Broschiert: 368 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (13. Oktober 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423261706
ISBN-13: 978-3423261708
D: 16,90 Euro
Inhalt:
Der zweite Fall für Max Heller
Dresden 1947: Im zweiten Jahr nach Kriegsende gehört die Stadt zur sowjetischen Besatzungszone und ist nach wie vor eine Trümmerwüste. Im klirrend kalten Winter wird das Leben beherrscht von Wohnungsnot, Hunger und Krankheit. Oberkommissar Max Heller wird von der neu gegründeten Volkspolizei an einen Tatort in der Dresdner Neustadt gerufen. Doch bevor er mit den Ermittlungen beginnen kann, wird der tot aufgefundene Rotarmist vom Militär weggeschafft. Zurück bleiben eine gefrorene Blutlache und ein herrenloser Rucksack, in dem Heller eine grauenhafte Entdeckung macht: den abgetrennten Kopf eines Mannes …
Der Autor:
Frank Goldammer, 1975 in Dresden geboren, ist Maler- und Lackierermeister. Mit Anfang zwanzig begann er zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag und schrieb drei erfolgreiche Regionalkrimis über Dresden und Umgebung. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in Dresden.
Rezension:
Ich habe diesem zweiten Band rund um den Ermittler Max Heller entgegen gefiebert. Mich haben der Mensch Heller und die von Frank Goldammer hinterlassene Tiefenwirkung von „Der Angstmann“ nachhaltig berührt und bis heute nicht losgelassen. Wie sehr, das könnt ihr gern in meiner Rezension zum ersten Teil nachlesen.
Auch zwei Jahre nach Kriegsende ist die Welt noch nicht wieder im Lot. Der Überlebenskampf hat neue Formen angenommen und die Menschen müssen andere Probleme lösen, doch leichter ist es keineswegs geworden. Der Winter ist hart und auch in diesen Tagen bestimmen glückliche Schicksalsfügungen und Kontakte das Überleben. Die weitreichenden Ausmaße des moralischen Verfalls kommen einmal mehr zu Tage.
Es ist ein bitterkalter Winter in Dresden. Max Heller gehört nun zur neugegründeten Volkspolizei. Die Menschen stehen diesem Konstrukt eher skeptisch gegenüber. Auch stehen den Polizisten nur geringe Mittel zur Verfügung und die Verbrechensrate ist groß. Durch die sowjetischen Besatzer ist nur wenig Unterstützung zu erwarten. Doch Max Heller setzt sich ungeachtet eigener Nachteile für das Wohl anderer ein. Sein Ziel ist die Verbrechensaufklärung. Er bleibt seinen moralischen Prinzipien treu und beweist tagtäglich Rückgrat. Dabei ist es nicht immer leicht, Opfer und Täter voneinander zu unterscheiden. Gerechtigkeit zu üben bedeutet dabei eine harte Gratwanderung.
Max Heller hat mich bereits im ersten Teil durch seine aufrechte, warmherzige und vor allem selbstlose Art extrem beeindruckt. Er nimmt nie den leichten Weg, steht zu seinen Überzeugungen und lässt sich weder bestechen noch verbiegen. Ehrlichkeit und Menschlichkeit prägen ihn. Er ist kein Held ohne Fehl und Tadel und genau dadurch wirkt er einfach so sympathisch.
Frank Goldammer versteht es wie kaum ein anderer, Gefühle zu projizieren. Ich war während des Lesens nicht unbeteiligter Beobachter, nein, ich wurde direkt in das Geschehen hinein katapultiert. Ich habe erneut die Kälte, den Hunger, die Angst, aber auch die Hoffnung gespürt. Manche Szenen machten wütend, andere wieder rührten das Herz.
Der Autor hat sich in seinem Schreiben weiterentwickelt. Gab es mit dem „Angstmann“ schon eine hohe Messlatte für die weiteren Bücher, so wurde diese noch einmal übertroffen. Die Schilderung der gesellschaftlichen, aber auch politischen Entwicklungen in Deutschland erfolgt klar und deutlich, aber ohne persönliche Wertung. Die neuen, aber auch bereits bekannten Charaktere sind detailliert und authentisch ausgearbeitet. Sie haben Charisma und das Leben kurz nach dem Krieg wird ohne Pathos schonungslos beschrieben.
Das Thema Kriegsheimkehrer nimmt einen intensiven Platz in „Tausend Teufel“ ein. Wie schwer die Integration in ein normales Leben, die Familie und auch das Zurechtkommen mit ideologischen Gedankengut der Nazizeit war, habe ich versucht in meinem Blogbeitrag zu unserer #TausendTeufelTour darzulegen. Nicht alle Menschen waren innerlich so gefestigt und wurden in einer intakten Familie willkommen geheißen, wir Max Hellers Sohn Klaus.
Zum Leseabend in Erfurt, wurde Frank Goldhammer gefragt, warum er die Szenen mit den Kindern im Wald in seinen Krimi aufgenommen hat, obwohl diese nicht unbedingt Handlungsrelevant waren. Seine schlichte Antwort lautete, dass diese Passagen bereits von Anfang an geplant waren und für ihn einfach dazu gehören. Für mich hat „Tausend Teufel“ dadurch noch einmal an Authentizität hinzugewonnen. Es rundet das Gesamtbild ab und gibt auch Antworten auf viele Fragen, die sich im Laufe der Ermittlungen ergeben.
Neben der historischen Handlung kommt natürlich die Ermittlungsarbeit nicht zu kurz. Den Leser erwartet ein gut strukturierter und spannender Krimi. Die Auflösung wird überraschen.
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Schöne Rezension
Dankeschön, Jutta <3