Gebundene Ausgabe: 202 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 2 (30. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406688306
ISBN-13: 978-3406688300
Originaltitel: Alles ging aan flarden. Het oorlogsdagboek van Klaartje de Zwarte-Walvisch. Met een inleiding van Ad van Liempt. Tekstbezorging Ariane Zwiers
D: 17,95 Euro
Inhalt:
Am 22. März 1943 dringen „Judenjäger“ in das Amsterdamer Haus von Klaartje de Zwarte-Walvisch ein. Während sie auf ihren Mann warten, vertreibt sich einer von ihnen mit Klavierspiel die Zeit. Die Hölle beginnt langsam. Die Registrierung erweist sich als Internierung, und der neue Wohnort ist in Wirklichkeit ein Konzentrationslager. Das erst vor wenigen Jahren entdeckte Tagebuch der jungen Jüdin Klaartje de Zwarte-Walvisch ist in mehrfacher Hinsicht ein Wunder: Sie kann fast täglich protokollieren, was sie erlebt, ohne entdeckt zu werden. Kurz bevor sie den Zug in ein Vernichtungslager besteigt, übergibt sie das Tagebuch heimlich einem Verwandten, dem gegen alle Wahrscheinlichkeit die Flucht gelingt. Mehr als sechzig Jahre nach Kriegsende werden die Hefte in seinem Nachlass entdeckt. Ein Wunder sind die Aufzeichnungen aber vor allem, weil es kein zweites Zeugnis gibt, das so furchtlos und unbefangen, so wütend und fassungslos und zugleich mit so viel Witz und Ironie schildert, welches Schicksal die niederländischen Juden zu erleiden hatten.
Autorenkommentar:
Klaartje de Zwarte-Walvisch, geboren 1911, arbeitete in Amsterdam als Näherin und heiratete 1934 den Lagerarbeiter Joseph de Zwarte. Im März 1943 wurden beide in das Konzentrationslager Herzogenbusch (Kamp Vught) deportiert. Am 16. Juli 1943 wurde sie in Sobibór ermordet.
Rezension:
Dagegen schrieb Klaartje de Zwarte-Walvisch ihre Gedanken mit der Hoffnung nieder, dass diese der Nachwelt erhalten bleiben würden. Ihr großer Wunsch, dass diese Zeilen gelesen werden, wenn sie nicht mehr da ist, ging in Erfüllung. Sie offenbaren einen neuen Blick auf die Zeit des Naziterrors, denn Klaartjes Eintragungen beginnen dort, wo die Anne Franks enden. Wir Menschen sind verschieden und genauso unterschiedlich sind unsere Wahrnehmungen und Erlebnisse in vergleichbaren Situationen.
Heimlich und unter Lebensgefahr entstand ein authentischer Bericht über das Leben in Gefangenschaft, mit unbändigem Hunger, Verzweiflung und Angst. Das Schreiben wurde immer mehr zum Anker, der sie festhielt und aus dem sie ihre Kraft bezog.
Wir erleben zwischen den Zeilen eine verbitterte, mit dem Schicksal hadernde Frau. Sie schreibt sich ihre Wut und Verzweiflung vom Herzen und dennoch verspürt man dahinter immer wieder einen Funken Hoffnung. Eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllen sollte. Klaartje findet harte Worte, sarkastisch blickt sie auf ihre Peiniger und deren Mitläufer. Da ist kein Platz für Sentimentalitäten. Dafür wohnt ihr eine Kraft und Stärke inne, die eher wächst, als unter den menschenverachtenden Umständen im Lager zu versiegen. Gerade einmal eine Zeitspanne von 5 Monaten umfasst ihr Geheimes Tagebuch. Doch diese konnte sie als Mahnmal für die Nachwelt erhalten, bevor sie mit nur 32 Jahren ermordet wurde.
Wie wichtig es ist, sich mit dieser Vergangenheit auseinander zu setzen, das Leid der Menschen nicht zu vergessen, zeigt sich heute immer wieder deutlich.
Klaartje war eine einfache Frau, die nur eines wollte, leben und in Würde alt werden. Auch wenn ihr dies verwehrt blieb, ihre deutlichen, klaren Worte blieben als Vermächtnis bestehen und helfen uns, weiter „Gegen das Vergessen“ anzukämpfen.
Collectie Joods Historisch Museum, Amsterdam Klaartje de Zwarte-Walvisch und ein Ausschnitt aus ihrem Tagebuch |