Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (18. September 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 376450577X
ISBN-13: 978-3764505776
D: 19,99 Euro
Inhalt:
»Halt dein Gesicht in den Regen, jeder Tropfen ist ein Kuss von mir …«
München, April 1945. Nach einem verheerenden Fliegerangriff irrt der elfjährige Paul mit einem Koffer durch die Trümmerlandschaft. Auf der Suche nach einem Versteck trifft er auf ein kleines Mädchen. Sie heißt Sarah, hat wie er ihre Familie verloren – und sieht Pauls Schwester verblüffend ähnlich. Um in der verwüsteten Stadt nicht allein zu sein und von den Behörden nicht getrennt zu werden, schließen Paul und Sarah einen Pakt: Von nun an werden sie sich als Geschwister ausgeben. Ihr Plan geht auf. Doch wie hätten sie ahnen können, dass Jahre später ihre Notlüge ihr Verhängnis werden würde – und dass sie sich würden verstecken müssen, um sich lieben zu dürfen …
Die Autorin:
Lilli Beck wurde 1950 in Weiden/Oberpfalz geboren, wo sie auch aufwuchs und nach der Schulzeit eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau absolvierte. Ende 1968 wechselt sie nach München. Nach zwei Wochen tippen bei einem Rechtsanwalt, wurde sie von einer Modelagentin (es gab noch keine Casting-Shows) in der damaligen In-Disco ,Blow up‘ entdeckt. Es folgten die ersten Fotos in Paris. Anschließend arbeitete sie u.a. für Zeitschriften wie BRIGTTE, landete wegen ihrer perfekten Beine auf Strumpfpackungen und Plakaten, war die Pirelli-Kühlerfigur der 70er Jahre und Covergirl auf der LP „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ von Marius Müller-Westernhagen. Zwischendurch absolvierte sie ein Schauspielstudium, war Cutterassistentin, (u.a. bei Wim Wenders‘ „Der amerikanische Freund“), und bekam erste TV- und Filmrollen. Durch die intensive Arbeit mit Texten begann sie, Kurzgeschichten zu verfassen. Nach der Geburt ihrer Tochter gab sie die Schauspielerei auf und wechselte hinter die Kamera als Visagistin. 2000 verließ sie die Welt des schönen Scheins, um nur noch zu schreiben. 2002 die ersten Veröffentlichungen von Kurzkrimis. 2008 der erste Roman: „Reich heiraten!“, dem „Chili und Schokolade“ und „Sie haben sich aber gut gehalten!“ folgten. Unter dem Pseudonym Mira Becker hat sie den Roman: „Couchgeflüster“ verfasst, und als Annette Bluhm den Weihnachtsroman „Die hässlichste Tanne der Welt“. Des weiteren erschienen: „Liebe auf den letzten Blick, „Liebe verlernt man nicht“ und „Geld oder Liebe.“ Im August 2015 „Glück und Glas“ eine berührende Saga über 70 Jahre deutsche Geschichte und das bewegenden Schicksal zweier Freundinnen.
Rezension:
Es ist sehr einfach, in diese Geschichte einzutauchen, mit den Protagonisten zu verschmelzen, aber schwer, sich nicht im Strudel der Gefühle zu verlieren. „Wie der Wind und das Meer“ ist eine wundervolle Liebesgeschichte, ein geschichtliches Porträt des Lebens während des 2. Weltkrieges, der Nachkriegszeit und danach. Empathisch und mit tiefen Gefühlen lässt uns Lilli Beck am Leben ihrer Protagonisten teilhaben. Wir fühlen Liebe, Freundschaft, Sehnsüchte, Hilfslosigkeit und vieles mehr. Ein, nein zwei ganze Leben, eingeschlossen zwischen 512 Seiten.
Eine Notlüge, die zwei Kindern das Überleben sicherte und ihnen Halt gab, wird zu einem lebenslangen Trauma. Sie entwickeln Gefühle, die nach außen hin verboten sind und doch so normal erscheinen. Jeder für sich lebt sein Leben und dennoch sind diese Leben immer unvollständig. Ihr Geheimnis beeinflusst auch alle Menschen, die ihnen nahe kommen auf die eine oder andere Art.
Paul und Sarah sind wie die Königkinder, die nicht zueinander kommen konnten.
Gefangen in den Moralvorstellungen ihrer Zeit, an einem Weg angelangt, an dem es kein Zurück mehr gibt.
Beeindruckt hat mich der Wandel, der mit Paul und Sarah mit den Jahren vonstattengegangen ist. War Paul als Kind und Jugendlicher der zielstrebigere und mutige, verlor er später seinen Biss und wurde zu einem unsteten, rückgratlosen, egoistischen Menschen, der vorrangig sich selbst bedauert. Nicht einmal seinem eigenen Kind konnte er genug Zeit und Gefühle entgegenbringen. Nur der geschäftliche Erfolgt bringt ihm Befriedigung. Den späteren Paul mochte ich immer weniger. Dagegen wächst die verträumte Sarah an den Herausforderungen des Lebens. Sie schafft es auch weiterhin, sich emotional an andere Menschen zu binden. Mit viel Glück und Fleiß schafft sie es, ihrem Sohn ein Heim voller Herzenswärme zu bereiten. In gewisser Weise blieb sie sich über all die Jahre selbst treu.
Die Geschichte zweier Leben verspricht immer wieder verheißungsvolle Möglichkeiten. Dennoch gelingt es den beiden nicht, sich aus den Verstrickungen zu befreien und macht es ihnen unmöglich, die Wahrheit nach außen dringen zu lassen. Der Verzicht auf ein gemeinsames, erfülltes Leben zerstört mit den Jahren aber nicht nur das ihre, sondern auch das der sie umgebenden Menschen. Es macht traurig zu sehen, wie die Zeit verrinnt und Generationen durch Schweigen kaputt gehen.