Rezension „Hier musst du glücklich sein“ vonl Lisa Heathfield – Carlsen Verlag

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Carlsen (22. Dezember 2016)
Sprache: Deutsch
übersetzt von Birgit Schmitz
ISBN-10: 3551583382
ISBN-13: 978-3551583383
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: Seed
D: 16,99 Euro

Inhalt:

Eine kleine Gemeinschaft, abgeschottet von der Welt. Hier ist Pearl aufgewachsen und hier fühlt sie sich sicher, denn ihr Oberhaupt Papa S. beschützt sie alle vor der vergifteten Welt da draußen. Doch als sich der gleichaltrige Ellis und seine Familie ihrer Gemeinschaft anschließen, wird Pearls Weltbild auf die Probe gestellt: Ellis wächst Pearl täglich mehr ans Herz – und er scheint nicht an die Lehren von Papa S. zu glauben! Langsam wird auch Pearl klar, dass sie fliehen müssen, um sich zu retten …

Quelle: Carlsen Verlag

Die Autorin:

Lisa Heathfield hat lange als Lehrerin gearbeitet und liebt es, Jugendliche zum Lesen zu animieren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Söhnen in Brighton. »Hier musst du glücklich sein« ist ihr erstes Buch.

Quelle: Amazon

Rezension:

Abgeschottet von der Außenwelt und moderner Errungenschaften, im Einklang mit der Natur und aufgehoben im Schoße einer engen kleinen Gemeinschaft, so ist Pearl aufgewachsen. Dies ist ihre Welt und hier fühlt sie sich sicher. Pearl und die anderen Kinder kennen nichts anderes. Sie können nicht vergleichen und glauben alles, was die Erwachsenen ihnen erzählen. Papa S. ist ihr großes Vorbild und seine Liebe der schönste Lohn. Niemand stellt sein Handeln in Frage, fast niemand…

Die Kinder wachsen zwar unter strengen Regeln, aber dennoch relativ frei in der ihnen bekannten Welt auf. Sie werden geliebt und fühlen sich einander sehr verbunden. Saat scheint das Paradies zu sein…

Wir sind sehr schnell dabei, andere Menschen zu verurteilen. Wir fragen uns, wie es sein konnte, dass sie – wie in diesem Fall – einem Sektenführer dermaßen bedingungslos folgen konnten, dass sie im schlimmsten Fall mit ihm sogar ohne Gegenwehr in den Tod gehen würden. Beispiele hierfür gibt es in der Geschichte leider viele. Und genau das macht „Hier musst du glücklich sein“ so erschreckend real, greifbar und möglich. Es ist bedrückend, wie die Menschen in Saat ausgebeutet und manipuliert werden.

Papa S. ist sehr Charismatisch und weiß, wie er andere Menschen manipulieren kann. Ihm geht es einzig um Macht, psychologische Beeinflussung und die Bestätigung seines Egos. Die Frauen in Saat kamen alle als Kinder dort an und wuchsen mit den Ideologien der drei herrschenden Männer auf. Die Kinder wiederum kennen kein anderes Leben. Was sollten sie vermissen, woran Kritik üben? Wer sollte hier nicht glücklich sein?

Doch auch die Jugendlichen in Saat haben mit den Gefühlsschwankungen und Problemen der Pubertät zu kämpfen. Kate ist eine Rebellin und die Erste, die in den wenigen Momenten, in denen sie einen Blick auf die Außenwelt von Saat werfen darf, zu ahnen beginnt, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Ganz tief in sich fühlt sie, dass es da noch wesentlich mehr gibt, als ihre kleine Gemeinschaft. Sie ist wie ein Vogel der flügge wird und das Nest verlassen möchte.
Als dann auch noch Ellis mit seiner Familie nach Saat kommt, verändert sich alles. Sein Einfluss ist bald überall spürbar. Pearl beginnt zaghaft, aber unaufhaltsam, ihr bisheriges Leben in Frage zu stellen. Sie entwickelt sich jedem Tag, den sie Ellis Gesellschaft verbringt, ein Stückchen weiter. Nicht unerheblich hierbei sind die ersten zarten Bande der Liebe, die beide zueinander knüpfen. Ellis wird zum Held in dieser Geschichte.

Dabei lässt uns Lisa Heathfield die Ereignisse mit Pearls Augen betrachten. Ihre innere Zerrissenheit ist förmlich spürbar. Sie ist naiv und weltfremd. Dennoch kann sich Pearl vor den Veränderungen nicht verschließen und beginnt Fragen zu stellen. Ihr Blick wird kritischer. Manchmal möchte man sie stupsen, dann wieder in den Arm nehmen und trösten. Letztendlich fällt ihre heile Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wir lernen gemeinsam mit Pearl zu verstehen.

Ich habe mit den Protagonisten gebangt, gehofft und gelitten. Ich war wütend, frustriert und dennoch war da immer ein Fünkchen Hoffnung. Der Schluss war sehr rasant, schlüssig und dennoch gab es einen Punkt, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Die Antwort auf diese eine spezielle Frage blieb mir die Autorin leider schuldig. Allerdings handeln Menschen eben gerade in Extremsituationen nicht nach den Regeln der Logik. Mehr möchte ich darauf nicht eingehen, da ich sonst zu viel verraten müsste.

Nur so viel, ein befriedigendes Happy End konnte und wird es nicht geben. Auch wenn mich einige der Ereignisse traurig zurück ließen, bin ich froh, dass Lisa Heathfield den Schluss so und nicht anders gestaltet hat. Es bleiben viele Fragen offen, aber als Leser verlässt man Saat dennoch mit einem Gefühl der Hoffnung.

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