusst, es gibt Ausnahmen, doch mir ging es bei meinen drei Kindern jedes Mal so und ich konnte dies auch im Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder beobachten.
Mit jedem Tag entwickeln und vertiefen sich die Gefühle für das eigene Kind. Kinder stellen die komplette Welt auf den Kopf, verändern uns in unserer Persönlichkeit. Mein Jüngster ist fünf Jahre alt und somit war ich Joan sehr viel näher, als ich es mir beim Lesen oftmals wünschte.
Die erste Reaktion zu Beginn des Überfalls, nach dem Begreifen der Situation, ist Panik. Doch dann kehrt wie auf Knopfdruck eine spontane innere Ruhe ein. Warum das so ist, kann ich nicht erklären, doch ich habe es in einer weniger gefährlichen Situation schon erlebt. Man wird ruhig, um das Kind nicht in Panik zu versetzten. Unwillkürlich sortieren sich die Gedanken, die Panik wird in die hinterste Ecke des Bewusstseins verdrängt und man versucht, dem Kind Sicherheit zu vermitteln, zu helfen oder Schmerzen zu lindern, um anschließend den richtigen Weg zu suchen. Joan handelt instinktiv. Es ist etwas, dass man weder logisch erklären, noch beeinflussen kann. Wie jeder Einzelne in einer dermaßen gefährlichen Ausnahmesituation reagieren wird, kann man nicht voraussagen.
Eine Mutter kennt ihr Kind und kann verschiedene Reaktionen vorhersehen. Am schwierigsten ist es sicher, ein vierjähriges Kind in den Abendstunden, wenn es immer dunkler und kälter wird, Hunger und Durst hinzukommen, ruhig zu halten. Hier erscheinen bereits in normalen Situationen Minuten wie Stunden. Da hilft am Ende auch keine Strenge. Man kann nur noch versuchen, die Bedürfnisse zu befriedigen und das Kind mit Versprechungen zu locken. Alles andere wäre in dieser Situation kontraproduktiv gewesen.
Das eigene Kind und dessen Sicherheit stehen an erster Stelle, auch über dem Leben anderer Personen. Menschen, die Gefahr bedeuten, werden gemieden. Da ist es unerheblich, ob sie einem selbst zuvor geholfen haben. Man möchte es nicht, doch Gefühle wie innere Unruhe, Ungehalten sein, wenn das Verhalten anderer die Sicherheit des Kindes bedroht, sind einfach da.
Ja, als Mutter kann man sehr egoistisch sein. Sich selbst in Gefahr zu begeben, das eigene Leben zu opfern, um das des Kindes zu schützen, erscheint dagegen ganz normal. Da gibt es schon Gedanken, was wird aus meinem Sohn, wenn ich nicht mehr bin. Doch solange er am Leben bleibt, zählt einfach nichts anderes mehr.
Es gab ein paar Schlüsselszenen, bei denen ich sehr lange in mich gegangen bin. Wie hätte ich gehandelt? Spontan natürlich vollkommen anders. So wie Joan zu handeln, geht doch nicht, oder? Doch, in der Endkonsequenz hätte ich in dieser einen ganz speziellen Situation auch so gehandelt. Ich kann nur nicht näher darauf eingehen, ohne zu Spoilern. Ihr werdet es beim Lesen des Buches verstehen.
Ihre Gedanken sind nachvollziehbar, klar und schlüssig. Ihre Schuldgefühle allerdings auch.
Nichts ist wichtiger als das Überleben ihres Sohnes.
Es ist einfach, auf der Couch sitzend, im sicheren Zuhause, über die Handlungen von Joan zu urteilen und den Kopf zu schütteln. Ihre Aktionen und Gefühle jedoch konnte ich vollkommen nachvollziehen. Beim Lesen muss sich jeder bewusst sein, Joan und Lincoln befinden sich in einer Ausnahmesituation.
Ich habe meine Kinder noch nie so oft in den Arm nehmen müssen, wie am Lesewochenende zu „Nachtwild“. Ich habe mit dieser Mutter gelitten, gebangt, Panik bekommen und gehofft. Die letzten Seiten musste ich dann noch mitten in der Nacht lesen, um meinen Seelenfrieden zu finden. „Nachtwild“ hat mich emotional in seinen Klauen gehalten, aufgewühlt und nachdenklich zurück gelassen. Ich war sehr nah am Geschehen dran und gefühlsmäßig manchmal auch zu nah.
Dabei ist ja ein Zoobesuch eigentlich ein schönes Erlebnis und selbst ohne Kinder liebe ich es, so vielen Tieren nahe zu kommen. Ich würde sehr gern einmal ein Wolfsgehege betreten, ganz nah bei einem Wolf stehen und ja, auch einmal einen Wolfswelpen streicheln. Ich weiß, es sind wilde Tiere und keine Kuschelhunde, aber träumen darf man ja. Und so komme ich auch schon zu meiner heutigen Gewinnspielfrage:
Über Eure Kommentare freue ich mich, doch schickt bitte auch die Antwort an nachtwild@gmx.de, um Euch das Los für die Endauswertung zu sichern.
Was könnt Ihr gewinnen?
Wir verlosen drei druckfrische Buchexemplare von Nachtwild.
An jedem Tag der Tour wird es eine andere Gewinnspielfrage geben.
Beantwortet die Frage und schickt eure Lösung an: nachtwild@gmx.de.
Ihr könnt täglich an unserem Gewinnspiel teilnehmen und dabei Lose sammeln.
Je aktiver ihr teilnehmt, desto mehr Lose bekommt ihr gutgeschrieben und erhöht damit eure Gewinnchance.
Am Ende der Tour wird unsere Glücksfee dreimal tief in den Lostopf greifen.
Bitte beachtet auch unsere Teilnahmebedingungen:
Teilnahmeberechtigt sind alle Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ihr solltet über 18 Jahre alt sein, ansonsten benötigen wir das Einverständnis eurer Erziehungsberechtigten. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Für evtl. Verlust auf dem Postweg übernehmen wir keine Haftung. Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel erklärt ihr euch einverstanden, dass euer Name für die Gewinner-Bekanntgabe auf unseren Blogs veröffentlicht wird und eure Adresse für den Versand des Gewinns an den Verlag weitergegeben werden darf. Nach der Gewinnerbekanntgabe habt ihr 48 Stunden Zeit, euch zu melden. Ansonsten müssen wir neu auslosen.
Mir kam beim Lesen auch häufiger der Gedanke: Wie kann die nur? Aber dann auch: Mein Kind wäre auch wichtiger als alles andere.
Dankeschön für den tollen Beitrag. Mail ist raus. Liebe Grüße Daniela Schubert-Zell
Hi Anja,ein schöner Beitrag, wirklich toll geschrieben! Mit ging es auch so, dass ich teilweise geschockt über Joans Verhalten war. Aber wenn es darum geht, sein eigenes Kind zu schützen, geht man höchstwahrscheinlich über Leichen.Liebe GrüßeKerstin
Guten Morgen,mir ging es ähnlich. Nach dem ich Nachtwild gelesen habe, hätte ich erst einmal keinen Fuss mehr in einen Zoo gesetzt und schon gar nicht mit meinen Kindern…Was für eine Horrorvorstellung.Liebe Grüße
Hallo und guten Tag, Danke für den heutigen Beitrag….Mail verschickt. SChönen Tag..noch..LG..Karin…
Hallo Anja!Was für ein toller emotionaler Artikel! Vielen Dank fürs Mitfühlen lassen :*Dann werd ich mal flott meine Mail schicken :)Liebe GrüßeBine
Hallo Anja,vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich finde es immer wieder spannend, wenn ich feststellen muss, dass viele Mütter gleich empfinden und auch gleich reagieren. Liebe GrüßeThea von Krimines Bücherblog
Als großer Fan der Affen würde ich diese gerne einmal kennen lernen.