Rezension „Die Schwestern vom Ku’damm: Jahre des Aufbaus (Die 50er-Jahre-Trilogie, Band 1) “ von Brigitte Riebe – Wunderlich Verlag – Rowohlt Verlag

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 1. (23. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3805203373
ISBN-13: 978-3805203371
D: 19,95 Euro


Inhalt:

Wirtschaftswunder, Kaufrausch, Träume in Pastell – drei Schwestern und ein Kaufhaus am Ku’damm.
Der Auftakt der großen 50er-Jahre-Trilogie von Bestseller-Autorin Brigitte Riebe.

Berlin im Mai 1945: Es ist die Stunde Null, die Stadt liegt ebenso in Trümmern wie die Seelen der Menschen. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku’damm ist zerstört. Fassungslos stehen die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine vor der Ruine des einst so stolzen Familienunternehmens. Doch Rike, die Älteste, hat einen Traum: Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen und mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe in das triste Nachkriegsberlin bringen. Nach der Währungsreform scheint es tatsächlich aufwärts zu gehen, die Menschen hungern nach Konsum und schönen Dingen. Doch die neuen Zeiten bringen neue Probleme. Als ein dunkles Geheimnis zutage tritt, das ein unrühmliches Licht auf das Kaufhaus und seine Geschichte wirft, müssen die Schwestern erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist…

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Die Autorin:

Für promovierte Historikerinnen ist es nicht unbedingt typisch, dass sie historische Romane zu verfassen. Doch Brigitte Riebe, 1953 in München geboren, hat sich nach ihrer Tätigkeit als Lektorin genau dafür entschieden. Sie möchte, wie sie sagt, „Geschichte durch Geschichten erzählen.“ Ihr erster Roman, „Palast der blauen Delphine“, erschien 1994, zahlreiche weitere schriftstellerische Reisen in die Vergangenheit folgten. Inzwischen ist sie im 20. Jahrhundert angekommen mit „Marlenes Geheimnis“ (Diana Verlag, 2017) und der Trilogie (Rowohlt/Wunderlich Verlag) über das Berlin der 50er Jahre: „Die Schwestern vom Ku’damm Band 1 – Jahre des Aufbaus“.
Die beiden weiteren Bände folgen.
Zusammen mit Gesine Hirsch verfasst sie unter dem Pseudonym Felicitas Gruber die Regionalkrimis über die Giesinger Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth, bei Fans bekannt als „die kalte Sofie“.
Riebe lebt als freie Schriftstellerin in der bayerischen Landeshauptstadt.

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Rezension:

Ich kann Euch versprechen, mit „Die Schwestern vom Ku´damm: Jahre des Aufbaus“ haltet ihr einen grandiosen Auftaktband dieser Trilogie in den Händen. 

Es ist wieder einmal ein Buch aus der Feder von Brigitte Riebe, aus dessen Welt ich nur ungern wieder aufgetaucht bin. Wenige Autoren verstehen es auf diese besondere Art und Weise – Orte, Begebenheiten und Gefühle – so nahe an die Leser zu bringen. Man ist nicht mehr nur Beobachter der Ereignisse, nein, man steckt mitten drin.

Wir tauchen ein in das Leben der Familie Thalheim. Dieser Name steht für ein großes Modekaufhaus, dessen Glanzzeiten mit den Wirren des Zweiten Weltkrieges untergingen und das durch die Bombardierung Berlins vernichtet wurde. Auch in der Familie Thalheim mussten die Männer in den Krieg ziehen und die Frauen kämpften zu Hause um das Überleben. Vertrieben aus ihrem Zuhause, hangelten sie sich mit viel Mut, Kampfgeist, Einfallsreichtum und Fleiß durch Kriegszeiten und die schwere Nachkriegszeit. Ohne die große innere Verbundenheit, Liebe und ihren ausgeprägten Familiensinn, hätten sie es vielleicht nie so weit geschafft.
Claire, die bis dahin leicht verträumte Französin, beweist wie viel Durchhaltevermögen und Kraft in ihr steckt. Flori, das Küken der Familie, wächst zu einem jungen Mädchen mit einem festen Willen heran, das die Welt mit offenen Augen betrachtet. 
Und dann sind da noch die beiden ältesten Thalheimschwestern. Auf den ersten Blick könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Wer aber genau hinschaut, entdeckt sehr viele Gemeinsamkeiten. Die beiden Schwestern ergänzen sie sich in vielen Lebenssituationen perfekt. 
Silvie, lebenshungrig und sprunghaft entdeckt nach vielen Wirrnissen ihre eigentlichen Talente und  überrascht am Ende sogar sich selbst. Rike, die Älteste, ist auch immer die Vernünftigste. Sie hält die Fäden zusammen, die für eine neue Zukunft der Thalheims stehen. Dabei ist es gar nicht so leicht, das Geheimnis, welches ihr aufgebürdet wurde, über schweren Jahre der Not und des Hungers für sich zu behalten.
Fast wie eine weitere Schwester lernen wir die Jüdin Miri kennen, die als `U-Boot` die Verfolgung in Berlin überlebte. Diese Bezeichnung kannte ich bisher noch nicht. Ihr großer Traum ist der Besuch und Abschluss einer Modeschule. Das Talent dazu hat sie von ihrer Mutter geerbt. Mit Miris Unterstützung scheint der Traum von einem neuen Thalheim-Modeimperium greifbar. 
Eines ist ihnen aber allen gleich, die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und einer eigenen Familie.

Neben der Familien- und Firmengeschichte der Thalheims erleben wir die schwierige Nachkriegszeit voller Entbehrungen in Berlin. Das Leben wird geprägt von den politischen Veränderungen, der mit Euphorie und zugleich Skepsis erwarteten Währungsreform und den erneuten Existenz- und Überlebensängsten während der Luftbrücke in Berlin. Und doch erleben wir auch die Hoffnungen und Träume der Menschen. Die Liebe, Hilfsbereitschaft und den Zusammenhalt. Wir können miterleben, wie sich die Welt verändert und sich die Wege in eine neue bessere Zukunft langsam öffnen.


Brigitte Riebe hat diese vielschichtige Atmosphäre der Nachkriegszeit perfekt eingefangen. 
Liebevoll entwickelte Charaktere und authentisch wirkende Dialoge ziehen die Leser in ihren Bann. Es ist das Leben selbst, das sich hier wiederspiegelt, unsere Vergangenheit.
 
Und dann dieser das Buch beendende letzte Part. Ich kann nur sagen – perfekt. Ich hatte Tränen in den Augen und ja, ich hätte so gern noch ein paar Kapitel länger bei den Thalheims ausgeharrt. 
Doch aus sicherer Quelle weiß ich, dass Band 2 bereits in Arbeit ist und wir uns auf weitere turbulente Abenteuer mit diesen beeindruckenden Frauen freuen dürfen.
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